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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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auch nicht mehr an«, sagte Kapitän Méndez. »Hauptsache, wir haben die Überfahrt geschafft. Sobald wir in Santo Domingo sind, mieten wir ein Schiff und fahren nach Jamaica.«
    Pablo sah die Küste an sich vorbeiziehen, die sanft geschwungenen Hügel, die wogenden Maisfelder, die schimmernden Flussläufe, das vielfarbige Gestein, die gewaltigen Urwälder, aber er nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Erst als das Kanu nach vielen Tagen in den Hafen von Santo Domingo einbog, fuhr er in die Höhe.
    »Das ist doch nicht möglich!«, sagte Kapitän Méndez fassungslos. »Siehst du das auch, Pablo?«
    Der Junge suchte das Wasser mit den Blicken ab, als ob plötzlich hinter einer Welle oder einer kleinen Landzunge der ersehnte Umriss auftauchen könnte. Aber das Bild änderte sich nicht. Der Hafen war und blieb leer. Nur ein paar Kanus und Schaluppen kamen vom Fischfang heim. Aber keine Karavelle, nicht einmal eine Barkasse lag vor Anker.
    »Es gibt kein Schiff«, sagte Pablo tonlos.
    Die beiden ließen sich zum Haus Colón führen, das der Admiral während seiner Zeit als Vizekönig bewohnt hatte. Der Türsteher betrachtete misstrauisch ihre zerlumpten Kleider und verfilzten Haare und gehorchte nur widerstrebend, als Kapitän Méndez ihm herrisch befahl, sie vor den Haushofmeister zu führen. Dort zog Señor Méndez ein Blatt aus der Tasche und reichte es dem Herrn. Der warf nur einen einzigen Blick darauf und verneigte sich tief.
    »Seine Hoheit schickt Euch? Ich bin überglücklich, Euch zu Diensten zu sein.«
    Dem Türsteher blieb der Mund offen stehen. Pablo schielte auf das Blatt. Dort stand eine merkwürdige Buchstabenpyramide:
    S.
SAS
X-M Y
XpoFERENS 79

    »Wir brauchen Kleider.« Der Kapitän hielt sich nicht mit langen Erklärungen auf. »Und eine Audienz bei Don Ovando. Für Kapitän Méndez und Dolmetscher Pablo Alvarez. Wir bringen Nachrichten vom Vizekönig.«
    Der Junge horchte den Worten nach. Dolmetscher Pablo Alvarez. Warum freute er sich denn nicht? Immer noch lag der eigenartige Schleier über ihm und erstickte jedes Gefühl.
    Der Haushofmeister hob nur die Hand. Sofort erschienen mehrere Diener und wurden mit Befehlen eingedeckt.
    »Wieso liegt kein Schiff im Hafen?«, fragte Kapitän Méndez später, während der Barbier ihm den Bart stutzte. »Wir waren ein Jahr unterwegs und wissen nicht, was seither passiert ist.«
    »Ein Jahr? Habt Ihr denn den großen Hurrikan noch erlebt?«
    »Das will ich meinen. Aber außerhalb von Santo Domingo.«
    »Dann wisst Ihr noch gar nichts von dem schrecklichen Unglück?« Der Barbier ließ Kamm und Schere sinken und breitete theatralisch die Arme aus. »Fast die ganze Flotte ist untergegangen! Mit Mann und Maus! Und mit allem Gold! Nur zwei oder drei Schiffe haben sich retten können, aber schwer angeschlagen und mit Verlusten an Mannschaft und Ladung. Ein einziges Schiff ist unbeschadet nach Spanien durchgekommen, das allerkleinste mit dem Gold der Colóns. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Ausgerechnet das schäbigste und älteste Schiff der Flotte! Wenn...«
    »Und was ist aus den Feinden des Admirals geworden?«, unterbrach ihn der Kapitän.
    »Ihr meint den Gouverneur Bobadilla und den Bürgermeister Roldán?«
    »Genau die. Aber ich würde sie eher Aufrührer nennen.«
    »Nun, wie Ihr meint«, sagte der Barbier diplomatisch und machte sich wieder an die Arbeit. »Ich glaube allerdings, unser Herr Gouverneur sieht das anders, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf. Er hat zahllose Messen für die beiden lesen lassen. Sie waren nämlich bei den Toten. Und deshalb meinen viele Leute, dass der Herr Admiral über Hexenkünste verfügt. Denn dass seine Feinde sterben und die ganze Flotte untergeht und nur sein Gold gerettet wird, das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen.« Den letzten Satz flüsterte der Barbier nur.
    »Für mich sieht das eher aus wie himmlische Gerechtigkeit. Die Guten werden belohnt, die Bösen bestraft.« Der Kapitän betrachtete sich im Spiegel. »So, das genügt. Mit der Eleganz von Don Nicolas de Ovando können wir ohnehin nicht konkurrieren. Komm, Pablo, bringen wir die Sache hinter uns.«
    Diesmal empfing sie der Gouverneur sofort, wieder in schwarzem Samt und wieder mit einem großen Fächer aus bunten Papageienfedern.
    »Kapitän Méndez! Ihr habt Karriere gemacht im letzten Jahr. Meinen Glückwunsch.« Er nickte herablassend und sah dann Pablo abschätzig an. »Und dies soll ein Dolmetscher sein? Reichlich jung, wie mir

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