Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
Vom Netzwerk:
inneren Sicht aufdrängten. Rotblonde Strähnen blitzten aus einem Kopftuch hervor und kringelten sich um ein schmales Gesicht. Piet glaubte, sein Herz müsste stehen bleiben, als er Cristin erkannte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sie schienen direkt in sein Innerstes zu blicken. Blankes Entsetzen stand in ihrer Miene geschrieben. Aber bei allen Heiligen, wer waren die Schatten hinter ihr?
    Plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner Stirn und erkannte Mariankas vertraute Züge. Sie stand ganz dicht vor ihm.
    » Liebling, was ist mit dir?«
    » Cristin.« Seine Stimme klang hohl. »Ich habe sie gesehen. Ich glaube, sie ist in Gefahr.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich weiß nicht, ob Baldo bei ihr ist, ich weiß nur, sie hatte entsetzliche Angst. Da waren Schatten, die sie bedrohten.«
    Marianka schlug die Hand vor den Mund.
    »Verdammt«, entfuhr es Piet. »Ich hoffe nur, ich habe mir das alles bloß eingebildet.«
    Einige Augenblicke lang standen sie eng umschlungen da, während sich die Menge bis auf ein paar Neugierige, die die beiden weiter beobachteten, zerstreute.
    Dann sagte Marianka entschlossen: »Lass uns den heiligen Christophorus und St. Martin um ihren Schutz anrufen.«
    Sie schloss die Augen und senkte den Kopf, um zu den Schutzheiligen aller Reisenden zu beten.

3
    B aldo presste die Kiefer aufeinander, bis er das Knirschen seiner Zähne hörte. Ohnmächtig, Cristin in der Gewalt dieser miesen Ratte zu wissen, konnte er sich nur mühsam beherrschen, nicht auf den Wagen zuzustürzen und dem Kerl seinen Dolch in den Rücken zu stoßen. Als ahnte einer der beiden Bewacher, welche Gedanken dem aufgebrachten Reisenden durch den Kopf schossen, sagte er: »Vergiss es! Sonst ist dein Weib tot, ehe du bis drei zählen kannst.«
    Der zweite Mann, ein Kerl mit kupferroten Haaren und einem struppigen Vollbart, schlenderte zu dem Planwagen hinüber, in dem sich sein Anführer mit Cristin befand. Baldo wollte sich nach vorne werfen, doch da spürte er die Spitze eines Dolchs zwischen seinen Schulterblättern.
    »Der hier macht Ärger. Soll ich ihn zum Schweigen bringen?«
    »Stich ihn ab«, kam es gedämpft unter der Plane hervor.
    Der andere, immer noch am Wagen wartende Straßenräuber stieß ein heiseres Lachen aus. Dann drehte er den Kopf und riss die Augen auf. »Pass auf!«, brüllte er. »Da ist noch einer!«
    Schon spürte Baldo, wie sich der Schmerz in seinem Rücken verstärkte, aber nur einen Wimpernschlag später drang ein gequältes Stöhnen an seine Ohren, und der stechende Schmerz ließ augenblicklich nach. Stattdessen ergoss sich ein warmer, feuchter Schwall in seinen Nacken, und der Geruch von Eisen stieg ihm in die Nase. Er fuhr herum und sah sich einem wahren Hünen gegenüber. Sein dichtes, kastanienbraunes Haar trug er schulterlang, das Kinn zierte ein Spitzbart. Die Lippen in dem scharf gezeichneten Gesicht waren schmal, ebenso wie die Augen. Dann trat der Mann zurück. Zwischen ihm und Baldo hockte der Kerl, der ihm eben noch die Klinge in den Rücken hatte treiben wollen. Sein Blick war ungläubig, aus den halb geöffneten Lippen lief Blut. Dasselbe Blut, das Baldo den Nacken hinabrann und in seinem Hemd versickerte. Der auf dem Pflaster Kniende stieß ein heiseres Röcheln aus und fiel zur Seite.
    »Wer … seid Ihr?«, kam es stockend über Baldos Lippen. Doch der Mann, der ihn um mindestens anderthalb Köpfe überragte und vierzig Lenze zählen mochte, beachtete ihn nicht. Er wandte sich stattdessen Bastian und dem jungen Kerl zu, der sein Kurzschwert hatte sinken lassen und den Fremden anstarrte. Unschlüssig stand er da, ohne sich zu rühren.
    Bis der Hüne einen Schritt auf ihn zumachte, drohend die Hand mit dem Schwert erhob und rief: »Hau ab, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Da löste sich der Barhäuptige aus seiner Erstarrung und rannte die Straße hinunter, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her.
    »Da waren es nur noch zwei.« Die Stimme des Fremden war dunkel und wohltönend.
    Erst in diesem Moment nahm Baldo die dünne Narbe wahr, die vom Haaransatz des Mannes bis zu seiner linken Augenbraue verlief.
    Der Fremde ging an ihm vorbei, ein Stück auf den ersten der beiden Wagen zu, und blieb in etwa drei Klaftern Entfernung vor dem Mann mit dem Vollbart stehen.
    »Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, sich zu verdrücken. Was meinst du?«
    Der Angesprochene griff nach seinem Dolch. Doch als der Fremde mit gezogenem Schwert auf ihn zukam, schien der Mann die

Weitere Kostenlose Bücher