Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
Vom Netzwerk:
scheint.«
    »Pablo Alvarez spricht mehrere indianische Dialekte fließend und war während der Reise von unschätzbarem Wert.«
    Pablo verbeugte sich verlegen und linkisch.
    »Schön.« Don Nicolas machte mit einem Schulterzucken deutlich, dass Pablo für ihn uninteressant war. »Ihr bringt gute Nachricht?«
    »Wir bringen mehrere Nachrichten.«
    Der Gouverneur senkte die Lider halb, sein Blick bekam etwas Lauerndes. »Die Durchfahrt nach Cipango und Cathay ist gefunden, wie ich hoffe?«
    »Nein.«
    »Ahhh!« Die dünnen Lippen verzogen sich zu einem hämischen Lächeln. »Das wird die Allergnädigsten Majestäten sehr betrüben, fürchte ich.«
    »Die Allergnädigsten Majestäten haben keinen Grund zur Trauer. Der Herr Admiral hat El Dorado gefunden, das Goldland.«
    »In der Tat? Nun, das wird den Herrn Admiral selbst am meisten freuen, nehme ich an. Die Summen, die die Krone für seine Entdeckungsfahrten aufgewandt hat, sind enorm. Jetzt können sie wenigstens zu einem Teil getilgt werden.«
    »Das wird erst möglich sein, wenn der Herr Admiral und seine Mannschaft von der Insel Jamaica gerettet sind. Wir sind dort mit den beiden letzten Schiffen gestrandet, und sie sind derartig durchlöchert von Würmern, dass es unmöglich ist, sie zu reparieren.«
    »Ahhh!« Das hämische Lächeln vertiefte sich. »Und wieso seid Ihr dann hier, Señor Capitan? Ich nehme doch nicht an, dass Ihr übers Wasser gewandelt seid?«
    »Wir kamen in einem Kanu. Meine Begleiter sind so erschöpft, dass wir sie an der Westküste zurücklassen mussten.«
    »In einem Kanu? Von Jamaica nach Española?« Die schmal gezupften Augenbrauen gingen in die Höhe. »Das klingt ja fast unglaublich. Ihr seid ein Held, Kapitän Méndez. Mein Beifall.«
    »Danke.« Der Kapitän verbeugte sich mit steinernem Gesicht. »Wie gesagt, wir brauchen ein Schiff. Und außerdem brauchen wir Nahrungsmittel. Die Männer auf Jamaica leben von den Zuwendungen der Indianer.«
    »Das soll eine sehr gesunde, wenn auch karge Kost sein, wie ich höre. Dabei kann man es wohl geraume Zeit aushalten, ohne zu verhungern.« Nicolas de Ovando fächelte sich nachdrücklich Luft zu, um anzudeuten, dass ihn das Thema langweilte. »Ich habe kein Schiff, wie Ihr zweifellos gesehen habt. Ich rechne zwar in nächster Zeit mit der Ankunft einer kleinen Flotte, aber die brauche ich ausschließlich für meine Zwecke. Ich habe die Kolonie Española im Zustand des Aufruhrs übernommen, nicht zuletzt dank der miserablen Verwaltung der Brüder Colón. Ich habe inzwischen den Eingeborenen beigebracht, was Arbeit heißt. Und Gehorsam. Sechs Monate Frondienst und eine Hand voll Goldstaub pro Kopf und Jahr, das ist meine Regel. Aber es mehren sich seit kurzem die Anzeichen, dass die Provinz Xaragua einen Aufstand gegen meine Methoden plant.«
    »Xaragua?«, wiederholte Kapitän Méndez ungläubig. »Der Adelantado hat mir erzählt, dass die Eingeborenen dieser Provinz die schönsten und edelsten der Bevölkerung sind, feine, anmutige Menschen, die Müßiggang und Kontemplation lieben. Sie nehmen, was die Natur ihnen gibt, und sind mit allem zufrieden. Und dort soll es Aufrührer geben?«
    »Ich finde Eure Wortwahl etwas - nun - eigentümlich, Herr Kapitän.« Don Nicolas blähte die Nüstern seiner langen, gebogenen Nase. »Ihr sprecht nicht von spanischen Adeligen, sondern von Indianern, ist Euch das klar? Diesen faulen Kerlen ist der Wert von spanischen Arbeitsmethoden und Gesetzen einfach nicht einzubläuen. Sie tanzen lieber, statt Gold zu waschen. Sie spielen und singen, statt den Boden zu hacken. Wie soll ich mit solchen Menschen die Kolonie ertragreich machen? Aber sie werden schon sehen, was sie von ihrem Widerstand haben. Ich werde ihnen einen Besuch abstatten - übrigens in der Nachfolge und nach dem Vorbild des Herrn Admirals, was Euch zweifellos freuen wird.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Kapitän Méndez.
    Das magere, lange Gesicht des Statthalters verzog sich höhnisch. »Der Herr Admiral hat eine Schlacht geschlagen, im Mai 1495, man erzählt heute noch davon. Es war eine glorreiche Schlacht. Zweihundert Fußsoldaten, zwanzig Reiter und zwanzig Bluthunde gegen ein indianisches Heer, das die ganze Königsebene füllte. Nach wenigen Stunden war die Vega real übersät mit den Leichen unserer Gegner. Es sollen zigtausende gewesen sein. Und alle Überlebenden waren geflohen. Aber der Herr Admiral ist ein Risiko eingegangen. Kostbares spanisches Blut hätte vergossen werden

Weitere Kostenlose Bücher