Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
westwärts. Und dann sind es nur noch ein paar Meilen bis zu einem Bach, ein bisschen versteckt, viele Farne drumrum – vielleicht findet ihr ja unsere alte Waschrinne. Ich muss euch nur warnen, Leute! Die Vorkommen sind erschöpft!«
Rusty und Johnboy grinsten wie beschenkte Kinder.
»Das seh ich noch nicht!«, meinte Rusty. »Wenn du mich fragst, warst du nur zu satt, um richtig zu suchen. Wir gucken’s uns jedenfalls an. Also, Lady, dann … Wie weit ist das, Michael?«
Michael überlegte. »Weit«, meinte er dann. »Um die acht Tagesmärsche. Und man kann sich leicht verlaufen. Es … gibt da viele Seen …«
»Wird schon!«, meinte Johnboy und tippte gegen die Krempe seines Hutes. »Und noch mal – nichts für ungut, Lady!«
Michael und Lizzie warteten schweigend, bis die beiden ihre Maultiere wieder beladen hatten. Michael unterbrach die Stille nur durch eine kurze Frage.
»Was ist das?«, fragte auch er leise, auf die Weinreben weisend.
»Wein«, sagte Lizzie. »Das hier ist ein Weinberg!«
Michael runzelte die Stirn. »Wir werden einen Zaun drum herumziehen müssen, damit die Schafe die Reben nicht zertrampeln.«
»Wir?«, fragte Lizzie.
»Lass uns später davon sprechen. Wir sollten nicht streiten, bevor die Kerle weg sind.« Michael winkte den Goldgräbern nach.
»Wer will sich denn streiten?«, erkundigte sich Lizzie.
Sie wandte sich ab und ging ein Stück den Hügel hinauf, zurückzu ihren Reben. Eine letzte musste noch an ihren Platz gebracht werden. Vorsichtig setzte sie sie ein.
»Gib zu, dass du mich brauchst«, sagte Michael, als die Männer endlich davongeritten waren. Er ließ seinen Blick über den Weinberg schweifen und hinunter nach Lawrence. Die Aussicht war atemberaubend.
Lizzie zog die Augenbrauen hoch. »Wegen dieser Lumpen? Die Ngai Tahu sind schon verständigt, bald wimmelt es hier vor Kriegern. Und ich werde lernen, wie man damit zielt.« Sie zeigte auf das Gewehr. »Du hättest es im Übrigen auch nicht gekonnt. Oder warum sonst die Schau mit dem ›See des toten Hundes‹?«
Michael lachte. »Ich mehre mein mana !«, erklärte er. » Whaikorero , die Kunst der schönen Rede.«
»Ich würd mich mal eher im Speerwurf vervollkommnen«, bemerkte Lizzie und häufte Erde um ihren letzten Setzling. »Die Kerle werden nicht so gut gelaunt sein, wenn sie zurückkommen.«
Michael machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, die kommen nicht wieder. Mit ein bisschen Glück finden sie unterwegs irgendwo Gold. Und wenn nicht: Ich hab sie Richtung Queenstown geschickt. Wäre Blödsinn, wieder umzukehren, statt da auf die neuen Felder zu ziehen.«
»Und was war das mit dem Schwur ›bei meiner Ehre‹?«
Es gab nun wirklich nichts mehr, was Lizzie an ihrem Weinberg tun konnte. Sie setzte sich neben ihre Reben ins Gras.
»Na ja, viel ist da ja nicht zu verpfänden«, sagte Michael sichtlich unbehaglich und ließ sich neben ihr nieder. »Wenn ich euch beide richtig verstanden habe, Kathleen und dich. Mit meinem mana ist es offensichtlich nicht weit her …«
Lizzie grinste. »Aber du kannst immer noch gottesfürchtig leben«, sagte sie. »Und dein Kind in Würde aufziehen.«
»Willst du mich denn noch haben?«, fragte er leise.
Lizzie seufzte. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, wechselte sie das Thema.
Michael wies auf das Land um sich herum. »Dein Berg, Lizzie. Dein maunga .«
Sie lächelte. »Und darauf möchtest du Schafe weiden lassen?«
Michael biss sich auf die Lippen. »Es geht nicht um Schafe, Lizzie. Von mir aus können wir auch Wein pflanzen – oder Whiskey brennen. Ich möchte nur bei dir sein, Lizzie. Weil du und das Kind – ihr seid mein maunga .«
Lizzie nahm eine Handvoll Erde und ließ sie durch ihre Finger rieseln. »Was ist mit Kathleens Kind?«, fragte sie.
»Sean ist fast erwachsen. Er braucht mich nicht mehr. Und er hat den Reverend.«
Letzteres klang fast ein bisschen verbittert. Michael sah ein, dass Peter Burton ihn würdig vertreten hatte. Aber es schmerzte ihn, dass Sean seine irischen Wurzeln kaum kannte. Kathleen hatte nur zu bereitwillig zugelassen, dass Claire und Peter die Märchen und Legenden aus Wicklow durch römische und griechische Sagen sowie Erkenntnisse des Mr. Darwin ersetzten.
»Sagt das Kathleen?« Lizzie lächelte. »Peter wird sich freuen. Fragt sich nur, wer die beiden jetzt traut – der künftige anglikanische Bischof oder der schreckliche Father Parrish.«
»Lenk nicht ab, Lizzie!«, bat Michael. »Es geht
Weitere Kostenlose Bücher