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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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saß abwartend und gelassen lauschend auf dem Zaun des Paddocks, Colin hockte auf seinem Pferd und sperrte Augen und Ohren auf. Heather flüsterte mit Chloé. Die beiden Mädchen kommentierten die Ereignisse wohl auf ihre Art.
    Nicht mehr zu sehen waren Missy und Spottey. Sean zwinkerte seiner Mutter zu. Kathleen schenkte ihm ein warmes Lächeln. Der Junge konnte denken!
    »Gut. Dann gehen wir jetzt ins Haus, und ihr packt eure Sachen, Kinder. Wir müssen den Buggy nehmen und das alte Maultier. Mitdem Planwagen ist Ian leider weg. Also nehmt nicht zu viel mit, zu sechst wird es ohnehin knapp.« Kathleen atmete tief ein und wappnete sich für die wichtigste Frage. »Claire, hast du dein Geld?«
    Kathleen atmete auf, als Claire nickte. »Ja!«, flüsterte sie und schaute schon wieder spitzbübisch drein. »Chloé hat’s aus dem Stall geholt, während ich mit der Frau wegen der Kleider gestritten habe. Sonst hätten die Leute womöglich noch Anspruch darauf erhoben. Aber hier ist es!«
    Sie nestelte die Pfundnoten und Münzen aus den Taschen ihres Hauskleides. Eigentlich hob sie ihr Geld in einem hübschen Kästchen aus Mahagoni auf – noch ein Stück aus ihrer weitgehend nutzlosen Aussteuer, aber das hatte sie bei ihrem Gewaltritt wohl nicht transportieren können.
    »Gut!« Kathleens Erleichterung war so groß, dass sie Claire spontan umarmte. »Claire, dann ist alles gar nicht so schlimm! Schau, du hast die Tiere, das Geld … du bist reich, Claire, und ich auch! Wir fahren weg! Wir fangen irgendwo ganz neu an!«
    »Aber wo?«
    Die immer noch etwas überrumpelte Claire folgte Kathleen ins Haus. Kathleen setzte Wasser auf und stellte Brot und Butter auf den Tisch – egal wie eilig sie fortwollten, Claire brauchte Tee und am besten auch noch etwas zu essen. Chloé zumindest schien völlig ausgehungert, sie griff sofort zu.
    Auch Kathleens Kinder machten noch keine Anstalten, sich zu verziehen. Sie lauschten fasziniert der Unterhaltung der Erwachsenen, Colin musste sein Pferd blitzschnell zurück in den Stall gebracht haben.
    »Es muss eine Stadt sein«, begann Kathleen mit der weiteren Planung. »Und möglichst keine, die aus einer Walfangstation oder so erwachsen ist. Da gibt’s dann nämlich kaum Frauen, also an wen verkaufen wir unsere Kleider? Es kommen nur Siedlungen infrage wie Christchurch.«
    »Aber das ist zu nah!«, wandte Claire ein.
    Kathleen verdrehte die Augen. »Natürlich gehen wir nicht nachChristchurch! Ian würde uns innerhalb eines Tages zurückholen, und du wärst genauso schnell die Tiere los und hättest womöglich ein Verfahren wegen Diebstahls am Hals! Nein, nach meinen Überlegungen sollten wir uns entweder nach Nordwesten wenden, Richtung Nelson, oder nach Süden, Richtung Dunedin.«
    »Ich würde für Nelson plädieren, Mommy«, ließ sich Sean in seiner nach der Lektüre des Lexikons manchmal etwas gestelzten Ausdrucksweise vernehmen. »Oder gleich für die Nordinsel. Da sind alle großen Städte: Wellington, Auckland … Und Dad findet uns dort nie.«
    Sean war das einzige der Kinder, das von Kathleens Fluchtplänen nicht überrascht schien. Im Gegenteil, wie es aussah, hatte er sich selbst schon darüber Gedanken gemacht.
    »Aber ich will gar nicht weg von Dad!« Das war Colin, dem wohl eben erst aufging, was hier ausgeheckt wurde. »Wir gehen doch nicht wirklich, Mommy, oder? Wir … wir gehören …«
    »Wir gehören deinem Vater eben nicht, Colin!«, beschied ihn Kathleen, ungewollt heftig. »Es ist nicht recht, dass er mich seit Jahren hier einsperrt, und jetzt reicht es mir. Wir gehen nach …«
    »Ich geh überhaupt nirgendwohin!«, ereiferte sich Colin. »Ich bleibe bei Dad!«
    Kathleen schüttelte den Kopf. »Das hast du nicht zu entscheiden, Colin. Du hast mir ohnehin schon zu viele schlechte Angewohnheiten angenommen. Von jetzt an hört das auf mit der Rosstäuscherei! Du wirst zur Schule gehen und einen anständigen Beruf erlernen. Bei Gott, seit ich deinen Vater geheiratet habe, wirft man mir seine Betrügereien vor – ich könnt in keinen Spiegel sehen, wenn ich denn einen hätte, sofern ich das auch noch von meinem Sohn hörte!«
    Colin sprang auf. »Du hast ganz anständig gelebt von den Betrügereien, du und dein … dein …«
    Colin merkte sich Worte nicht so gut wie sein Bruder, aber Kathleens Gesicht wurde doch von Röte überzogen, als ihr Sohn jetzt die Anschuldigungen wiederholen wollte, die Ian ihr so oftentgegengeschleudert hatte. Es war mehr als dringend,

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