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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Beleidigungen endlich leid geworden war.
    Es stimmte, dass Geoffrey sich an der Schlächterei in Antiochia nicht beteiligt hatte. Aber das war nach der Schlacht gewesen, in der Geoffrey sich ebenso gut geschlagen hatte wie jeder andere Ritter – und sogar noch besser als mancher seiner Kameraden. Er wollte sich hier nicht als Feigling bezeichnen lassen, und schon gar nicht von Simon, der vermutlich in seinem ganzen Leben noch kein wirkliches Gefecht miterlebt hatte.
    Ganz von selbst wanderte seine Hand zum Griff des Dolches, nur um festzustellen, dass da überhaupt kein Griff war: Der Dolch lag in einem anderen Zimmer, zusammen mit seinem Schwert, weil Eleanor beim ersten Blick auf die ansehnliche Waffensammlung der Ritter angeordnet hatte, sie sollten das alles ablegen, bevor sie an ihrem Tisch Platz nahmen.
    Â»Ich habe ein schlimmes Bein«, erwiderte Simon eisig, obwohl Geoffrey nicht aufgefallen war, dass er humpelte. »Ich habe eine beinahe tödliche Verwundung empfangen, als ich Durham gegen einen Angriff der Schotten verteidigt habe.«
    Â»Diese beinahe tödliche Verwundung war gerade mal ein Kratzer, Simon«, widersprach ihm Eleanor lachend. »Männer! Warum übertreibt ihr immer so? Eine Schramme ist stets eine ernsthafte Verletzung und eine laufende Nase gleich ein Zeichen für die Fallsucht. Ihr seid schlimmer als Kinder.«
    Â»Und es war auch nicht wirklich ein Angriff«, fügte Roger hinzu. »Zwei schottische Bauern haben versucht, dir dein Schwein zu stehlen, und du bist gestolpert, als du es zurückholen wolltest.«
    Simon presste die Lippen aufeinander, bis sie nur noch einen dünnen Strich bildeten. »Die Diebe waren mir an Zahl überlegen, und ich wurde verletzt, als ich mein Eigentum verteidigt habe. Ich …«
    Roger brach in schallendes Gelächter aus und versetzte seinem Bruder den üblichen kräftigen Schlag auf die Schulter. »Du und dieses Schwein! Ich könnte schwören, es bedeutet dir mehr als je eine Frau.«
    Â»Warum verrätst du Geoffrey nicht den wahren Grund, weshalb du Roger nicht auf dem Kreuzzug begleitet hast?«, fragte Eleanor. »Du wurdest hier gebraucht, um die Wachmannschaften auf der Burg aufzustellen. Es ist eine beachtliche Verantwortung, für die Sicherheit einer Stadt wie Durham zu sorgen, und Sheriff Durnais war überzeugt, dass er diese Aufgabe keinem anderen anvertrauen konnte.«
    Simons funkelnder Blick war immer noch auf Geoffrey gerichtet. »Ich bin kein Feigling – ganz im Gegensatz zu Euch.«
    Â»Geoffrey ist kein Feigling«, widersprach Roger. »Er kämpft besser als jeder andere Ritter, den ich kenne. Allerdings tötet er lieber Krieger als Frauen und Unbewaffnete – vermutlich, weil es eine größere Herausforderung ist. In Antiochia gab es nur sehr wenige bewaffnete Krieger zu bekämpfen. Wir haben uns nachts in die Stadt geschlichen, müsst ihr wissen, als die meisten von ihnen geschlafen haben.«
    Â»Das ist ja furchtbar!«, sagte Eleanor und verzog das Gesicht, um ihren Abscheu auszudrücken. Sie erhob sich abrupt. »Das reicht jetzt! Ihr könnt euch morgen weiter darüber unterhalten, wenn es unbedingt sein muss. Aber heute Abend dulde ich keine weiteren Geschichten von Mord und Totschlag in meinem Haus.«

    Der Rest des Abends verstrich unter unbehaglicher Anspannung. Mehrmals musste man Roger unterbrechen, wenn er wieder mal zu einer unerwünschten Kreuzfahrergeschichte ansetzte. Eleanor war wütend auf ihn, weil er einen glücklichen Anlass verdorben hatte, und Simon wirkte mürrisch, weil er Geoffrey nicht mochte. Diese Stimmung drückte er auf vielfältige Weise aus, und das reichte von verschüttetem Wein, der wie zufällig in Geoffreys Schoß landete, bis hin zu verächtlichen Bemerkungen über seinen Hund.
    Roger berichtete widerstrebend von ihrer Reise ab Southampton, den wahren Grund ihres Besuches verschwieg er allerdings sorgsam. Geoffrey war zu dem Schluss gekommen, dass es umso sicherer war, je weniger Leute von Flambards Karten und dem verborgenen Schatz erfuhren – und zwar für alle Beteiligten. Er hatte sich eine falsche Geschichte einfallen lassen, und Roger wusste genau, was er erzählen sollte, wann immer jemand nach dem Grund für die Reise in den Norden fragte.
    Roger hatte sich im Heiligen Land gut versorgt, und seine Satteltaschen waren voller Beute. Geoffrey empfahl ihm, einen

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