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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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nächtliche Unternehmen tatsächlich schmutzige Spuren hinterlassen hatte, und sein Haar war in wirr abstehenden Büscheln getrocknet. Er wusch sich, so gut er konnte, und kippte das verräterisch trübe Wasser dann aus dem Fenster. Anschließend fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und mühte sich vergebens, es ein wenig zu bändigen, bevor er Roger in die Stube folgte.
    Eleanor und Alice saßen dort steif auf den Stühlen neben dem Kaminfeuer, das gerade erst entfacht worden war. Die Flammen zischten und knackten schwächlich über die feuchten Scheite, und das Zimmer war beinahe so eisig wie die Mienen der beiden Frauen. Alice funkelte die Ritter zornig an, als sie eintraten.
    Â»Habt ihr das etwa von den Ungläubigen gelernt?«, wollte sie wissen. Sie erhob sich mit kalkweißem Gesicht. »Haben sie euch beigebracht, wie man in die Häuser armer Witwen einbricht und sie beraubt?«
    Â»Wie kannst du es wagen, meinen Bruder eines so verruchten Verbrechens zu beschuldigen!«, rief Eleanor. »Er beraubt niemanden.«
    Â»Das ist richtig – wir haben nichts gestohlen«, ließ Geoffrey Alice ruhig wissen. »Und wir sind auch nicht in Euer Haus eingebrochen, so viel kann ich Euch versichern.«
    Â»Nun, irgendjemand hat es jedenfalls getan«, schimpfte Alice. »Der Rahmen des Fensters zu meiner Stube war verbogen, also muss derjenige, der sich da durchgequetscht hat, ein sehr massiger Mann sein – wie ihr beide!«
    Â»Es gibt viele massige Männer in der Stadt«, merkte Eleanor kühl an. »Die Hälfte unserer Mönche ist fett, was nicht wundert, bei dem, was sie essen. Ein schwerer Körperbau ist noch lange kein Grund, meinen Bruder eines Verbrechens zu beschuldigen.«
    Â»Vielleicht war es ja gar nicht dein Bruder«, sagte Alice mit einem gefährlichen Blitzen in den Augen. »Er hat auch gar nicht genug Verstand dafür. Vermutlich war es sein Freund hier.«
    Â»Geoff ist nicht eingebrochen«, wandte Roger lautstark ein, fest entschlossen, diese Beschuldigung nicht auf seinem Freund sitzen zu lassen. »Wir haben nur zugesehen …«
    Er verstummte, und Geoffrey warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Er wünschte sich nur, der bullige Ritter könnte zumindest den Mund halten, wenn er schon keinen Satz herausbrachte, ohne gleich zu verraten, dass sie dem Verbrechen beigewohnt hatten.
    Â»Wobei zugesehen?«, wollte Alice wissen. »Was wolltest du sagen? Wo seid ihr letzte Nacht gewesen?«
    Â»Unterwegs«, erwiderte Roger, und sein Tonfall hätte noch den gleichgültigsten Menschen der Welt veranlasst, nachzuhaken. Alice brauste sogleich auf.
    Â»Ihr seid in die Häuser unschuldiger Bürger eingebrochen. Ihr solltet euch was schämen!«
    Â»Wir sind nicht in Euer Haus eingebrochen«, versuchte Geoffrey sie zu beschwichtigen. »Wirklich nicht.«
    Â»Aber irgendwer ist zum Fenster meiner Stube hinaufgeklettert und hat durch die zerbrochene Scheibe den Riegel geöffnet«, erklärte Alice mit mühsam gezügeltem Zorn. »Er hat mein Eigentum geplündert und ist auf demselben Weg wieder entkommen. Allerdings hat er dabei so viel Lärm gemacht, dass Mutter Petra wach geworden ist. Sie konnte noch beobachten, wie er den Halt verlor und hinabstürzte. Ihr seht also, es gibt eine Zeugin für Euer Verbrechen!«
    Â»Und wie kommt Ihr darauf, dass wir es waren?«, fragte Geoffrey. »Es gibt viele Leute, für die es sich lohnen könnte, das Haus einer wohlhabenden Witwe auszurauben. Ohne Euch beleidigen zu wollen: Ihr habt nichts, was ich begehren würde.«
    Â»Nein, das habe ich nicht!«, brüllte Alice aufgebracht. »Weil Ihr es mir nämlich schon weggenommen habt. Ihr habt mir alles genommen!«
    Â»Was hat Mutter Petra denn gesehen?«, erkundigte Roger sich besorgt. »Gesichter?«
    Â»Sie sah, wie ein großer Mann sich durchs Fenster wuchtete, und dann sah sie Gestalten, die sich im Schnee balgten. Ich bin nicht blöde, Roger. Dein Freund belästigt mich schon, seit er hier angekommen ist. Er hat mich auf dem Marktplatz mit seinen schändlichen Verdächtigungen bis in die Ohnmacht getrieben, und überall in der Stadt stellt er abscheuliche Fragen über mich.«
    Bei diesen Worten war sie immer lauter geworden, und ihre Stimme klang unangenehm schrill. Geoffrey kam zu dem Schluss, dass er von seiner flüchtigen Begegnung mit

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