Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Aputa den Anhänger gegeben, und das Mädchen hatte sich sehr darüber gefreut. Aber Lizzie würden die Plejaden immer an Chris’ sinnlosen Tod erinnern, für den sie sich eine Mitschuld gab. Sie hätte voraussehen müssen, wie Neider auf den plötzlichen Goldsegen von Chris und Michael reagieren würden.
»Dafür können die Sterne nichts!«, tröstete Kahu Lizzie, als sie ihm die Geschichte erzählte. »Sieh nur, wie wunderschön sie sind. Hoffentlich strahlen sie in der Neujahrsnacht so hell wie heute.«
Lizzie nickte. Sie hatte längst gelernt, dass eine klare Neujahrsnacht nach dem Glauben der Maori ein warmes Jahr und eine gute Ernte verhieß. Vorerst war es allerdings nur kalt. Lizzie ließ zu, dass Kahu ihr eine Decke umlegte und seinen Arm dabei auf ihren Schultern verweilen ließ. Ermutigt zog er sie etwas näher an sich heran.
»Wir feiern die Neujahrsnacht mit Musik und Tanz – wie ihr«, raunte er ihr zu. »Aber diesmal wünschte ich mir, unsere Tänze wären den euren ähnlich. Dann könnte ich dich an mich ziehen, und wir wären eins.«
Lizzie antwortete nicht, aber sie wehrte ihn auch nicht ab. Es war schön, seine Wärme zu spüren – irgendjemandes Wärme. Unter dem Sternenhimmel sehnte sie sich noch mehr als sonst nach Michael. Im Sommer hatten sie sich so oft im Freien geliebt, und sie hatte seinen Körper im Licht von Mond und Sternen bewundert. Und nun … Immerhin hegte sie in diesen Tagen die vage Hoffnung, wieder einmal von Michael zu hören. Tane, sein alter Freund, kam zum Fest, allerdings war er nicht die ganze Zeit mit seinem Stamm in den Bergen gewesen. Im Herbst wurden die Schafe aufden großen Farmen gesammelt, die den Sommer frei im Hochland verbracht hatten. Tane, der sich inzwischen auch als Viehhüter einen Namen gemacht hatte und die Berge obendrein gut kannte, verdiente dabei viel Geld. Er hatte seinen Stamm also rechtzeitig vor dem Abtrieb der Tiere verlassen und die letzten Wochen in Kaikoura verbracht. Nun kam er nach Otago, um mit seiner Familie zu feiern. Anschließend würde er mit seinem iwi ans Meer zurückkehren.
Lizzie konnte die powhiri -Zeremonie für den Stamm aus Kaikoura kaum abwarten, in der Tane wieder den Tanz des Kriegers vorführte.
Gleich als die ersten Feuer brannten und die tohunga darauf warteten, dass sich der Mond im Licht der Plejaden erneuerte, gesellte sie sich zu den Männern, mit denen Michaels Freund seinen Whiskey teilte.
Tane war schon leicht berauscht und guter Dinge. Er freute sich, mit Neuigkeiten prahlen zu können.
»Michael?«, tönte er laut, um Lizzie zu imponieren. »War kurz in Kaikoura, er reden mit Fyffe. Ganz groß Michael, jetzt er ist reich! Hat ausgegeben Whiskey, wir feiern die ganze Nacht. Claudia aus Green Arrow will heiraten ihn – am liebsten gleich!«
Lizzie biss sich auf die Lippen. Michael feierte also in den Pubs und hielt fremde Mädchen aus. Gerade Claudia! Ob sie ihren Stammfreier hatte befriedigen können? Lizzie wünschte sich, vor Wut rasen zu können, aber tatsächlich empfand sie nur grenzenlose Traurigkeit. All die Zeit, all die Liebe, die sie Michael gewidmet hatte … Und so sollte es jetzt enden.
Aber dann straffte sie sich. Es war Neujahr, sie wollte nicht länger Trübsal blasen. Was Michael recht war, sollte Lizzie billig sein. Sie wollte an diesem Tag ebenfalls feiern!
Trotzig holte Lizzie ihre letzte Flasche Wein aus ihrem Zelt. »Wir werden sie nachher trinken!«, erklärte sie Kahu, der sie überrascht ansah.
Bemerkte er die Tränenspuren auf ihrem Gesicht? Lizzie wischtesie entschlossen weg und lächelte. Kahu reichte ihr die Whiskeyflasche, die Tane gerade kreisen ließ.
»Hier, du siehst aus, als brauchtest du einen Schluck – etwas Schärferes als deinen Wein. Den trinken wir, wenn die Sterne aufgehen.«
Als die Sterne schließlich am Himmel erschienen, gab es Gebete und Tanz, aber Lizzie hatte inzwischen noch ein paar Schlucke Whiskey genommen und konnte den Zeremonien kaum folgen. Immerhin gelangte sie langsam zu einem gewissen Gleichmut.
»Schau, wie klein wir sind, verglichen mit den Sternen!«, sagte Kahu sanft. Lizzie saß immer noch neben ihm, aber bisher hatte er sie nicht angerührt. Jetzt legte er ihr wieder den Arm um die Schulter. »Kannst du da noch Angst empfinden oder Trauer? Lass das Licht in dich einfließen, Elizabeth. Heute Nacht wird alles neu.«
Kahu öffnete die Weinflasche, als die meisten Stammesmitglieder tanzten, um den Mond zu begrüßen.
»Willst du
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