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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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eigenen Wein – wobei die Ergebnisse seiner Bemühungen zu seinem größten Kummer nicht an deutsche oder französische Erzeugnisse heranreichten. Er pflegte dieses Problem sehr gern mit Lizzie zu diskutieren – seine Familie war gänzlich desinteressiert.
    Agnes Busby blickte ähnlich säuerlich, wie das Getränk ihrer Ansicht nach schmeckte, wenn sie wieder mal gezwungen war, den Wein ihres Mannes zu probieren. Lizzie dagegen tat ihr Bestes, um Busbys Vorstellungen von korrektem Weinbau umzusetzen, wobei sie auch vor der Arbeit an den Reben nicht zurückschreckte. Vor allem aber vollbrachte sie Wunderdinge bei den unfreiwilligen Maori-Weinbauern und Winzern. Sie sprach ihre Sprache inzwischen fast fließend und vermochte insofern den Sinn der Maßnahmen zu erklären, mittels derer Busby die Erträge des Weinbergs nicht vergrößern, sondern verbessern wollte. Überhaupt zählte sie immer mehr Maori zu ihren Freunden – schon deshalb, weil es an pakeha -Bekannten fehlte. Die reichen Gäste der Busbys beachteten das Hausmädchen nicht. Mit ärmeren Siedlern kam Lizzie nicht in Kontakt, und weiteres weißes Personal in anderen hochherrschaftlichen Häusern gab es offensichtlich kaum.
    Lizzie wäre vereinsamt, hätte sie sich nicht immer öfter zu den gastfreundlichen Maori gesellt. Die Hausmädchen und Gärtner nahmen sie gern mit zu ihrem Stamm, der sie unvoreingenommen aufnahm und nie bohrende Fragen nach ihrer Vergangenheit stellte. Lizzie gab das ein Gefühl der Freiheit – zumal berechtigte Gründe für die Annahme sprachen, dass man sie selbst bei genauer Kenntnis ihres Vorlebens nicht verurteilt hätte. Das Konzept der Prostitution war den Maori ebenso fremd wie die strenge Sexualmoral der pakeha . Maori-Mädchen verschenkten freigebig ihre Gunst, bevor sie sich für einen Gatten entschieden – nur die Häuptlingstöchter waren in einigen Stämmen davon ausgeschlossen und ohnehin mit den verschiedensten tapu belegt. Wenn es also irgendetwas an Lizzie gab, was die Maori wunderte, so gerade ihr Verzicht darauf, sich einen Partner zu wählen. Das Kindermädchen Ruiha fragte sie einmal ganz offen danach.
    »Magst du keine Männer?«, erkundigte sie sich und spielte mit einer Strähne ihres langen schwarzen Haares, die sich immer wieder aus der von Mrs. Busby vorgeschriebenen braven Knotenfrisur löste. »Hast du lieber Frauen? Ich hab das noch nie gesehen, aber es heißt, so was gäbe es.«
    Lizzie wurde rot. »Vielleicht«, stotterte sie, scheu, aber ehrlich, »hatte ich schon zu viele … also … hm … Männer, nicht … Frauen. Mit Frauen hatte ich noch nie … ich hab gar nicht gewusst, dass es das gibt!«
    Ruiha nickte gelassen. Sie mochte Lizzies Haltung nicht verstehen, nahm sie aber hin.
    Lizzies Dienstherrschaft betrachtete ihre vermehrten Kontakte zu den Eingeborenen nicht so vorurteilslos – zumal sich das Klima zwischen Maori und pakeha mit den Jahren zu verschlechtern schien.Die Eingeborenen nahmen die Neueinwanderer nicht mehr mit so offenen Armen auf wie am Anfang. Langsam wurde es ihnen anscheinend zu voll auf ihrer Insel, und die Streitigkeiten häuften sich. Oft ging das natürlich auch auf Missverständnisse zurück – wenn überhaupt einer die Sprache des anderen gut beherrschte, so waren es meist Maori-Kinder, die in Missionsschulen Englisch lernten. Dort unterwies man sie allerdings auch im Lesen, Schreiben und Rechnen – woraufhin die Klügeren unter ihnen schnell anfingen, Verträge und Landverkäufe infrage zu stellen. James Busby musste sich dann mit ihren Beschwerden herumärgern oder mit der Wut der Siedler über die aufmüpfigen Maori. Und Mrs. Busby ärgerte sich darüber, dass ihre eingeborenen Dienstboten trotz jahrelanger Arbeit im Haus immer noch nicht perfekt waren. Sie schien absolut nicht verstehen zu können, was ihr sonst so untadeliges englisches Dienstmädchen Lizzie ins Dorf der Eingeborenen trieb.
    »Du könntest auch hierbleiben und zum Beispiel ein gutes Buch lesen!«, warf sie Lizzie ungnädig vor, als diese sich wieder einmal gleich verzog, nachdem am Sonntag der Gottesdienst gefeiert und das Essen serviert worden war. »Ich leihe dir gern eines. Oder du nähst dir ein Kleid … warum tust du nicht einfach das, was die anderen Hausmädchen auch tun?«
    Lizzie verzichtete darauf, sie zum wiederholten Mal darauf hinzuweisen, dass es im Ort einfach keine anderen pakeha -Hausmädchen gab. Sie las auch eher langsam und schleppend, und sie konnte nicht sonderlich

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