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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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beeilen, damit er und Roger ihm endlich die Schatzkarte wegnehmen, Wiesel und seine Begleiter in Gewahrsam nehmen und die ganze Angelegenheit dem Prior und dem stellvertretenden Sheriff überlassen konnten.
    Nach einer Zeitspanne, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, fragte sich Geoffrey schon, ob Burchard wohl die Morgendämmerung abwarten wollte, um besser sehen zu können. Da erschien der Mönch im Fenster und hielt etwas in der Hand, das er triumphierend in Hemmings Richtung schwenkte. Hemming bedeutete ihm mit einer ungeduldigen Geste, wieder herabzusteigen, und Burchard wandte sich erneut der mühsamen Aufgabe zu, seine Körpermasse durch das Fenster zu wuchten.
    Plötzlich gerieten die Dinge in Bewegung. Geoffrey hörte den unverwechselbaren Klang einer Armbrust, die gespannt wurde, und sah, wie Wiesel die Waffe auf Burchard richtete. Geoffrey hatte keine Lust, des Mordes beschuldigt zu werden, den Wiesel gerade begehen wollte – immerhin mochte Turgot behaupten, dass nur Geoffrey und Roger von Burchards Einbruch bei Alice gewusst hatten. Daher verließ er sein Versteck, rannte auf Wiesel zu und prallte so hart gegen ihn, dass der Mann zu Boden ging. Leider war der Schnee schlüpfrig, und Geoffrey verlor ebenfalls den Halt.
    Dann tauchte Roger am anderen Ende der Straße auf und rang aus irgendeinem unerfindlichen Grund ausgerechnet Hemming zu Boden. Wiesels Begleiter erholten sich schnell von ihrer Überraschung. Einer von ihnen zog ein Messer und stach auf Geoffrey ein, während dieser versuchte, trotz der Glätte wieder auf die Beine zu kommen. Geoffrey zuckte zurück und spürte, wie sich die Klingenspitze am Ärmel seines Kettenhemds verfing. Dabei geriet er erneut ins Stolpern. Wiesel versuchte, die fallen gelassene Armbrust zu fassen zu bekommen, während einer seiner Freunde wild mit dem Kurzschwert um sich hieb. Das ganze Tableau vollzog sich in vollkommenem Schweigen, als läge es in jedermanns Interesse, dass dieser Kampf keine Aufmerksamkeit erregte.
    Fäuste flogen, und Dolche blitzten. Geoffrey wehrte Schläge von beiden Seiten ab und schaffte es, wieder auf die Füße zu kommen. Er sah Roger nun mit Burchard ringen, während Hemming in einer Schneewehe zappelte. Aber es erwies sich als Fehler, dass er anderswo hingeschaut hatte: Einer von Wiesels Männern nutzte die Ablenkung und stürzte sich mit dem Schwert auf ihn.
    Geoffrey verdrehte sich, um den Hieben auszuweichen, rutschte dabei erneut aus und prallte schwer gegen einen hölzernen Schuppen. Dieser war morsch und baufällig, und Geoffrey hörte noch ein Rauschen, bevor er getroffen wurde – mit der Wucht einer herabstürzenden Steinlawine! Einen Moment lang dachte er, das ganze Gebäude wäre über ihm zusammengestürzt, aber dann drang ihm Schnee in Mund, Augen und Nase, und er erkannte, dass sein Aufprall die Schneedecke vom Dach geschüttelt hatte.
    Er fing an zu zappeln, und Wiesel und seine Männer waren vergessen, als er versuchte, sich aus der festen, gefrorenen Masse herauszugraben, damit er wieder Luft bekam. Es war pechschwarz um ihn, und in seiner Verwirrung wusste er nicht einmal, wo oben und unten war. Und ihm war kalt. Er zappelte noch heftiger, bis ihm vor Mangel an Luft die Lunge brannte. Und dann schwanden ihm die Sinne.

11. K APITEL
    Allmählich sickerte wieder Tageslicht in Geoffreys Bewusstsein. Er schlug die Augen auf und schloss sie rasch wieder, als die Helligkeit ihm Kopfschmerzen bereitete. Geoffrey rieb sich die Lider, öffnete sie behutsam ein zweites Mal und setzte sich auf. Er hatte überall Schmerzen und versuchte, sich zu erinnern, was mit ihm geschehen war. Er befand sich in Eleanors Haus. Ihm gegenüber saß Roger ausgestreckt auf einem Stuhl und schnarchte mit offenem Mund.
    Geoffrey erinnerte sich noch, wie sie Burchard und Hemming zu Alices Haus gefolgt waren und an den eigenartigen, stummen Kampf zwischen drei Parteien, die ihre Anwesenheit am Ort des Geschehens unbedingt verborgen halten wollten. Und dann war der Schnee gekommen. Geoffrey erschauderte bei der Erinnerung an die eisige, luftlose Schwärze. Er fühlte sich, als wäre eine Herde Kühe über ihn hinweggetrampelt. Unsicher ging er durch das Zimmer zu Roger hinüber und schüttelte ihn wach. Der stämmige Ritter gähnte.
    Â»Alles klar mit dir, Geoff?«, wollte er dann wissen. Er wirkte erleichtert, als er Geoffrey wieder auf den

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