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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Euch zu verschwenden.«
    Â»Was habt Ihr denn da in dem Päckchen?«, erkundigte sich Geoffrey, als sie sich anschickte, weiterzugehen. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Bündel, das sie unter dem Arm trug. »Soll ich es für Euch tragen?«
    Sie stampfte gereizt mit dem Fuß auf und stürzte beinahe. »Ihr seid furchtbar! Was geht es Euch an, was ich kaufe oder warum ich meine Schlösser auswechsele?«
    Â»Mal angenommen, es war nicht die Auster, die Walters Tod verursacht hat«, sagte er und beobachtete sie sorgfältig. »Angenommen, es war etwas anderes. Gewiss wolltet Ihr dann doch die Wahrheit erfahren?«
    Â»Wovon redet Ihr? Walter starb, als er sein Abendessen verschlang.«
    Â»Wer hat außer Euch und ihm sonst noch von diesen Austern gegessen?«
    Â»Ãœberhaupt niemand!«, stieß sie verärgert hervor. »Wir haben immer allein gespeist, aber es waren Diener anwesend, die alle herbeieilten, um zu helfen, als Walter sich verschluckte. Und ich mag keine Austern – Walter hat sie alle allein gegessen.«
    Also hätten sämtliche Austern vergiftet sein können, und er wäre als Einziger gestorben. Geoffrey blickte auf Alices hübsches Gesicht hinab und versuchte zu ergründen, ob ihre Gereiztheit der Abwehr von Fragen diente, von denen sie wusste, dass sie zu einer Mordanklage führen mochten, oder ob ihre Entrüstung aufrichtig war. Er hatte wohl zu viel Zeit mit Lügnern und Betrügern verbracht, so dass er den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge nicht mehr ausmachen konnte.
    Â»Ich weiß genau, was Ihr denkt!«, zischte sie. »Ihr verdächtigt mich, Walter umgebracht zu haben, damit ich in den Genuss seines Vermögens komme.«
    Â»Ihr wirkt nicht übertrieben betrübt über seinen Tod.«
    Jetzt wurde sie wirklich wütend. Ihre Füße schlidderten, als sie versuchte, sich zu entfernen, und Geoffrey bewahrte sie ein zweites Mal vor einem Sturz. Sie errötete, und in ihren Augen funkelten Tränen der Empörung, die jeden Augenblick herabzurinnen drohten. Geoffrey bemerkte, dass einige der Lehrlinge, die in den Verkaufsständen ihrer Meister zitterten, dem Streit mit wachsendem Interesse folgten. Er überlegte, ob er sie wohl zu weit getrieben hatte. Er war zwar nicht sonderlich besorgt, dass ein paar Jünglinge ihn in ein Handgemenge verwickeln könnten, aber er wollte sich auch nicht zu einer Schlägerei in aller Öffentlichkeit herabwürdigen.
    Â»Ich trauere auf meine Weise um Walter!«, schrie sie und schob ihn von sich fort, dann ruderte sie heftig mit den Armen, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen. »Und wie ich das tue, geht Euch überhaupt nichts an.«
    Â»Belästigt er Euch, gnädige Frau?«, fragte einer der Lehrlinge und beäugte Geoffrey ängstlich. »Wenn das so ist, werde ich ihn bitten, zu gehen.« Der Bursche wirkte nicht sonderlich zuversichtlich und wusste wohl genau, dass er nicht viel tun konnte, um Geoffrey zu etwas zu bewegen, was dieser nicht wollte.
    Â»Ja, das tut er«, verkündete Alice lautstark. »Sorg dafür, dass er verschwindet.«
    Â»Ã„h«, setzte der Lehrling unsicher an Geoffrey gewandt an. »Herr, wollt Ihr vielleicht in Erwägung ziehen …«
    Â»Ich gehe, sobald ich weiß, was in diesem Päckchen ist«, sagte Geoffrey und fragte sich, ob ihre Weigerung, ihm das zu verraten, wohl etwas über den Inhalt aussagte oder ob sie einfach nur wegen seiner unverschämten Fragen verärgert war.
    Â»Was geht Euch das Päckchen einer sächsischen Dame an, Normanne?«, unternahm ein anderer Lehrling einen kühnen Versuch der Einschüchterung. Zustimmendes Gemurmel und Ermutigungen von seinen Freunden folgten, und er blickte geschmeichelt und stolz, weil er der Verteidiger einer der wohlhabendsten Witwen der Stadt war. In einem plumpen Versuch der Ritterlichkeit fasste er nach Alices Arm und brachte sie zum Stolpern. Das Päckchen fiel zu Boden, wo es aufplatzte und eine Wolke aus hellgrauem Pulver freisetzte. Nun war auch eine Beschriftung zu sehen: der Name des Inhalts und eine knappe Anweisung zu seiner Verwendung.
    Â»Wurzel des grünen Nieswurzes«, las Geoffrey laut vor, nachdem er sich gebückt und das Päckchen betrachtet hatte. »Zum Töten von Ratten mit Essen vermischen und als Köder auslegen.«
    Selbst Geoffrey, der nur wenig über Pflanzen und ihre

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