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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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gerechtfertigt waren, so hatte es doch furchtbare Akte der Grausamkeit gegeben, die Geoffrey mitunter noch um den Schlaf brachten. Er grübelte gerade darüber nach, wie er sich aus diesem Dilemma herauswinden sollte, da ergriff Eleanor schon wieder das Wort:
    Â»Diese schwertschwingenden Wilden, die ihr zu Tausenden erschlagen habt, verhalten sich meiner Meinung nach nicht anders, als die Menschen hier es tun würden, wenn eine fremde Streitmacht in ihr Land einfiele«, stellte sie trocken fest. »Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen diesen Ungläubigen und uns.«
    Simon gab ein höhnisches Schnauben von sich. »Red keinen Unsinn, Eleanor! Die Sachsen haben kaum einen Finger gerührt, als die Normannen vor fünfunddreißig Jahren ihr Land an sich gerissen haben.«
    Â»Aber die Normannen haben auch längst nicht jeden Sachsen umgebracht, den sie finden konnten, und sie haben denen, die übrig blieben, auch nicht das Leben so elend gemacht, dass sie nur noch auswandern konnten, oder?«, erwiderte Eleanor schneidend. »Die Eroberung Englands und die Eroberung des Heiligen Landes sind überhaupt nicht miteinander zu vergleichen.«
    Roger seufzte nachsichtig. »Das liegt daran, dass die Sachsen Christen sind, Ellie. Sie wussten, dass die Normannen gekommen sind, um ihnen ein besseres Leben zu bereiten.«
    Â»Als der Eroberer nach England kam, tat er das also aus reiner Herzensgüte?«, fragte Geoffrey. Diese Vorstellung erheiterte ihn.
    Simon bedachte ihn mit einem unfreundlichen Blick. Er hatte im Laufe des Abends jede Gelegenheit genutzt, um sein Missfallen über Rogers Gast zum Ausdruck zu bringen, und allmählich war Geoffrey sein schlechtes Benehmen leid. »Die Sachsen sind den Normannen nicht ebenbürtig und sollten froh sein, dass wir die Dinge für sie verbessern«, beschied er Geoffrey kalt.
    Â»Simons Mutter war die Tochter eines normannischen Hufschmieds«, erklärte Eleanor. »Deshalb nimmt er eine reinblütige normannische Ahnenreihe für sich in Anspruch. Roger und ich allerdings hatten eine sächsische Mutter. Er möchte also vermutlich ausdrücken, dass er uns nicht für ebenbürtig hält.«
    Â»Unsere Mutter war eine großartige Frau«, warf Roger ein, ehe Simon noch etwas sagen konnte. »Unser Vater versteht seine Frauen zu wählen. Jede einzelne von ihnen war eine Schönheit.«
    Eleanor lächelte und legte anmutig die Hand auf Rogers grobschlächtigen Arm. »Du möchtest nicht, dass wir uns streiten. Und damit hast du Recht. Wir sollten uns nicht zanken, während wir die Rückkehr unseres geliebten Bruders feiern.«
    Â»Ganz genau«, erwiderte Roger und hob den Becher so schwungvoll, dass der Wein herausschwappte. »Trink auf meine Gesundheit, Simon! Und dann erzähl ich dir von der Belagerung Antiochias.«
    Â»Nein!«, erwiderte Eleanor entschieden. »Wenn du weiter diese Geschichten erzählst, dann habe ich die ganze Nacht lang Albträume.«
    Â»Dein Ehemann kann dich ja trösten«, schlug Roger vor. Er klang enttäuscht, weil seine lebhaften Darstellungen unterbrochen werden sollten. »Dafür ist er da.«
    Â»Haymo ist nicht hier. Er ist nach Newcastle gegangen, um Gewürze zu kaufen, und deshalb bin ich heute Nacht allein.«
    Â»Aber ich kann doch jetzt nicht aufhören«, sagte Roger, der gerade eine weitere Geschichte vor Augen hatte, die er unbedingt mit seiner Familie teilen wollte. »Ich hab euch noch gar nicht berichtet, wie ich sieben Sarazenen mit einem einzigen Schwertstreich niedergestreckt habe!«
    Eleanor bedachte ihren Bruder mit einem skeptischen Blick und wandte sich dann Geoffrey zu. »Hat er das wirklich? Dann müssen sie aber wirklich dicht beisammen gestanden haben. Wie zuvorkommend von ihnen.«
    Â» Ihn brauchst du nicht zu fragen, wenn du meine Tapferkeit von jenem Tag bestätigt haben willst«, warf Roger ein und bedachte Geoffrey mit einem spöttischen Blick. »Gerade als das Gemetzel seinen Höhepunkt erreichte, ging er davon und schaute sich irgendwelche Bücher an.«
    Â»Also ist er ein Feigling«, schloss Simon mit boshafter Befriedigung. »Ein Mann, der lieber liest, als seinen Freunden in einem gerechten Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle beizustehen.«
    Â»Warum habt Ihr Euch eigentlich dem Kreuzzug nicht angeschlossen?«, fuhr Geoffrey Simon an, nachdem er dessen

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