Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
Vom Netzwerk:
uns für Götter aus dem Himmel hielten, mit geretteten Vorräten für ein Jahr und vor allem in der Nähe von Goldminen. La Navidad hat er die Siedlung genannt, weil doch Weihnachten war. Die Männer haben sich darum gestritten, wer dableiben durfte. 39 waren es schließlich. Wir hatten gerade noch genug Leute für die Niña. Das Holz der Santa María haben die Indianer an Land geholt, und wir haben ein Fort gebaut, mit Turm und tiefem Graben und...«
    »Aber warum ein Fort, wenn die Indianer euch doch für Götter hielten?«, unterbrach Fernan.
    Der Zimmermann zuckte mit den Schultern. »Wir wollten ihnen halt zeigen, was wir konnten. Sie hatten ja bloß ihre Palmstrohhütten mit den Hängematten. Allerdings sehr sauber, das muss man ihnen lassen. Da könnte sich manch ein spanischer Bauer ein Beispiel dran nehmen. Und außerdem - man darf ja auch nicht zu vertrauensselig sein. Die Indianer waren zwar so freundlich und sanftmütig wie Kinder, aber wir waren immerhin nur ein paar dutzend und sie viele tausende. Doch wir haben wirklich nichts Böses geahnt. Der Admiral war fest davon überzeugt, dass in La Navidad mindestens ein ganzes Fass voll Gold auf ihn warten würde bei seiner Rückkehr. Ein Dutzend Indianer haben wir mitgenommen, damit wir später Dolmetscher hatten. Tja, und als wir dann kamen, fast genau ein Jahr später, da war die Festung niedergebrannt, und alle Siedler waren tot. Der Kazike hat behauptet, sie wären von Anfang an in Streit geraten um Gold und um Frauen. Sie konnten angeblich von beidem nicht genug kriegen. Einige haben sich gegenseitig umgebracht, andere haben die Festung verlassen und geraubt und vergewaltigt, bis sie an den Kaziken Caonabo geraten sind. Der war nicht so sanftmütig wie unser Guacanagari. Er hat sie getötet und dann auch die Überlebenden in der Festung niedergemacht.«
    Einige Augenblicke lang herrschte unbehagliches Schweigen. Die Toten von La Navidad waren ein Schock gewesen für alle Mitglieder der großen Flotte, die schon im September 1493 aufgebrochen war - und später für ganz Spanien. Inzwischen hatte man neue Städte und neue Forts auf Española gegründet, riesige Landgüter an Siedler verteilt und Goldbergwerke errichtet. Die Ansichten über die Indianer waren immer noch geteilt, sogar am Königshof. Die meisten hielten sie für gefährlich und wollten durch harte Strafen ihren Gehorsam erzwingen. Der Admiral und mehrere Minister und viele Kaufleute waren dafür, sie als Sklaven nach Spanien zu verkaufen, damit sie dort das Christentum und gute Sitten kennen lernten und außerdem viel Geld einbrachten. Die spanischen Siedler auf Española wollten sie als Arbeitskräfte und Goldlieferanten auf der Insel behalten. Und die Königin Isabella war strikt gegen den Sklavenhandel und für eine behutsame Missionierung.
    »Erzähl lieber von eurer Rückkehr nach der ersten Fahrt, Carlos«, schlug Tommaso Mateors vor. »Das kann man immer wieder hören.«
    Der Zimmermann richtete sich auf. »Die Tage werde ich nie vergessen, und wenn ich achtzig werde.«
    »Das wirst du nicht, da geh ich jede Wette ein.« Das war wieder Concho. »Ein uralter Seemann, das gibt’s einfach nicht.«
    »Na schön, dann vergess ich sie nicht bis an mein Lebensende.« Ein verklärtes Lächeln ging über Carlos Alonsos stoppeliges Gesicht. »Ganz Palos kam in den Hafen gerannt, als wir eingelaufen sind. Als wenig später die Pinta erschien, läuteten schon die Glocken von allen Kirchen und Klöstern bis nach La Rabida. Dorthin ist der Admiral als Erstes gegangen, denn wir sind auf der Rückfahrt in zwei so fürchterliche Stürme geraten, dass wir mehrere Wallfahrten gelobt hatten, falls wir am Leben bleiben würden. Am Palmsonntag war dann der feierliche Einzug der gesamten Besatzung und der Offiziere in Sevilla. Vorweg gingen die zehn Indianer mit Federkronen und...«
    »Und sonst nichts?«, fragte Esteban vorwitzig.
    »Wo denkst du hin! Der Admiral hatte ihnen natürlich Kleider machen lassen, aus bunter Seide, das sah ungemein prächtig aus. Obwohl sie auch ohne Kleider irgendwie... ja, beeindruckend waren, denn alle Indianer sind sehr gut gewachsen, haben einen schön geformten Körper und glatte, dichte Haare wie Pferdemähnen, über der Stirn kurz geschnitten, über den Rücken lang herunterhängend, und schöne dunkle Augen. Sie sind alle sehr muskulös, aber schlank, und einen Bauch wie meinen gibt’s bei denen überhaupt nicht.«
    Carlos klopfte auf den Speckring über seinem

Weitere Kostenlose Bücher