Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
die Mittel, die sie dazu angewandt hatte, nach wie vor nicht gutheißen konnte. Aber das war Vergangenheit, Michael war entschlossen, Lizzie ihre Hurerei zu vergeben. Dann hatte er sie wiedergetroffen, und sie hatte sich erneut eingemischt. Natürlich waren sie erfolgreich gewesen. Die Whiskeybrennerei hatte deutlich mehr Geld gebracht als das Schafescheren. War das etwas kurzsichtig gewesen? Sein alter Freund, der Maori Tane, leitete inzwischen eine Schererkolonne in den Plains und verdiente sehr gut. Seit es dort immer mehr Schafe gab, verließ man sich nahezu nur auf die professionellen Scherer. Kaum ein Schafbaron setzte noch seine eigenen Viehtreiber für die Schur ein, die hatten genug damit zu tun, denblitzschnell arbeitenden Scherern die Tiere zuzutreiben. Tane und seine Leute arbeiteten drei Monate im Jahr hart, den Rest der Zeit genossen sie ihr Leben. Michael hätte auch hier sein Auskommen finden können.
Und nun die Goldfelder. Er hatte sich bemüht, hatte mit Chris wie ein Verrückter gearbeitet. Aber ohne großen Erfolg – bis Lizzie eingriff! Michael schien jeder nur als ihr Anhängsel zu betrachten. Die Maori nahmen ihn kaum wahr, selbst der Reverend beachtete ihn bei seinen Besuchen nur am Rande. Peter Burton sprach mit Lizzie über die Bibel, über Geister und Dämonen, und sie hatte dazu zweifellos mehr zu sagen als Michael, dessen Religionsunterricht bei Father O’Brien inzwischen ein Vierteljahrhundert zurücklag. Vielleicht ging es Burton auch um ihre Schuld an Ian Coltranes Tod – den Reverend jedenfalls hätte Michael verschmerzen können. Die Sache mit den Maori jedoch kränkte ihn.
Lizzie besuchte ihr marae häufig und bestand darauf, dass Michael sie dabei begleitete. Der Stamm müsse ihn kennen lernen und akzeptieren, behauptete sie, aber Michael hatte das Gefühl, dass sich die Leute dort allenfalls über ihn lustig machten. Die Männer pflegten ihn an ihr Feuer zu bitten und waren freundlich zu ihm, aber sie machten sich kaum die Mühe, ihre spärlichen Englischkenntnisse an ihm zu erproben. In ihren Liedern, Geschichten und szenischen Darstellungen meinte Michael dagegen häufig, Parodien auf die Goldgräber, Händler und Liebhaber der pakeha zu erkennen, und fühlte sich dadurch getroffen. Den Maori schien das nichts auszumachen. Sie behandelten ihn zuvorkommend. Aber es war nicht wie damals bei Tanes Stamm, in dem man Michaels Kenntnisse bezüglich Schafzucht und Hundeausbildung anerkannte und ihm den Status des tohunga zubilligte. Hier war er nur Lizzies Gefährte – allenfalls ausgestattet mit dem mana ihres Pferdes oder ihres Hundes.
Lizzie dagegen behandelten die Eingeborenen mit Ehrfurcht. Michael hatte keine Ahnung, ob und woher sie von ihrer Verstrickung in den Tod Ian Coltranes wussten, aber zumindest ihrePriesterin, Hainga, wurde nicht müde, ihren Einsatz für das Land der Ngai Tahu zu preisen.
Als Michael einmal radebrechend nachfragte, sagte man ihm, Hainga habe an jenem Tag Lizzies karanga gehört, worunter man, wie ihm Tonga erklärt hatte, einen Schrei als Anrufung der Götter verstand. Michael konnte sich das nicht vorstellen. Das Maori-Lager lag mehrere Meilen von dem Wasserfall entfernt.
Lizzie jedenfalls hatte sich ungeheures mana erworben und wurde entsprechend behandelt. Männer und Frauen bemühten sich um ihre Gunst, man freute sich, wenn sie mit den Kindern des Stammes spielte, und ihre Geschenke, Decken und Kochgerätschaften, die sie damals aus Tuapeka mitgebracht hatte, hielt man in Ehren, als seien sie mit Gold und Diamanten besetzt. Selbst der Häuptling richtete das Wort an Lizzie. Er fragte sie um Rat, wenn es um Verhandlungen mit den pakeha ging. Lizzie schuf sich weiteres mana , indem sie seine Fragen an den Reverend weitergab, der sie mit einem Advokaten in Tuapeka besprach. Sie konnte also klug und kundig Auskunft geben und half dem Stamm damit oft weiter.
Am schlimmsten fand es Michael, wenn ein befreundeter hapu , eine andere Familiengruppe der Ngai Tahu, den Stamm am Tuapeka River besuchte. Dann bat man Lizzie und natürlich auch ihren Mann zum Fest. Michael hatte dabei stets das Gefühl, als wollte man die zwei befreundeten pakeha vorführen wie dressierte Pudel. Jetzt war mal wieder so ein Tag.
»Muss ich wirklich mit?«, fragte Michael mürrisch, als Lizzie ihm von der Einladung erzählte.
Lizzie hüllte sich mit sichtlichem Vergnügen in die Maori-Festkleidung, die ihr die Frauen des Stammes geschenkt hatten. Im Winter war pakeha
Weitere Kostenlose Bücher