Das Gold des Bischofs
erzählt, dass ihr Mann das Fenster eingeschlagen hat bei dem Versuch, wieder Luft zu bekommen. Aber zu diesem Zeitpunkt schnürte ihm das Gift die Kehle zu und keine Auster in der Luftröhre.«
»Vergiftet von wem?«, erkundigte sich Roger mit zweifelndem Tonfall.
»Das weià ich nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, warum er vergiftet wurde, auch wenn es vermutlich etwas mit Flambards verfluchten Geschäften zu tun hat.«
»Nein«, stellte Eleanor entschieden fest. »Alice würde nie zulassen, dass ihr Ehemann an ihrem eigenen Tisch vergiftet wird.«
Die offensichtliche Erwiderung auf diesen Einwand war, dass Alice ihn dann wohl selbst vergiftet hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein älterer Mann von seiner jüngeren Ehefrau beseitigt wurde. Jarveauxâ Tod war vielleicht nur ein ganz gewöhnlicher Mord, für den Alice nur einen besonders ungünstigen Zeitpunkt gewählt hatte.
Eleanor setzte sich neben ihn. »Mir ist nicht wohl bei der Sache. Am liebsten würde ich euch bitten, noch heute die Stadt zu verlassen. Aber Cenred hat mir gesagt, dass die StraÃen inzwischen vollkommen unpassierbar sind. Wenn das Wetter weiterhin so schlecht bleibt, werdet ihr noch wochenlang hier festsitzen!«
»Ich würde dich niemals allein lassen, Ellie«, verkündete Roger ritterlich. »Und wenn ich wieder ins Heilige Land aufbreche, dann kommst du mit.«
Geoffrey beäugte ihn skeptisch. »Eine Festung voller Kreuzfahrer ist kein Aufenthaltsort für eine Dame.«
»Wir werden eine Unterkunft in der Stadt finden«, sagte Roger. »Sie wird das Haus hüten, während ich plündern gehe. Du kannst gern daheim bleiben und ein paar Pennys als Schreiber hinzuverdienen.«
Geoffrey lachte. Das Bild, das Roger da malte, mitsamt seiner eigenen kläglichen Rolle darin, belustigte ihn. Aber trotz allem klang das immer noch verlockender als die Aussicht, dem Prior beim Aufspüren von Flambards Schatz zu helfen.
»Das hört sich ja sehr behaglich an«, bemerkte Eleanor mit unverhohlener Verachtung. »Aber ich möchte nicht an einem Ort leben, wo wir vom Erlös aus irgendwelchen Blutbädern leben müssen. Und auÃerdem wird niemand von uns irgendwohin gehen, solange wir nicht ein wenig Ordnung in diesen wirren Haufen von Einzelheiten gebracht haben. Lasst uns ein paar Minuten innehalten und alles durchgehen, was wir erfahren haben.«
Roger ächzte. »Muss das sein? Mir tut jetzt schon der Kopf weh.«
»Wie immer, wenn du nachdenken musst«, stellte Eleanor mitleidslos fest. »Dann geh und hol etwas von dem kalten Schweinebraten aus der Küche, während Geoffrey und ich alles abwägen.«
»Also gut«, meinte Geoffrey und beobachtete, wie Roger das Fleisch auf drei Bretter portionierte und dann groÃzügig von dem Wein ausschenkte. »Die ganze Angelegenheit nahm mit Flambard ihren Anfang. Er beauftragte drei Boten, drei Karten an drei unterschiedliche Personen auszuliefern. Wir wissen nur von einer, dass sie tatsächlich den vorgesehenen Empfänger erreichte: diejenige, die Roger dem Prior überbrachte.«
»Ja«, stimmte Roger zu und leerte seinen Becher. Er füllte ihn wieder, ehe er die beiden anderen an Geoffrey und Eleanor weiterreichte. »Mein Vater hätte mir gleich alle drei Karten geben sollen. Dann wäre der Schatz jetzt schon in Sicherheit.«
»Der Schatz ist in Sicherheit«, merkte Eleanor an, »denn niemand weiÃ, wo er liegt. Fahrt fort, Geoffrey.«
»Um wieder nach Southampton zurückzukehren: Ich vermute, Peterkin wurde ermordet, weil man ihn für einen von Flambards Boten hielt, der soeben sein Pferd sattelte, um gleich in den Norden zu reiten. Wiesel und sein Freund wollten den Leichnam wohl gerade nach der Schatzkarte durchsuchen, als ich sie gestört habe.«
»Du hast sie verfolgt, aber Wiesel hat aus Versehen seinen SpieÃgesellen erschossen und ist dann entkommen«, fuhr Roger fort und kippte noch ein wenig Wein in Geoffreys schon randvollen Becher, damit er sich ruhigen Gewissens auch selbst nachschenken konnte. »Und dann war da noch dieser Kämpfer vom Dach, der ebenfalls mit einem rot gefärbtem Armbrustbolzen getötet wurde. WeiÃt du noch, wie er mir irgendwas von einem Stab zurief?«
»Was meinst du damit?«, fragte Eleanor. »Was für ein Stab? Etwa der Hirtenstab eines
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