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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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grüßte er höflich. »Die Straßen sind rutschig heute. Soll ich Euch begleiten?«
    Â»Nein«, beschied sie ihm kurz angebunden und schob sich das Päckchen unter den Arm. »Geht weg.«
    Er stapfte neben ihr her. Ihre hübschen, aber unpraktischen Schuhe erschwerten ihr das Laufen, und das wirkte sich zu seinem Vorteil aus, weil sie ihn so nicht abschütteln konnte. Alice war niemand, dessen Gesellschaft er bereitwillig gesucht hätte, aber die Tatsache, dass sie aus einer Apotheke kam – und jeder wusste, welch starke Substanzen man dort kaufen konnte –, zusammen mit dem Umstand, dass ihr Ehemann vergiftet worden war, erweckte in Geoffrey den Wunsch, mehr über dessen Tod zu erfahren.
    Â»Ich wusste gar nicht, dass man zu dieser Zeit des Jahres Austern kaufen kann«, sagte er ins Blaue hinein. Aber ihm fiel nichts anderes ein, um das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken. »Ich hätte gern welche für Eleanor. Könnt Ihr mir einen guten Fischhändler empfehlen?«
    Â»Die sind alle gleich. Sie stehen unter der Knute der Abtei, darum ist keiner besser oder schlechter als der andere.«
    Â»Mögt Ihr sie? Austern, meine ich? Ich finde sie schleimig und geschmacklos.«
    Â»Warum kauft Ihr sie dann für Eleanor?«, erwiderte Alice bissig. »Oder drückt Ihr immer Eure Dankbarkeit für Gastfreundschaft aus, indem Ihr etwas verschenkt, was Ihr als ›schleimig und geschmacklos‹ betrachtet?«
    Â»Nicht jeder teilt meinen Geschmack«, gab er ungerührt zurück. »Manche Leute schätzen sie als Delikatesse – Euer Gemahl, beispielsweise.«
    Â»Nach Austern war er unersättlich«, stellte sie voll Abscheu fest. »Und schaut, wie es ihm ergangen ist. Wenn noch irgendjemand Zweifel hat, ob Gier eine Sünde ist, dann muss er sich nur Walter anschauen.«
    Â»Was meintet Ihr doch gestern, wie es passiert ist?«
    Sie blickte ihn scharf an, und er fasste sie am Arm, als sie ins Rutschen geriet und beinahe umgefallen wäre. »Ihr seid einfach widerlich neugierig. Selbst ein Ritter muss doch wohl merken, dass es unhöflich ist, mit einer Witwe über den Tod ihres Mannes zu sprechen. Es ist schmerzlich für mich, und ich werde nicht darüber schwatzen, nur um Eure makabre Neugier zu befriedigen.«
    Â»Gestern wirktet Ihr nicht sonderlich bekümmert darüber. Ich hatte den Eindruck, Ihr wärt über seinen Tod erleichtert.«
    Sie machte abrupt Halt und funkelte ihn zornig an. »Und was soll das bedeuten? Wollt Ihr mich etwa beschuldigen? Wenn Ihr das tut, könnt Ihr gleich mit mir zum stellvertretenden Sheriff gehen und Eure Anklagen dort vorbringen. Jeder weiß, dass Walter gestorben ist, weil er sich verschluckt hatte, und Cenred würde Euch wahrscheinlich in den Kerker werfen lassen, weil Ihr eine so hässliche Anschuldigung vorgebracht habt.«
    Geoffrey nahm an, dass man selbst in Durham noch nicht so weit war, jemanden nur einzusperren, weil er geäußert hatte, dass eine junge Witwe schamlos den Tod ihres bejahrten Ehemannes genoss. »Hat jemand den Leichnam Eures Mannes untersucht, um festzustellen, ob er tatsächlich an der Auster gestorben ist?«
    Â»Ich weiß es nicht«, entgegnete Alice kühl. »Ich habe Cenred nicht gefragt, was er mit Walter getan hat, nachdem die Leiche erst mal aus meinem Haus war. Ich habe einen Priester bezahlt, damit er ihn aufbahrt, und werde ihn beerdigen lassen, sobald das Wetter sich bessert.«
    Â»Eilaf bat mich, Euch das auszuhändigen«, sagte Geoffrey und holte den Schlüssel hervor, den der Priester ihm gegeben hatte. »Er meinte, Ihr würdet nun nach Walters Tod seiner Dienste nicht mehr bedürfen.«
    Â»Er hätte sich die Mühe sparen können.« Sie machte keine Anstalten, den Schlüssel zu nehmen. »Ich habe gestern ein neues Schloss einsetzen lassen.«
    Â»Habt Ihr befürchtet, jemand könnte bei Euch einbrechen?«, wollte Geoffrey wissen. Er fragte sich, ob sie wohl von Jarveaux’ Schatzkarte wusste und die Schlösser ausgetauscht hatte, damit niemand mit einem überzähligen Schlüssel in ihr Haus gelangen und die Karte stehlen konnte.
    Sie seufzte heftig. »Das alte Schloss klemmte, und Walter war zu geizig, ein neues zu kaufen. Das Leben ist zu kurz, um es an launenhafte Schlösser zu verschwenden. Und es ist auch zu kurz, um es an ein Gespräch mit

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