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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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haben ihn nicht empfangen wollen, also blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Palos zu segeln, und da war die Niña gerade eingetroffen, und alle Glocken haben geläutet, und die ganze Stadt war in Aufruhr vor Begeisterung. Da hat sich der Martin Pinzón in seinem Haus verkrochen und drei Tage später war er tot.«
    Auch die anderen bekreuzigten sich. Seit dem Tod des Kapitäns geisterten die sonderbarsten Gerüchte durch die spanischen Häfen.
    »Und die Santa María?«, fragte Fernan. »Richtig, die hab ich ja ganz vergessen. Die lag auf der Seite und soff Wasser. Die Pinta hat die Männer in unserem Beiboot zurückgeschickt, völlig zu Recht natürlich, und ihre eigene Schaluppe dazu, aber die Santa María war nicht mehr zu retten. Beim ersten Morgengrauen hat der Admiral zwei Männer zum Kaziken gejagt und der hat sofort Hilfe geschickt. Mehrere Kanus mit dutzenden Indianern haben die gesamte Ladung an Land gebracht. Und dann hat der Kazike noch zwei Hütten bauen lassen, damit wir alles unterbringen konnten. Wir haben kein Körnchen verloren. Sie haben sich um uns gesorgt, als ob wir ihre Verwandten wären. Ohne den Kaziken...«
    Der Schiffsjunge an der Sanduhr kündigte die volle Stunde und den Wachwechsel an. Der befehlshabende Offizier wiederholte den Befehl mit lauter Stimme. Pablo sprang auf. Jetzt begann sein erster Dienst auf der Capitana.
    Juan Quintero schickte ihn und Esteban auf die Rahe des Fockmastes. Pablo fühlte Holz und Taue unter seinen bloßen Füßen und hätte am liebsten gesungen. Davon hatte er seit Monaten geträumt. Einmal wieder hinaufklettern!
    Er sah aufs Deck hinunter. Der Lotse stand auf dem Vorderschiff, gleich hinter dem Bugspriet, und hob die Hand.
    »Fertig!«, schrie er.
    Juan Quintero machte den Jungen auf der Rahe ein Zeichen. »Lasst los das Seil vom Focksegel! Im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, in drei Personen ein Einziger, dass Sie bei uns sein mögen und uns gute und sichere Fahrt geben und uns tragen und sicher nach Hause zurückbringen.«
    »Amen!«, sagten die 35 Männer und Jungen auf der Capitana wie aus einem Mund.
    Die Leinwand rauschte und blähte sich im Wind. Das Schiff trieb langsam in die Strömung und nahm Fahrt auf. Der Lotse rief seine Anweisungen dem Piloten zu. Der gab sie an den Obermaat weiter und der an den Steuermann. Pablo blickte zurück. Hinter ihnen löste sich erst die Santiago de Palos vom Ufer, dann die Gallega und die Vizcaina .
    Die große Reise hatte begonnen.

kapitel 5
    W arum lassen wir zu, dass er dem Jungen so einen Unsinn beibringt? Ein echter Seemann kann nicht schwimmen!«
    »Genau! Wenn’s zum Schlimmsten kommt und dein Schiff absäuft, dann bist du froh, wenn du einen schnellen Tod hast, statt dich noch lange zu quälen.«
    »Oder wenn du im Sturm über Bord gehst, dann hast du sowieso keine Chance. Da ist es besser gleich aus.«
    »Aber was machst du, wenn du in Küstennähe kenterst? Dann hast du das rettende Ufer vor Augen und kommst nicht hin, weil du nicht schwimmen kannst.«
    Pablo tat so, als ob er die Unterhaltung im Rancho der Sevillaner nicht hörte. Er beugte sich über die Reling und beobachtete Fernan, der an der Capitana entlangschwamm, zwar etwas hastig und ungleichmäßig, aber er hielt sich über Wasser und kam vorwärts. Vor zwei Wochen war er vom Bugspriet abgerutscht und ins Hafenbecken von Cadiz gestürzt. Er war natürlich untergegangen, obwohl er wild um sich geschlagen und gestrampelt hatte. Pablo hatte ihm ein Seil zugeworfen, aber da war Fernan schon zum zweiten Mal untergegangen und hatte vor lauter Panik das Seil nicht gesehen, sodass Pablo über Bord springen und ihn herausziehen musste. Fernan war noch nicht ganz trocken gewesen, da hatte er Pablo schon um Schwimmunterricht gebeten und auf keine Einwände geachtet.
    Am Bug der Capitana angekommen, drehte Fernan um und schwamm zurück - diesmal sicherer - und kletterte über die Strickleiter nach oben.
    »Sah gut aus«, sagte Pablo zufrieden. »Jetzt kannst du in jedem Hafen ins Wasser fallen.«
    »Ich kann das Wort Hafen bald nicht mehr hören«, maulte Esteban. »Erst hängen wir vier Wochen vor Cadiz fest und jetzt liegen wir schon wieder still. Ihr habt doch gesagt, an den Kanaren wehen immer die Passatwinde. Wir könnten schon längst in Indien sein, wenn diese blöden Flauten nicht wären.«
    Tatsächlich war die kleine Flotte erst am 11. Mai 1502 in Cadiz gestartet, mit gefüllten Laderäumen und

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