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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Noch immer wohne ich im Wrack meines gestrandeten Schiffes, nicht auf tausend Bogen Papier könnte ich alles Ungemach, alles Elend und alle Not niederschreiben, die ich erduldet, und bin nun, nächst der Hilfe Gottes, Eurer Hilfe gewiss, wofür alle meine Nachkommen Euch zu Dank verpflichtet sein werden.«
    Der Vater überflog die Zeilen und setzte seine Unterschrift darunter:
    S.
SAS
X-M Y
XpoFERENS

    Er siegelte den Brief, übergab ihn wortlos seinem Besucher und führte ihn ebenso wortlos zur Treppe. Die Männer, die auf dem Oberdeck warteten, bildeten widerwillig eine Gasse. Sie hatten inzwischen eingesehen, dass sie ihre Lage nur noch verschlimmern würden, wenn sie sich an dem Abgesandten des Gouverneurs vergriffen. Diego de Escobar war kaum an Bord seiner Barkasse, da ging die Ankerkette in die Höhe und das Schiff verließ die Bucht von Santa Gloria, eine schwarze Silhouette gegen den sternenfunkelnden Himmel.

Kapitel 16
    D ie Männer machten ihrem Zorn und ihrer Enttäuschung in Schreien, Schimpfen, Fluchen Luft. Erst als sie sich allmählich beruhigten, merkte Fernan, dass die durchdringenden Pfiffe nicht von einem Nachtvogel kamen.
    »Fernan! So hör doch endlich! Fernan!«
    Und dann wieder ein schriller Pfiff. Zum zweiten Mal an diesem Abend stürzte Fernan an die Reling. Neben der Capitana schaukelte ein Kanu.
    »Eine Fackel! Schnell!«, schrie er.
    »Was brauchst du eine Fackel? Kennst du etwa meine Stimme nicht mehr?«
    »Pablo? Bist du das wirklich? Das gibt’s doch nicht! Ich... ich kann’s einfach nicht glauben! Wo kommst du her?«
    »Aus Española! Ich muss sofort zum Admiral. Es ist wichtig!«
    Fernan warf die Strickleiter über Bord und Pablo kletterte hinauf. Er hörte, wie das Kanu sich mit leisem Plätschern entfernte. Anacaona würde im ersten Morgengrauen mit den Paddlern ins Dorf des nächsten Kaziken gehen und die Botschaft ihres Vaters ausrichten.
    Fernan, der Pablo umarmen wollte, zuckte zurück. »Was ist das? Bist du etwa nackt?«
    »Nicht ganz. Ich habe immerhin noch meine Hose an.«
    Fernan zog seinen Freund unter die Schiffslaterne. »Um Himmels willen! Wie siehst du denn aus? Man könnte dich ja für einen Indianer halten!«
    »Was würdest denn du anziehen, wenn du weder von Don Diego Escobar noch von Meuterern erkannt werden willst?«
    »Keine Ahnung. Aber jedenfalls würde ich nicht mit einem Indianer verwechselt werden wollen«, sagte Fernan störrisch. »So kannst du jedenfalls nicht vor meinen Vater treten.«
    Pablo starrte ihn an. Seit Monaten hatte er sich diesen Augenblick ausgemalt. Ich sehe ihn wieder! Er lebt noch! Wir fallen uns in die Arme! Ich erzähle ihm alles! Und er mir!
    Und jetzt das!
    Er ließ Fernan einfach stehen, stieg die Leiter zum Aufbaudeck hinauf und klopfte an die Tür der Kajüte. Die drei Männer musterten ihn befremdet, fast ablehnend.
    »Ein Indianer? Was will der hier?«, fragte Kapitän de Terreros leise. »Wieso kommt er überhaupt aufs Schiff? Wir haben doch Wachen aufgestellt.«
    Fernan hat Recht, dachte Pablo. Sie verachten die Indianer, obwohl sie ohne ihre Hilfe längst tot wären. Wir haben nichts als Großzügigkeit von ihnen erfahren. Aber nur Diego Méndez hat mit dem König Freundschaft geschlossen.
    »Grumete Pablo?« Der Adelantado erkannte ihn als Erster.
    »Zu Befehl!«
    »Ich erwarte eine Erklärung für dein ungebührliches Aussehen.«
    Pablo senkte den Kopf. Wir haben alle unser Leben riskiert. Ich bin fast ein Jahr lang fort gewesen. Und er fragt nicht nach den beiden Kapitänen und den anderen Seeleuten, sondern nach meinen fehlenden Kleidern.
    »Ich habe dem König Ameyro meine beste Jacke und mein bestes Hemd für ein Kanu samt Ruderern gegeben«, sagte er tonlos. »Die Meuterer wollen die Familie Colón ermorden.«
    Noch vor wenigen Monaten wäre Pablo fast zersprungen vor Stolz über die Wirkung, die er mit diesen Worten erzielte. Aber jetzt konnte er sich nicht einmal freuen. Auch nicht über die seidene Jacke und das Hemd aus Batist, die Fernan ihm später im Namen seines Vaters überreichte. Er musste an Rodrigo de Triana denken, den Mann aus dem Mastkorb der Pinta, der am 12. Oktober 1493 als Erster Land gesehen hatte. Der hatte auch nur eine seidene Jacke bekommen.
    Doch als Fernan von der Mondfinsternis erzählte und sich dann an seinem Bericht von der Kanufahrt nach Española begeisterte, vergaß Pablo den Rodrigo.
    Bereits am nächsten Morgen bog ein zweites Kanu um die Landzunge von Santa Gloria. Es wurde

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