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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Festung und der Kathedrale ausbreitete. Über die Schulter rief er noch zurück, dass er Simon fragen wolle, warum er in der letzten Nacht nicht bei Cenred gewesen war.
    Geoffrey blickte finster hinter seinem Freund her, als er bemerkte, wie betroffen Eleanor ihm nachblickte. Cenred schüttelte den Kopf, und sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er von Roger auch nichts Besseres erwartet hatte. Dann geleitete er sie weiter bis zum Zwinger, der den Haupteingang der Burg schützte. Er lag hinter einer Reihe von Gräben und Dämmen und war ein beeindruckendes Bauwerk aus festem Stein mit einem hölzernen Aufbau für die Bogenschützen.
    Cenred stolzierte durch das Tor und nickte seinen Kriegern knapp zu. Sie gelangten zu dem hölzernen Bergfried, der oben auf seiner Motte stand und über eine Reihe grober Stufen zu erreichen war. Vom Dach aus konnten die Wachen meilenweit über das Umland schauen. Keine größere Heerschar würde sich unbemerkt nähern, und nach allem, was Roger erzählt hatte, war die frühe Warnung vor einem Angriff lebenswichtig, zumal Schotten und Sachsen gleichermaßen auf die Gelegenheit lauerten, sich gegen die Normannen aufzulehnen, und auch die Barone aus dem Norden dem König gegenüber nicht immer loyal waren.
    Cenred ging über den schlammigen Burghof zur Kapelle hinüber und öffnete die Tür, die in den trüben, stillen Innenraum führte. Die Kapelle wirkte klein und abgeschieden. Robuste Steinsäulen stützten das Tonnengewölbe unter dem Dach. Die Pfeiler waren aus einem ungewöhnlichen honigfarbenen Sandstein gefertigt, in dem dunklere Gelbtöne um hellere spielten, sodass er ein wenig an Marmor erinnerte. Am östlichen Ende befand sich der Altar, der aus einem Tisch mit einem einzelnen goldenen Kreuz und zwei Kerzenhaltern bestand. Der Boden war mit grauen Steinplatten ausgelegt, und durch die kleinen Fenster fiel schwaches Tageslicht ein und schuf einen faszinierenden Kontrast von Helligkeit und Schatten. Geoffrey blieb, von dieser nüchternen Würde in den Bann geschlagen, still am Eingang stehen.
    Eleanors Aufmerksamkeit wurde jedoch von den drei aufgebahrten Gestalten vor dem Altar angezogen. Unentschlossen stand sie da, bis Cenred Geoffrey einen Stoß mit dem Ellbogen versetzte, der ihn aus seiner Träumerei herausriss.
    Â»Tut Eure Pflicht«, murmelte er. »Steht nicht da rum wie ein glotzendes Mondkalb!«
    Â»Ich bin ja schon dabei«, flüsterte Geoffrey unwirsch zurück. Widerwillig wandte er die Aufmerksamkeit von der Architektur ab und den tristen Wahrheiten des Lebens zu – oder besser des Todes. »Welcher ist Stanstedes Leichnam?«
    Cenred zuckte gereizt die Achseln. »Keine Ahnung. Ihr müsst nachsehen. Der Älteste ist es. Macht schon.«
    Alles in Geoffrey drängte darauf, einen so unverschämten Befehl zu ignorieren. Aber Eleanor war leichenblass, und er wollte ihr Elend nicht noch größer machen, indem er an der Totenbahre ihres Mannes einen Streit mit Cenred anfing. Er ging zum nächstgelegenen Leichnam und schlug das Tuch zur Seite. Entsetzt starrte er den Toten an.
    Es war Xavier, der Mönch, der mit Flambard in Southampton gewesen war.

    Geoffrey blickte verwirrt auf die erstarrten Gesichtszüge. Xaviers lohfarbenes Haar und die Narbe in seinem Gesicht machten ihn unverkennbar. Doch bei seinem Tod hatte er nicht die Kutte der Benediktiner getragen, sondern Kettenrüstung und einen robusten schwarzen Wappenrock, der ebenso vielbenutzt aussah wie der von Geoffrey. Er zeigte ein weißes Kreuz, das den Träger als einen Ritter der Johanniter auswies. Geoffrey betrachtete Xavier nachdenklich. Warum hatte er in Southampton den Habit eines Benediktiners getragen? Und wie kam es, dass er nun tot hier in Durham lag?
    Â»Das ist nicht mein Haymo«, stellte Eleanor fest. »Er war viel älter als dieser Mann.«
    Geoffrey wurde sich bewusst, dass er den Leichnam nun schon seit einigen Augenblicken anstarrte und sie darauf wartete, dass er zum nächsten weiterging. Cenred allerdings beobachtete Geoffrey.
    Â»Kennt Ihr ihn? Der Anblick des Toten scheint Euch zu erschüttern.«
    Mit Unbehagen nahm Geoffrey zur Kenntnis, dass seine Reaktion auf Xaviers Leiche Cenreds Aufmerksamkeit erregt hatte und dass der stellvertretende Sheriff verständig genug war, um daraus seine Schlüsse zu ziehen. Wenigstens war Roger nicht dabei und konnte keine

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