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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Also, wir machen die drei fertig? Ja, das könnte klappen. Aber du lässt besser die Finger von der Sache, Juan. Einmal ist dir der alte Indianer entwischt, das nächste Mal das Goldköpfchen - das langt! Diesmal übernehme ich den Jungen.«
    »Glaubst du etwa, dir nimmt der Admiral den reumütigen Sünder ab? Pah! Dazu sind andere besser geeignet. Komm, wir gehen jetzt zum Kapitän. Das soll er entscheiden.«
    Erst als die krachenden Schritte verklungen waren, wagte sich Pablo von seinem Baum hinunter.
    »Krah, knirp, krah«, krächzte er. »Krah, knirp, krah!«
    Die Papageien flogen auf seine Schultern und gackerten und gurgelten vor sich hin, als ob sie dem Jungen eine Geschichte erzählen wollten. Er spürte ihre Krallen durch den Stoff seiner Jacke. Auf einmal erfüllte ihn das gleiche Glücksgefühl wie damals, als sie zum ersten Mal zu ihm gekommen waren. Er würde Anacaona bald wiedersehen. Das wusste er auf einmal ganz sicher.
    Noch am selben Tag verließen die Meuterer das Dorf und machten sich auf den Rückweg nach Santa Gloria. Pablo beobachtete sie aus einem Versteck und ließ sich, sobald sie verschwunden waren, in einer der Hütten nieder. König Ameyro hatte sicher überall seine Späher und würde das Dorf schnell wieder in Besitz nehmen.
    Pablo strich die feuchten Kleider aus seinem Bündel glatt und hängte sie an einen Strauch am Rand des Dorfes. Ob der König wohl ein Kanu mit mehreren Ruderern gegen die glänzende Seidenbluse und die schwarze, mit Goldknöpfen besetzte Samtjacke tauschen würde? Die Sachen waren ein Geschenk von Diego Méndez und der Junge hatte sie nicht zurücklassen wollen. Aber Fernans Leben war wichtiger.
    Eine Zeit lang hatte Pablo geschwankt, ob er die Schiffbrüchigen vor dem Anschlag der Meuterer warnen sollte. Ausgerechnet den Admiral und seinen Bruder? Sie hatten als Erste ein Blutbad auf Española angerichtet. Sie hatten begonnen, was Ovando jetzt auf teuflische Art fortsetzte. Aber was hatte Fernan damit zu tun? Fernan war sein Freund. Und deshalb musste er ihn retten, ganz gleich, was es kosten würde.
    Er fuhr zusammen, als erneut die beiden Papageien auf seinen Schultern landeten, und drehte sich hastig um. Zwischen zwei Hütten stand Anacaona. Sie rührte sich nicht und betrachtete ihn erstaunt. Dann ging ein Lächeln über ihr Gesicht und sie lief auf ihn zu. Die langen Haare hüllten sie ein wie ein Mantel.
    »Pahbloh! Du bist wieder da!«
    Er stand nur da und sah ihr entgegen. Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Er brachte auf einmal kein Wort heraus. Anacaona blieb vor ihm stehen. Er merkte, wie sehr er gewachsen war, denn sie ging ihm noch nicht einmal bis zum Herzen.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und strahlte ihn an. »Du siehst so anders aus, Pabloh! So lang! Und so... so haarig. Aber die Loros haben dich gleich erkannt. Früher als ich.«
    Sie strich mit den Fingerspitzen über seinen Bartflaum und kicherte. »Das kitzelt.«
    Pablo lachte verlegen. »Deine Haare sind auch gewachsen. Aber sonst hast du dich gar nicht verändert. Überhaupt nicht.«
    »Oh doch. Siehst du?« Sie blähte stolz die Flügel ihrer kleinen, geschwungenen Nase. Dort schimmerten zwei sternförmige Tätowierungen. Über den Nasenrücken lief ein gerader brauner Strich. »Die sind neu. Ich bin jetzt eine Frau. Und ich darf mir einen Mann suchen. Vielleicht nehme ich dich. Aber dann darfst du nicht mehr fortgehen.«
    Pablo spürte, wie er errötete. Seine Verlegenheit wuchs. Warum eigentlich, fragte er sich ärgerlich. Ich wünschte, ich könnte genauso unbefangen sein wie sie. Er suchte nach Worten, aber er wusste nicht, was er auf ihr Angebot erwidern sollte, und erklärte ihr schließlich stattdessen seinen Plan. Sie hörte aufmerksam zu.
    »Ich komme mit«, sagte sie entschlossen. »Ich kann genauso gut rudern wie ein Mann. Und ich kann auf dich aufpassen. Sonst bleibst du wieder so lange weg. Ich werde meinen Vater bitten, dass er dir hilft.«
    Aber Ameyro zeigte sich zunächst ziemlich ablehnend, nachdem er sein Haus wieder bezogen und den Schaden besichtigt hatte, den die Spanier angerichtet hatten.
    »Dein weißer Bruder, mit dem du den Namen getauscht hast, wird bald zurückkehren nach Xamayca«, beschwor Pablo den König. »Oder er wird ein großes Kanu mit weißen Flügeln schicken, um den alten König mit den Wolkenhaaren und seine Leute zu holen. Die bösen Weißen, die dich aus deinem Dorf vertrieben haben, wollen den König töten. Wenn ihnen das

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