Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
mit Peter Burton ging. Die Coopers erlaubten es deshalb ungern. Sie fürchteten, ihren abenteuerlustigen Sohn an das Goldsucherlager zu verlieren. Kathleen dagegen vertraute Sean. Sie lächelte, als sie daran dachte, dass sie Michael dort nicht allein hätte hinaufreiten lassen. Er wäre dem Ruf des Goldes zweifellos verfallen!
K APITEL 3
»Was meinen Sie denn, Miss Elizabeth? Soll ich Claudia gleich um ihre Hand bitten, oder erst, wenn ich von den Goldfeldern zurück bin?«, Ronnie Baverley war nicht mehr völlig nüchtern, aber er stellte die Frage ganz ernsthaft.
Lizzie seufzte. Sie war es längst gewöhnt, von den Kunden ihrer Schänke als eine Art Mutterersatz betrachtet und mit allen möglichen Lebensproblemen konfrontiert zu werden. Aber ob sie diesem Mann helfen konnte?
»Ronnie, sie wird dich nicht nehmen, bevor du ihr nicht zehn Unzen Gold vorlegst«, meinte sie schließlich. »Von Versprechungen hat sie nichts, da bleibt sie lieber im Green Arrow. Und davon abgesehen kann ich das Wort ›Goldfelder‹ nicht mehr hören. Was versprecht ihr euch bloß davon, in Otago herumzubuddeln? Ihr alle habt doch nie zuvor einen Spaten in der Hand gehabt!«
Das war natürlich übertrieben. Viele Männer, die Lizzie in den letzten Monaten nach Otago hatte aufbrechen sehen, kamen ursprünglich vom Land wie Michael, und die Handhabung von Grabwerkzeugen war ihnen nicht neu. Allerdings gehörte zumindest nach Lizzies Meinung mehr zur Goldsuche als zwei kräftige Hände und eine Schaufel. Man musste sich im Gelände auskennen, man musste wissen, welcher Fluss warum Gold führte und an welchen Stellen die Graberei eher aussichtslos war. Natürlich war Lizzie sich da nicht sicher, aber sie hatte nichts vergessen, was sie je über Weinbau gelernt hatte, und da gehörte es zu den wichtigsten Erkenntnissen, dass die Reben nicht überall wuchsen. In manchen Lagen gab es Nährstoffe für die Pflanzen, in anderen nicht. Mitdem Gold würde es nicht anders sein. Irgendwo zu graben erschien Lizzie sinnlos, und da zu graben, wo es schon alle anderen taten, war ebenso wenig erfolgversprechend. Aber mit solchen Argumenten konnte sie ihrer männlichen Kundschaft nicht kommen.
»Miss Elizabeth, in Otago braucht man keinen Spaten!«, erklärte jetzt auch Ronnie im Brustton der Überzeugung. »Da liegt das Gold auf der Straße. Ehrlich wahr, wenn die Maori da Sinn für hätten, könnten sie ihre Wege damit pflastern.«
Lizzie verdrehte die Augen. Sie war diese Geschichten gründlich leid, aber die Männer glaubten sie. Und wenn Ronnie nicht bald tatsächlich zu Geld kam und sich eine Hochzeit mit Claudia leisten konnte, so würde das blonde Freudenmädchen schneller als er nach Otago ziehen. Der erste der drei alten Pubs in Kaikoura hatte bereits geschlossen – es mangelte an Kundschaft. Die Männer, die früher auf den Walfangstationen und dann hauptsächlich in der Landwirtschaft gearbeitet hatten, zogen in Scharen nach Dunedin. Lizzie gestand es sich nicht gern ein, aber auch ihr Lokal verzeichnete in den letzten Wochen erhebliche Umsatzeinbußen. Kaikouras Bevölkerung schrumpfte, und Lizzie haderte mal wieder mit ihrem Schicksal. Wenn es so weiterging, würde sie das Irish Coffee nicht mehr lange halten können – zumal Michael wenig Sinn dafür zeigte, die Krise auszusitzen. Im Gegenteil: Auch er hätte sich lieber heute als Morgen nach Otago auf den Weg gemacht.
Lizzie war grundsätzlich zufrieden mit ihrem Leben als Wirtin, und bislang waren sie auch wegen der Whiskeybrennerei nie behelligt worden. Das gemeinsame Geschäft brachte genug zum Leben ein, auch bescheidener Luxus war bezahlbar. Lizzie besaß hübsche Kleider und Michael ein gutes Pferd. Sie hatten einen Wagen für Warenlieferungen und Einkäufe, mit dem Lizzie sonntags ausfahren konnte, wenn sie wollte. Mit dem örtlichen Maori-Stamm war sie gut befreundet – ihr Geschäft hatte auch den Ngai Tahu bescheidenen Wohlstand gebracht. Unter Michaels Anleitung lernten sie den Getreideanbau und die Vermalzung von Gerste in kürzester Zeit, so war die Brennerei unabhängig von den Farmern in Canterbury. Das erwies sich besonders in diesen Wochen als segensreich: Die Getreidepreise in Canterbury stiegen seit dem Goldrausch ins Astronomische. Es war kaum möglich, die Menschenmassen zu versorgen, die nach Otago strömten.
Vor allem aber war Lizzie als Bürgerin von Kaikoura beliebt und geachtet. Sie besuchte sogar wieder die Kirche und beteiligte sich an der Vorbereitung
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