Das Gold des Bischofs
Mal gesehen habe â oder zumindest ein Stück Pergament, das ich dafür hielt â, befand sie sich zwischen den schmierigen Fingern unseres Freundes, des Cellerars. Wie kommt sie jetzt hierher?«
»Er hat sie fallen lassen«, stellte Roger beiläufig fest. »Als ich Hemming von den FüÃen riss, ist Burchard so erschrocken, dass sie zu Boden flatterte. Ich hab mir das Pergament geschnappt, bevor es untergewühlt werden konnte.«
»Hat dich jemand dabei beobachtet?«, fragte Geoffrey. Eines war gewiss: Wenn es jemand mitbekommen hatte, dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Mörder sich auf Roger konzentrierten.
»Nein«, stellte Roger selbstgefällig fest. »Wiesel und seine Freunde waren ganz mit dir beschäftigt. Hemming lag mit geschlossenen Augen im Schnee, und Burchard starrte ihn an wie der dumme Ochse, der er ist.«
»Er hat Hemming angestarrt? Warum hat er nicht nach der Karte gesucht, die er gerade fallen gelassen hatte?«
»Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Roger verärgert. »Vermutlich glaubte er, dass Hemming tot ist und er der Nächste sein sollte. Wie auch immer, gleich darauf fing er auch schon an, im Schnee herumzuwühlen und nach der Karte zu suchen. Niemand weiÃ, dass ich sie habe, auÃer uns beiden.«
»Gut«, befand Geoffrey mit Nachdruck. »Und dabei sollten wir es belassen. Erzähl nicht einmal Eleanor davon. Wir wollen ja nicht, dass irgendwer in ihr Haus eindringt und die Karte von ihr verlangt, während wir nicht da sind.«
»Nein, das wollen wir nicht«, stimmte Roger ihm von ganzem Herzen zu. »Ich werde Helbye und Ulfrith befehlen, heute den ganzen Tag bei ihr zu bleiben. Und nächste Nacht wird die Gefahr vorbei sein, so oder so.«
Geoffrey beäugte ihn mit Unbehagen. »Wird sie? Warum?«
»Ich habe einen Plan«, verkündete Roger und war sichtlich zufrieden mit sich. »Ich brauche ein wenig Hilfe von dir, aber ich weià ganz genau, was wir als Nächstes unternehmen sollten und wie wir diesen ganzen Intrigen ein Ende setzen.«
»Ach du meine Güte«, hauchte Geoffrey beunruhigt.
Während Roger die Vorratskammer plünderte und Brot und Bier für ein zeitiges Frühstück holte, schaute Geoffrey aus dem Fenster und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Wer hatte Wiesel hinter Burchard und Hemming hergeschickt? War es einer der hochrangigen Mönche oder jemand von auÃerhalb der Abtei? Und nun hatte Roger die Karte. Mussten sie jetzt mit Anschlägen gegen ihr Leben rechnen, bis der Schatz gehoben war und sicher in den Schatullen der Kathedrale lag? Aber die nächstliegende Frage war: Wie lautete der Plan, den Roger unbedingt ausführen wollte? Hoffentlich war er nicht allzu abwegig.
»Da haben wir es«, verkündete Roger, während er mit einem Fuà die Tür aufstieà und einen beeindruckenden Haufen Speisen auf den Händen balancierte. »Das sollte den Hunger eine Weile abhalten.«
»Allerdings«, stellte Geoffrey beunruhigt fest. »Eleanor wird wütend werden, wenn sie sieht, was du alles genommen hast. Das reicht ja für eine ganze Burgbesatzung!«
»Unfug«, befand Roger und riss einen Laib Brot in zwei Hälften. »Dein Hund wird uns schon helfen, wenn wir unseren Hunger überschätzt haben. Das Tier frisst alles.«
Wie um diese Behauptung zu bestätigen, tat der Hund einen plötzlichen Satz, und Geoffrey sah gerade noch ein Stück Schinken unter dem Bett verschwinden.
»O nein«, murmelte Roger und setzte hinterdrein. »Eleanor räuchert einen wunderbaren Schinken, und der war für mich bestimmt.«
Es gab ein kurzes Tauziehen, aus dem der Hund mit dem gröÃeren Stück hervorging. Roger zog sich mit blutendem Daumen auf die Fensterbank zurück.
»Wie lautet nun dein Plan?«, fragte Geoffrey und nahm sich etwas Käse. »Wir können diese Karte nicht behalten, Roger. Es ist zu gefährlich. Wir müssen sie noch heute dem Prior bringen â vorzugsweise unter Zeugen, damit jeder weiÃ, dass wir sie nicht mehr haben.«
»Ich weià was Besseres«, behauptete Roger und rieb den Schinken an seiner Hose ab, um den Geifer des Hundes loszuwerden, bevor er einen kräftigen Bissen davon nahm. Widerstrebend bot er auch Geoffrey etwas an, der allerdings ablehnte. »Vergiss die Karte und den Prior. Das verschafft uns keine
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