Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
auch Jäger. Aber wenn Zeit gut, alles wie immer.«
So war das also. Zumindest in seinem angetrunkenen Zustand fand Michael die Sache mehr als einleuchtend, und Lizzie müsste es, wie er fand, eigentlich auch verstehen. Michael und Lizzie hatten schlechte Zeiten hinter sich, Lizzie hatte ihr mana – was auch immer das genau war – nutzen müssen, um da herauszukommen. Aber jetzt brachen gute Zeiten an, und Michael sollte bestimmen, wo es langging! Wie es der Brauch befahl!
Was Kochen, Weben, Kämpfen und Jagen betraf, waren sich die Bräuche der Maori und pakeha schließlich mehr als ähnlich. Michael beschloss, die Sache gleich in der nächsten Woche anzugehen.
Die Gelegenheit dazu bot sich, als Lizzie ihre Ausbeute an Gold wieder einmal abwog und schätzte. Sie befand dabei etwas widerstrebend, dass es nun genug sein sollte. So leid es ihr um ihren traumhaften Sommer in den Bergen tat – es wurde doch Zeit, das Lager abzubrechen.
»Gut, dann werde ich in die Plains reiten und nach Land Ausschau halten!«, erklärte Michael mit klopfendem Herzen. Er hoffte, dass es jetzt nicht zum Streit kam.
»Du allein?«, fragte Lizzie verwundert. »Sollten wir das nicht gemeinsam machen?«
Michael schüttelte den Kopf. »Liebes, bei deinem Reitstil!« Sein nachsichtiges Lächeln nahm den herablassenden Worten, wie er hoffte, die Schärfe. »Da kommen wir doch in drei Monaten nicht in die Plains!«
Lizzie zog die Stirn kraus. »Aber wir können doch unseren Wagen nehmen. Wir reiten nach Tuapeka hinunter und spannen Brownie wieder an. Ich glaub nicht, dass er vergessen hat, wie das geht.«
Michael lachte über diesen Gedankengang. »Natürlich vergisst ein Pferd nicht, im Geschirr zu gehen, Lizzie! Aber auch der Wagen hält uns auf. Allein mit dem Schimmel bin ich schneller.«
Lizzies blieb nachdenklich. »Haben wir es denn eilig?«, wunderte sie sich. »Es ist doch erst Februar, der Herbst fängt gerade erst an. Bis es zu kalt und zu nass wird, um über Land zu fahren, dauert es noch Wochen. Und die Straßen rund um Christchurch sollen jetzt gut ausgebaut sein, da macht ein bisschen Regen sowieso nichts. Na, und was die Farm angeht – da wirst du doch ohnehin jemanden beauftragen.«
In Michael stieg Ärger auf. Gut, er hatte nicht geglaubt, dass sie sein Auftrumpfen völlig widerspruchslos hinnehmen würde. Aber dass sie schon wieder Pläne gemacht hatte, ging zu weit! Er brauchte keine Hilfe, um Land zu kaufen! Vermutlich wusste sie sogar schon, wer da infrage kam!
»Ich dachte, ich verhandle eher direkt mit den Ngai Tahu«, bemerkte Michael.
Lizzie nickte geduldig. »Auch eine Möglichkeit. Aber dann brauchst du mich doch erst recht. Dein Maori …«
»Herrgott, Lizzie, verstehst du nicht, dass ich auch mal etwas allein machen will?«, brach es aus Michael heraus. Seine Augen blitzten vor Zorn. »Wenn du bei den Maori auftauchst, breiten sie dir doch gleich wieder den roten Teppich aus, singen und tanzen, bis sie zusammenbrechen, und dann legen sie dir wahrscheinlich ihr Land zu Füßen!«
Lizzie verstand nicht. »Und?«, fragte sie. »Was ist daran schlecht? Wenn sie uns einen guten Preis machen, weil ich Freunde bei den Stämmen habe, dann ist das doch umso besser. Wir können mehr Schafe kaufen und ein schönes Haus bauen und …«
»Und wenn ich vielleicht gern ein Haus hätte, das schon steht?«, meinte Michael bockig.
»Dann solltest du nicht mit den Maori verhandeln, die haben höchstens ein Versammlungshaus im Angebot!«, lachte Lizzie. »Was ist los, Michael? Hat dich irgendwas verärgert?«
»Verärgert? Mich? So weit lässt du es ja gar nicht kommen, dass ich mich ärgern muss! Bevor ich mich um was kümmern kann, hast du’s längst geregelt! Kannst du dich nicht einmal aus was raushalten, Lizzie? Kannst du nicht einmal mich etwas machen lassen?«
Lizzie wirkte verletzt. Sie begriff nicht, worum es ihm ging. »Aber Michael, wir wollen doch beide in dem Haus leben. Und das Land ist für unsere Kinder. Warum willst du denn da allein …«
»Weil das Brauch ist, Lizzie!«, fuhr Michael sie an. » Tikanga , wenn dir das lieber ist! Der Mann holt seine Frau in sein Haus! Der Mann baut das Nest, die Frau brütet, verstehst du das?«
Lizzie schüttelte den Kopf. Auf ihrer Stirn standen jetzt steile Falten. »Ich soll … brüten? Aber Michael, wir haben bislang doch alles gemeinsam gemacht.«
Michael sprang auf. Ihre Bemerkung rührte an seine Wunden. »Gemeinsam nennst du das? Wenn du bestimmst
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