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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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begleitet vom Kreischen einer Frau. Auch wenn Geoffrey grundsätzlich nichts gegen Freudenhäuser einzuwenden hatte – er hatte dort selbst oft genug einen vergnügten Abend in angenehmer Gesellschaft verbracht –, so konnte er doch gut verstehen, warum eine Frau, die als Dame gelten wollte, ein solches unter ihrem eigenen Dach nicht leiden mochte.
    Â»Wusstet Ihr nicht von diesem Bordell, bevor Ihr ihn geheiratet habt?«, fragte er neugierig.
    Sie stieß einen müden Seufzer aus. »Natürlich. Aber Haymo versprach, er würde es für mich aufgeben. Jetzt allerdings behauptet er, der Unterhalt einer Ehefrau sei viel teurer als sein Junggesellenleben und dass er deshalb das Geld benötigt. Aber ich kann Euch versichern, Geoffrey: Lieber wäre ich arm, als in einem Hurenhaus zu leben.«
    Sie blickte beiseite, als ein ganzer Chor männlicher Stimmen von unten hörbar wurde und einen Jubel ausstieß, der unweigerlich aufkommt, wenn eine Frau sich einiger Kleider entledigt. Eleanor errötete heftig.
    Geoffrey zuckte mit den Achseln. »Anscheinend ist das Angebot Eures Mannes bei vielen Kunden außerordentlich beliebt. Da wird er vielleicht bald genug eingenommen haben, um sich zur Ruhe zu setzen. Aber ist das nicht ein ungewöhnliches Gewerbe für einen Mann, der …«
    Â»So alt ist?«, führte Eleanor den Satz zu Ende, als Geoffrey zögerte und nicht so recht wusste, wie er es ausdrücken sollte. »Die Frauenwirte, die Ihr getroffen habt, waren also meist junge Männer?«
    Geoffrey blickte sie unsicher an und wusste nicht recht, ob sie mit dieser Frage um Auskunft bat oder nur seinen Lebenswandel überprüfen wollte.
    Â»Simon deutete an, dass Haymo nicht mehr der Jüngste ist«, sagte er schließlich und wich der Frage gewandt aus.
    Sie seufzte wieder. »Haymo ist fast siebzig, aber ich glaube, er wird auch noch weitere siebzig Jahre leben. Nicht dass ich ihn loswerden wollte, natürlich, aber ich hätte nicht erwartet, dass er noch so … tatkräftig ist.«
    Geoffrey nickte mitfühlend, wusste aber nicht, was er darauf sagen sollte. Er wollte schon wieder das Thema wechseln und etwas über die Stadt fragen, als es unten erneut laut wurde. Man hörte es krachen, als hätte jemand einen Stuhl geworfen; dann deuteten herausfordernde Rufe und anklagende Stimmen auf eine unmittelbar bevorstehende Schlägerei hin. Geoffreys Hund winselte leise und verkroch sich mit angelegten Ohren in einer Ecke. Eleanor schürzte die Lippen und erhob sich.
    Â»Versteht Ihr nun, warum ich nichts davon halte?«, fragte sie Geoffrey. »Da kommen Krieger aus der Burg und manchmal auch Mönche, die aus der Abtei entschlüpfen. Krieger und Mönche mögen einander nicht, und sie streiten sich um die Frauen. Und wenn Haymo nicht da ist, bin ich es, die sich darum kümmern muss.«
    Â»Ich erledige das«, erklärte Roger und nahm den schweren Kerzenhalter vom Tisch. »Ich bring diesen Flegeln schon bei, wie sie sich im Haus meiner Schwester zu benehmen haben.«
    Er war gerade unterwegs zur Tür, als diese plötzlich aufflog. Mit weit aufgerissenem Mund starrte er auf zwei Männer, die in das Zimmer stürmten, beide mit einer gespannten Armbrust bewaffnet und mit Kopfbinden maskiert. Eleanor saß da wie gelähmt, und Geoffrey sprang vom Stuhl hoch und riss sie mit sich zu Boden. Er zuckte zusammen, als ein Armbrustbolzen dicht bei seinem Kopf in den Tisch schlug.
    Simon reagierte beinahe ebenso rasch und lag einen Augenblick später am Boden. Roger war langsamer. Entsetzt musste Geoffrey mitansehen, wie einer der Eindringlinge die Armbrust hob und direkt auf das Herz seines Freundes zielte.

    Eleanor schrie auf und lenkte den Schützen lange genug ab, dass Geoffrey einen Weinkelch auf ihn schleudern konnte. Das Geschoss traf ihn geradenwegs an der Schläfe und der Mann taumelte. Dann aber setzte er mit grimmiger Entschlossenheit zum Schuss an. Roger, der die Überraschung endlich verdaut hatte, warf sich ebenfalls zu Boden und rollte sich neben Eleanor unter den Tisch, während der Armbrustschütze feststellte, dass sein Ziel verschwunden war.
    Geoffrey bedauerte zutiefst, dass er sich von Roger hatte überreden lassen, feine Kleider anzuziehen. So hatte er nicht einmal einen schweren Stiefel, den er ausziehen und werfen konnte. Hastig blickte er sich um und hielt nach etwas Ausschau, das als

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