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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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wirst selbst du verstehen.«
    Â»Du hast ihn ausgesucht«, hielt Roger dagegen. »Du hättest es nicht tun müssen. Ich habe dir immer gesagt, dass ich für dich sorgen würde.«
    Eleanor bedachte ihn mit einem traurigen, sanften Lächeln und streckte die Hand aus, um über sein stoppelbärtiges Kinn zu streichen. »Das hast du. Und ich bin mir sicher, du hättest getan, was du konntest. Aber du warst auf dem Kreuzzug, und es kamen Gerüchte auf über Krankheiten und Schlachten und Hungersnöte und Gott weiß was sonst noch. Ich wusste nicht, ob du zurückkehren würdest.«
    Â»Ich hätte durchaus den Tod finden können, wenn man die Zahl der Schlachten bedenkt, in denen ich gekämpft habe«, verkündete Roger sorglos. »Aber wenn ich gestorben wäre, hätte ich Geoffrey gefragt, ob er dir all meine Beute bringen kann.«
    Â»Und wie hättest du das getan, wenn du tot wärst?«, fragte Eleanor spöttisch. »Aber wir verschwenden unsere Zeit. Wir müssen uns entscheiden, wie wir die dritte Karte zurückgewinnen wollen, und ich werde euch helfen, ob es euch gefällt oder nicht. Wir haben beide Schuld, dass Geoffrey in diese Sache hineingezogen wurde – du wegen deines Frevels, und ich, weil er auch um meinetwillen den Forderungen des Priors zugestimmt hat. Also müssen wir ihm beide so gut helfen, wie wir können.«
    Â»Roger hat Recht, wenn er Euch da raushalten möchte«, sagte Geoffrey behutsam und hoffte, dass ruhige Vernunft weiterkäme, wo Rogers Gepolter gescheitert war. »Wir haben uns bereit erklärt, Turgot zu helfen, weil wir Euch beschützen wollten, und nicht, damit Ihr noch tiefer darin verwickelt werdet.«
    Â»Nun, darauf kann ich keine Rücksicht nehmen«, erwiderte Eleanor hochmütig. »Ich werde mithelfen, und damit ist die Sache erledigt. Die Leute werden mich freundlich behandeln, weil ich um meinen Ehemann trauere, und sie werden mir Dinge erzählen, die sie euch nicht erzählen würden. Ihr braucht mich.«
    Â»Wir kommen schon zurecht«, beharrte Roger. »Turgot meinte, er würde auch seinen Cellerar nach der dritten Karte forschen lassen, weil der so persistent ist. Was heißt überhaupt persistent? Hat das was mit Chorgesang zu tun?«
    Â»Burchard?«, fragte Eleanor. »Ihr wollt wirklich nicht, dass der euch hilft. Er ist in der ganzen Stadt verhasst, und wenn man ihn beauftragt hat, die dritte Karte zu finden, so könnt ihr gleich alle Hoffnung fahren lassen, sie jemals wiederzusehen. Die Leute hier würden sie lieber zerstören, als sie in seine Hände fallen zu lassen.«

    Es war schwer zu entscheiden, wo sie am nächsten Tag mit ihrer Suche nach dem fehlenden Pergament anfangen sollten. Die Straßen waren inzwischen gänzlich unpassierbar, so dass Geoffrey und Roger nicht nach Chester-le-Street reisen konnten, um dort nach Sheriff Durnais zu suchen, was das Nächstliegende gewesen wäre. Eine weitere Möglichkeit war es, im Haus von Walter Jarveaux nachzufragen, ob er vor seinem Tod noch eine Botschaft von Flambard erhalten hatte. Sie kamen schließlich überein, dass Eleanor in Geoffreys Begleitung Jarveaux’ Frau besuchen sollte.
    In der Zwischenzeit sollte Roger unterschiedliche Schenken in der Stadt aufsuchen und nach seinem Halbbruder Ausschau halten. Er war hocherfreut über diese Aufgabe, während Geoffrey schwere Bedenken hegte und befürchtete, Rogers übertriebener Eifer könnte die Aussichten auf brauchbare Auskünfte schmälern. Seine Sorgen wurden noch größer, als Roger Ulfrith mitnehmen wollte. Ulfrith war um keinen Deut feinsinniger als Roger, und Geoffrey krümmte sich bei der Vorstellung, wie die beiden von Gasthaus zu Gasthaus torkelten und plumpe Fragen stellten.
    Als Eleanor sich Geoffrey für den Besuch bei Witwe Jarveaux anschloss, musste er sie wieder anstarren. Ihr Kleid war blau und einfach geschnitten, aber selbst dieses schlichte Kleidungsstück betonte nur ihre schlanke Gestalt und ließ sie noch größer wirken. Sie nahm seinen Arm, als sie durch die verschneiten Straßen gingen, und umklammerte ihn fest, wann immer ihre Schuhe auf der glatten Oberfläche ins Rutschen gerieten. Es war lange her, seit er eine Frau irgendwohin begleitet hatte – schlechte Abende mit Frauen, an deren Namen er sich nicht einmal erinnern konnte, zählten nicht –, und Geoffrey

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