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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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schätzen, wenn sie die fünfzig erreichten.
    Â»Wer seid Ihr denn?«, wollte Mutter Petra wissen. »Ihr sprecht Englisch wie ein Normanne – bedächtig und mit französischem Akzent. Ihr seid kein Sachse.«
    Â»Sein Name ist Geoffrey Mappestone«, erklärte Eleanor geduldig. »Er ist Rogers Freund und hat angeboten, mich hierhin zu begleiten, damit ich im Schnee nicht hinfalle. Können wir Alice sprechen?«
    Â»Wenn Ihr reinwollt, dann beeilt Euch«, schnauzte Mutter Petra, als Geoffrey Eleanor nicht sofort über die Schwelle folgte. »Ihr lasst die ganze Wärme raus, und ich möchte nicht den Rest des Tages in einem kalten Haus verbringen.«
    Jarveaux’ Haus war von innen noch luxuriöser als von außen. Die Wände waren mit Malereien, zumeist geometrischen Mustern, verziert, und dicke Teppiche bedeckten den Boden noch üppiger als im behaglichen Refugium des Priors. Die alte Frau führte sie einen Flur entlang und dann die Treppe hinauf zu einem gemütlichen Zimmer im Obergeschoss.
    Â»Wartet hier, während ich sie hole«, befahl sie. »Sie bäckt Mandelküchlein. Wie es scheint, hat der Tod meiner beiden Söhne ihre Frauen nicht allzu schwer getroffen – du gehst aus und machst Besuche, während sie lachend und scherzend in der Küche sitzt.«
    Â»Zwei Söhne?«, fragte Geoffrey überrascht. »Ihr seid die Mutter von Stanstede und Jarveaux?«
    Mutter Petra lachte gackernd und entblößte ihr leeres Zahnfleisch. »Ich hatte sieben Söhne von fünf Ehemännern. Einst war ich eine Schönheit, und die Männer machten mir von nah und fern den Hof. Aber ich habe lange genug gelebt, um sie alle beerdigt zu sehen, die Männer wie die Söhne. Haymo war der Letzte. Ich habe schon immer gesagt, dass ich sie überleben würde, und ich hatte Recht.«
    Â»Das tut mir leid«, sagte Geoffrey und war der Ansicht, dass die Trauer wohl ihren Verstand verwirrt hatte.
    Â»Warum?«, fragte die alte Frau. »Der einzig Gute aus dem ganzen Wurf war Thurstin. Nun, das war ein Mann nach meinem Geschmack!«
    Â»Thurstin war Flambards Vater«, erklärte Eleanor leise. »Und mein Großvater.«
    In Geoffreys Kopf drehte sich alles. »Sie ist auch mit Flambard verwandt? Um Gottes willen, Eleanor! Stammt denn halb Durham von ihr ab?«
    Â»Sie ist Flambards Großmutter«, flüsterte Eleanor. »Zumindest behauptet sie das. Thurstin war Priester und sollte keine Kinder haben. Aber Flambard war stets sehr besorgt um sie, und es ist durchaus möglich, dass sie verwandt sind. Er hat ihr dieses Haus gekauft, als er Bischof wurde.«
    Â»Das hat er«, bestätigte Mutter Petra stolz. »Und sagt selbst: Warum sollte ein bedeutender Mann wie ein Bischof sich mit jemandem wie mir abgeben, wenn ich nicht seine Großmutter wäre?«
    Â»Sie ist zänkisch«, murmelte Eleanor. »Niemand möchte sie in der Nähe haben, wenn er nicht durch familiäre Bande dazu gezwungen ist.«
    Â»Hä?«, krächzte die alte Dame. »Sprich vernünftig. Ich kann dich nicht hören, wenn du nuschelst.«
    Â»Ich habe Geoffrey nur erzählt, wie gern Flambard dich hat«, behauptete Eleanor laut.
    Â»Er ist mein Enkel«, sagte Mutter Petra. »Der beste meiner Enkel. Aber ich werde Alice holen, dann könnt ihr hier zusammensitzen und euch gegenseitig zu eurer Witwenschaft gratulieren.«
    Sie humpelte davon, auch wenn Geoffrey den Verdacht hatte, dass die alte Frau noch um einiges rüstiger war, als sie vorgab. Allein die Tatsache, dass sie vor den Dienstboten auf das Klopfen an der Vordertür reagiert hatte, deutete darauf hin, dass sie aufmerksam und neugierig war – und flink genug, zur Tür zu kommen, bevor ein zweites Klopfen nötig war. Wenn Flambard seine Gerissenheit von ihr hatte, musste sie ungeachtet ihres Alters eine wahrhaft beeindruckende Persönlichkeit sein.
    Â»Dann seid Ihr also Jarveaux’ Schwägerin«, sagte er zu Eleanor, als Mutter Petra fort war. »Wenn Jarveaux und Stanstede ihre Söhne sind, dann seid Ihr und Alice durch die Heirat verschwistert.«
    Eleanor zuckte mit den Achseln. »Durham ist eine kleine Stadt. Die meisten Bewohner sind auf die ein oder andere Weise miteinander verwandt.«
    Geoffrey hatte sich schon gefragt, warum Jarveaux als Empfänger einer der Karten ausgewählt worden war, und nun stellte sich

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