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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Méndez ihn so lange, bis er die Augen aufschlug. »Es ist ein Schiff eingelaufen, Pablo. Ich will hinter Ovando her und ihn bitten, dass ich damit nach Jamaica kann. Er ist noch immer in Xaragua. Und alle Pferde hat er mitgenommen. Also muss ich zu Fuß gehen, deshalb wird es lange dauern. Bestimmt mehrere Wochen. Wenn ich zurückkomme, bist du gesund, ja? Versprochen?«
    »Versprochen«, flüsterte Pablo.
    Allmählich ging es ihm tatsächlich besser. Als er das erste Mal aufstand und die Kleider anzog, die er bei der Audienz getragen hatte, waren Hosenbeine und Ärmel viel zu kurz geworden. Er bekam sofort neue Sachen. Alle Diener behandelten ihn, als ob er der Sohn des Hauses wäre, denn Kapitän Méndez hatte dem Haushofmeister zu verstehen gegeben, dass der junge Mann in seiner Begleitung der beste Freund von Don Fernan wäre.
    Pablo fühlte sich eigenartig antriebslos. Der Schleier lag immer noch über ihm. Es war, als ob er aus seinem bisherigen Leben herausgefallen wäre. Die Tage und Wochen vergingen, er merkte es kaum. Er hatte weder die Kraft, etwas zu unternehmen noch Pläne zu machen. Er saß den ganzen Tag im Innenhof des Hauses, betrachtete die Blumen und Vögel, aß zerstreut die Leckerbissen, die die Diener ihm brachten, und wartete auf Kapitän Méndez.
    Ende Oktober kam er endlich. Das Entsetzen bei seinem Anblick durchfuhr Pablo wie ein Feuerstoß und weckte ihn aus seiner Lethargie: Der Kapitän sah aus wie ein Skelett, die Kleider schlotterten um seine Glieder, die Augen lagen tief in den Höhlen, um seinen Mund hatten sich scharfe Falten eingegraben. Es war immer etwas Unbezwingliches um ihn gewesen, eine Aura von Kraft und Fröhlichkeit, selbst in den ausweglosesten Situationen. Aber jetzt sah er so ausgebrannt und hoffnungslos aus wie ein alter Mann am Rand des Grabes.
    »Es macht nichts, dass der Gouverneur uns das Schiff nicht geben will.« Pablo wollte etwas Tröstliches sagen. »Es ist schon wieder weg. Zurück nach Spanien.«
    »Das Schiff? Ach so, das Schiff. Nun ja, es werden schon andere kommen.« Er ließ sich schwerfällig neben dem Jungen auf die Bank im Innenhof sinken. »Das waren die schlimmsten Wochen meines Lebens, Pablo. Ich fürchte, bis an mein Ende werde ich diese Bilder nicht mehr los. Die Spanier hausen in diesem Land wie die Teufel. Unsere Landsleute!«
    Er starrte eine Zeit lang vor sich hin. Dann brachen die Worte aus ihm heraus, als ob sie ihn sonst ersticken würden. »Es muss unter Bobadilla schon schlimm genug gewesen sein, aber Ovando überbietet ihn noch mit seinen Schandtaten. Kannst du dich erinnern, dass er von der Königin Anacaona gesprochen hat? Er hat ihr seinen Besuch melden lassen, um mit ihr und all ihren Kaziken über die fälligen Tributzahlungen zu reden. Natürlich in aller Freundschaft, hat er gesagt. Die Spanier kamen mit dreihundert Mann zu Fuß und sechzig Reitern. Sie wurden drei Tage lang freigiebig bewirtet und mit Tänzen und Spielen unterhalten. Der ganze Stamm war zusammengeströmt, um mitzufeiern. Am vierten Tag richtete Ovando ein Scheinturnier aus, nicht mit scharfen Lanzen, sondern mit Bambusrohren, um den Indianern zu zeigen, wie die Spanier sich vergnügen. Für die Königin und die vornehmsten Kaziken wurde eigens ein Haus mit bequemen Sitzplätzen erbaut, die anderen saßen auf Tribünen um den Turnierplatz. Ovando erschien selbst mit seinen Offizieren in der Arena und warf Diskus mit ihnen. Dann nahm er neben der Königin Platz und unter dem Jubel der Indianer begann das Lanzenstechen der Reiter. Die dreihundert Mann Fußvolk hatten sich unter die Zuschauer gemischt. Da trat Ovando vor und berührte das Kreuz des Alcántara-Ordens, das er immer um den Hals trägt. Und weißt du, was das bedeutete?«
    Pablo schüttelte hilflos den Kopf.
    »Das Berühren des Kreuzes war für die Spanier das Zeichen zum Massaker. Sie hatten Waffen unter ihrer Kleidung verborgen und hieben mit ihren Schwertern auf alles ein, was nackt war. Innerhalb weniger Minuten lagen die Leichen und Verstümmelten in Bergen auf dem Boden. Ovando fesselte die Königin und führte sie aus dem Haus, deshalb wagten die Kaziken nicht, sich zu rühren. Einige wurden aufgehängt und so lange mit glühenden Zangen gerissen, bis sie ein Komplott gegen Ovando gestanden. Daraufhin schlossen die Soldaten Türen und Fenster des Hauses und zündeten es an. Jeder, dem die Flucht aus dem brennenden Gebäude gelang, wurde niedergemacht. Sie haben sechzig Kaziken bei lebendigem

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