Das Gold des Columbus
in die Arme, schwenkten die Mützen, begannen zu tanzen.
»Jetzt kommt Speck!«
»Schmeißt den Indianerfraß über Bord!«
»Jetzt kommt Wein!«
»Schmeißt das Wasser über Bord!«
»Es lebe der spanische Wein!«
»Es lebe Méndez!«
Der Admiral stand auf dem Deck vor seiner Kajüte und sah dem kleinen Boot entgegen, das von zwei Männern von der Barkasse zu den Schiffen gerudert wurde. Ein Mann stand im Heck.
Fernan war neben den Vater getreten.
»Diego Méndez, mein Sohn!«, hörte er ihn flüstern. »Gott hat meine Gebete erhört und dich erhalten.«
Das Klatschen, Trampeln und Jubeln dauerte an, bis das Boot längsseits ging. Dann wurde es still.
»Das ist nicht Diego Méndez. Das ist Diego de Escobar.« Die Stimme des Admirals zitterte.
Trotz des ungewissen Lichtes sah Fernan, dass sein Onkel schneeweiß geworden war. Dann schoss ihm die Zornesröte in die Stirn. Fernan sah ihn fragend an.
»Das ist ein Spießgeselle des Aufrührers Roldán!« Der Adelantado knirschte mit den Zähnen. »Dein Vater hat ihn zum Tode verurteilt. Aber Bobadilla hat ihn freigelassen.«
»Das kann nichts Gutes bedeuten«, sagte Kapitän de Terreros leise.
Der Admiral blieb auf dem Aufbaudeck stehen und hieß den Besucher dort willkommen. Alle Männer drängten sich auf dem Oberdeck zusammen, um nur ja jedes Wort zu verstehen.
»Der Gouverneur und Statthalter von Española sendet Euch viele Empfehlungen, Herr Admiral. Er bedauert unendlich, Euch in einer derartig misslichen Lage zu wissen.«
Ein Höfling, dachte Fernan. Glatt, geleckt, unangreifbar.
»Leider ist er selbst aufgrund seiner zahllosen Verpflichtungen verhindert, sich ausführlich mit Eurer Person zu beschäftigen. Deshalb hat er mich geschickt, um Euch in seinem Namen zu besuchen.« Man hörte der Stimme an, dass der Mann die Situation genoss. »Ich habe mir erlaubt, eine kleine Bereicherung für den Speisezettel der Admiralstafel aus Española mitzubringen. Ein Fässchen Wein und ein halbes gepökeltes Schwein.«
»Ich brauche keine Bereicherung für meine Tafel. Ich brauche Fleisch und Wein für alle meine Männer. Und vor allem brauche ich ein Schiff! Seit zehn Monaten warten wir darauf. Seit Diego Méndez aufgebrochen ist.«
»Gewiss! Das ist uns bekannt. Er hat es uns immer wieder gesagt.« Don Diego sprach betont gelangweilt.
Vom Oberdeck kam ein empörtes Zischen.
»Wenn der Gouverneur Angst vor mir hat, so bin ich gerne bereit, Española zu meiden und direkt nach Spanien zu segeln«, sagte der Admiral mühsam beherrscht.
Auf dem Oberdeck erhob sich ein auf- und abschwellendes Murmeln.
»Warum sollte der Herr Gouverneur Angst vor Euch haben?«, erwiderte Diego de Escobar kalt. »Er ist auf Befehl und Wunsch der Majestäten in Española. Er bedauert unendlich, Euch kein Schiff schicken zu können, das Eure gesamte Mannschaft aufnehmen kann. Deshalb bittet er Euch, dass Ihr Euch noch einige Zeit geduldet und...«
»Kein Schiff?«, wiederholte der Admiral ungläubig. »Vor zwei Jahren lag eine Flotte von dreißig Schiffen vor Santo Domingo.«
»Gewiss.« Don Diego zögerte. »Aber… hm, das könnt Ihr nicht wissen... hm, diese Flotte...«
Er stottert fast, dachte Fernan schadenfroh. Diese Frage muss unangenehm für ihn sein.
»Nun, um es ohne Umschweife zu sagen, sie wurde von dem fürchterlichen Hurrikan vernichtet.«
»Aha! Ich wusste es!« Das kam wie ein Peitschenschlag. »Und weil der Gouverneur meine Warnung missachtet hat, fürchtet er jetzt, dass ich den Majestäten darüber berichte, nicht wahr? Und deshalb lässt er mich und meine Männer hier vermodern!«
Die Stimmen auf dem Oberdeck brandeten hoch wie eine Welle.
»Schlagt ihm den Schädel ein!«
»Werft ihn zu den Fischen!«
»Dreht ihm den Hals um!«
»Hängt ihn am Heckspriet auf!«
Diego de Escobar trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Wenn ich dem Herrn Gouverneur keinen günstigen Bericht erstatte, werdet Ihr vergebens auf ein Schiff warten.«
Die Männer schrien weiter.
»Kommt in meine Kajüte«, befahl der Admiral. »Ihr werdet einen Brief mitnehmen für den Gouverneur.«
»Ich habe keine Zeit!«
Aber nach einem Blick auf das Oberdeck presste Don Diego die Lippen zusammen und folgte dem Admiral, der seinem Sohn ein Zeichen machte. Fernan setzte sich an den Tisch, nahm einen Bogen und wartete auf das Diktat.
»Ich weiß, sehr edler Señor, Ihr würdet selbst Eure Person zu meiner Rettung wagen, davon bin ich so fest überzeugt wie von meinem Leben.
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