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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Teil davon beim Goldschmied von Durham zu hinterlegen, damit es bei seiner Rückkehr zur Verfügung stünde – oder an Eleanor ginge, wenn er nicht zurückkehrte. Das war zugleich ihr Vorwand für den Besuch in der Stadt, und niemand außer dem Prior durfte je den wahren Grund erfahren.
    Â»Seid ihr durch London gekommen?«, fragte Simon mit gelangweilter Stimme und fügte sich Eleanors Wunsch nach einem gewaltfreien Gesprächsthema. »Das wäre der kürzeste Weg gewesen.«
    Â»Nein, sind wir nicht«, erklärte Roger mürrisch. »Wir sind über Salisbury gereist, weil irgendwer unbedingt ein paar aufrecht stehende Steine anschauen wollte. Das hat unsere Reise um Tage verlängert.«
    Â»Aber das war es wert«, warf Geoffrey begeistert ein. »Ich habe von diesem uralten Steinkreis gelesen, der nahe der Stadt steht, auch wenn niemand weiß, wer ihn dort errichtet hat …«
    Â»Er weigerte sich schlichtweg, mich zu begleiten, wenn wir nicht diesen Umweg machen«, fiel Roger ihm ins Wort. »Er schaut sich gern solches Zeug an.«
    Â»Das kann ich mir vorstellen«, murmelte Simon abschätzig. »Aber warum wolltest du ihn überhaupt dabeihaben? Inzwischen solltest du den Weg von den Häfen im Süden bis nach Durham gut genug kennen.«
    Â»Wir haben schon viel zusammen erlebt«, sagte Roger und langte über den Tisch, um sich ein großes Stück Fleisch zu nehmen. Was er als Nächstes sagte, war beinahe unverständlich, da er sich vom Reden nicht am Kauen hindern ließ. »Es ist gut, wenn man jemanden dabei hat, dem man trauen kann. Außerdem wollte er sich sowieso mal unsere Kathedrale anschauen.«
    Â»Das sieht ihm ähnlich«, meinte Simon mürrisch. Er bedachte Geoffrey mit einem unfreundlichen Blick.
    Â»Ich könnte euch von den beiden Pferdedieben in York berichten«, sagte Roger und schaute Eleanor hoffnungsvoll an. »Das ist eine Geschichte, die mit unserer Reise von Southampton zu tun hat und nicht mit dem Kreuzzug.«
    Â»Nein danke«, erwiderte Eleanor. »Erzähl mir stattdessen lieber von York. Stimmt es, dass dort eine große Kathedrale gebaut wird, und dass der Markt der beste in ganz England ist?«
    Roger seufzte. »Es ist nur eine Kirche, sonst nichts. Und der Markt ist mir gar nicht aufgefallen. Ich bin Krieger, kein Kaufmann. Aber unsere Reise war sehr beschwerlich, und mehr als einmal waren wir in großer Gefahr …«
    Â»Unsere Reise verlief ereignislos«, unterbrach Geoffrey ihn rasch.
    Â»Aber dieser einäugige Ritter aus York …«
    Â»Die Kathedrale ist ein großartiges Bauwerk«, erklärte Geoffrey. »Nicht so eindrucksvoll wie die von Durham, aber sie …«
    Â»Da wir gerade von York reden, muss ich euch unbedingt von diesem einäugigen Ritter erzählen«, riss Roger dröhnend wieder das Wort an sich. Simon beugte sich interessiert vor. »Bei der Geschichte gibt es nicht allzu viel Blutvergießen.«
    Geoffrey fand sich damit ab: Wenn Roger unbedingt von Kampf und Gemetzel erzählen wollte, konnte man wenig dagegen tun – und das galt auch für Eleanor, selbst wenn diese eine durchsetzungsfähige Dame war und wusste, was sie wollte. Simon allerdings lauschte wie gebannt. Es dauerte nicht lange, da war die vergleichsweise unblutige Begegnung mit dem bedauernswerten einäugigen Krieger derart ausgeschmückt worden, dass Geoffrey sich nicht mehr sicher war, ob er und Roger demselben Ereignis beigewohnt hatten.
    Â»Habt Ihr Euer ganzes Leben in Durham verbracht?«, fragte er Eleanor höflich, da er sich verpflichtet fühlte, ein anderes Gesprächsthema anzubieten.
    Sie lächelte ihn dankbar an. »Einen Großteil. Mein Vater schickte mich in ein Kloster, damit ich eine angemessene Erziehung erhalte.«
    Sie sprach leise und auch deutlich kultivierter als Roger, dessen Redeweise reichlich mit sächsischen Begriffen und Wendungen durchsetzt war.
    Â»Und Euer Gemahl ist ein Gewürzhändler?«, fragte Geoffrey und suchte verzweifelt nach einem unverfänglichen Thema.
    Sie schaute auf ihre Füße. »Tagsüber ist Haymo ein Kaufmann, aber er betreibt noch andere Geschäfte, die sich eher des Nachts abspielen und die ich übrigens in keiner Weise billige.«
    Geoffrey wusste ganz genau, was sie meinte. Aus dem Saal im Erdgeschoss drang gelegentlich raues Männerlachen herauf, mitunter

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