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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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beschäftigten, hatte er Eleanor ganz vergessen. »Der arme Mann ist ohnehin tot«, fuhr sie fort. »Welche Rolle spielt es, ob er von einem Pfeil getötet oder auf andere Weise umgebracht wurde?«
    Cenreds Schweinsäuglein lösten sich von Geoffrey und wanderten zu ihr. »Es spielt sogar eine große Rolle. Wenn Durnais zurückkehrt, dann wird er sächsische Gesetzlose für den Mord an diesem Normannen verantwortlich machen, und es werden weitere Menschen bei Vergeltungsmaßnahmen sterben. Das möchte ich gern verhindern, wenn ich kann.«
    Â»Durnais wird die Sachsen nicht für das hier verantwortlich machen«, widersprach ihm Eleanor.
    Â»O doch, das wird er«, stellte Cenred verbittert fest. »Er hat es auch früher schon getan. Durnais betrachtet alles aus dem Blickwinkel der normannisch-sächsischen Rivalität. Wenn ich erst mal Sheriff bin, wird das anders werden!«
    Er nickte seinen Männern zu, und diese machten sich daran, Xaviers Leichnam zu entkleiden. Dabei gingen sie mit einer solchen Effizienz und Gewandtheit vor, als hätten sie schon häufiger mal eine Leiche ausgezogen. Xavier war vermutlich nicht der Erste, den sie um seine Wertsachen erleichterten. Einer von ihnen hielt das Kettenhemd hoch, und Cenred stellte fest, dass zwei Metallringe verschoben worden waren, aber das dadurch entstandene Loch zu klein für eine schwere Verletzung war. Das bestätigte auch der nur oberflächliche Stich in Xaviers Brustkorb, der ein wenig geblutet hatte, den aber selbst ein Laie als nicht tödlich erkannt hätte.
    Cenred musterte Geoffrey kühl. »Wie ist er also gestorben?«
    Nun, da die Leiche nackt war, wunderte sich Geoffrey, dass er überhaupt fragen musste. Er wies auf Xaviers Hals. »Hier gibt es Druckstellen – wie von acht Fingern und zwei Daumen.«
    Â»Er wurde erwürgt?«, fragte Cenred ungläubig. »Das kann ich mir nicht vorstellen! Ritter pflegen nicht ruhig abzuwarten, während man ihnen den Atem aus der Kehle presst. Er war bis zu den Zähnen mit Dolchen bewaffnet, wie Ihr selbst sehen könnt. Wenn jemand versucht hätte, ihn zu erwürgen, so hätte er den Angreifer erstochen.«
    Geoffrey wollte schon sagen, dass er darauf auch keine Antwort wusste, da wurde er auf Xaviers Helm aufmerksam. Er wirkte viel benutzt, aber blank poliert. In dem Metall war eine Delle, und der Schlag, von dem sie stammte, hatte den Träger möglicherweise betäubt. Er machte Cenred darauf aufmerksam.
    Â»Vielleicht wurde er mit einem Stein vom Pferd geholt und dann erwürgt, während er besinnungslos dalag und sich nicht wehren konnte.«
    Cenred dachte eine Weile darüber nach und betrachtete die Leiche. Eleanor stand in wachsendem Unbehagen daneben, aber er bemerkte es gar nicht. »Als stellvertretender Sheriff habe ich schon die Leichen einiger Ermordeter gesehen, und allmählich lerne ich die Zeichen zu deuten, die sie aufweisen. Ich glaube, er wurde zuerst erwürgt und später erschossen. Wäre er bei dem Schuss noch am Leben gewesen, so hätte es mehr Blut geben müssen.«
    Â»Warum sollte jemand einen Toten erschießen?«, fragte Geoffrey verwirrt.
    Â»Wer weiß? Aber sächsische Gesetzlose würden ihre Opfer nicht erwürgen – sie würden Bögen verwenden. Vielleicht kann ich mit Hilfe dieser Hinweise den Gerüchten um einen sächsischen Übergriff gegen die Normannen entgegenwirken.«
    Geoffrey zog das Tuch von der nächsten Leiche. Das jugendliche Gesicht, das blind zu dem kunstvollen Tonnengewölbe emporstarrte, kannte Geoffrey nicht, auch wenn Alter und Kleidung darauf hindeuteten, dass es Xaviers Knappe war. Hier war ohne Zweifel ein Pfeil die Todesursache, denn das Geschoss hatte den Jüngling im Gesicht getroffen und den Schädel nahe beim Auge durchbohrt. Geoffrey deckte den Leichnam wieder zu und ging zum nächsten weiter. Eleanors Qualen dauerten nun schon lange genug. Es wurde Zeit, dass er seine Pflicht tat und ihr half, ihren Mann nach Hause zu bringen.
    Beim Anblick des ergrauten, alten Antlitzes seufzte sie und beugte sich vor, um dem Toten über die Wangen zu streichen. Wie der Knappe war Haymo an einer Pfeilwunde gestorben. Tränen glitzerten in ihrem Gesicht, und sie wischte sie zögernd fort. »Armer Haymo. Das hat er nicht verdient.«
    Â»Es tut mir leid«, merkte Cenred aufrichtig an. »Ich weiß nicht, was

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