Das Gold des Columbus
haben: Das Feuer der Blitze wollte mich verbrennen, der Sturm mich zum Kentern bringen, das Wasser mich mit haushohen Wellen verschlingen, das Land mit Riffen und Felsen zerschmettern. Niemals sah ich das Meer so hoch, so schrecklich, so ganz zu Schaum geworden. Der Sturm war zu stark, um vor ihm zu segeln, und nirgends konnte man zu einem schützenden Kap flüchten. So fuhr ich in diesem Meer umher, das flüssiges Blut schien und das kochte wie ein Kessel, unter dem ein großes Feuer brennt. Nie habe ich den Himmel so schauerlich erlebt, er brannte wie ein glühender Ofen; Feuer und Blitze fielen ins Meer und wollten mir Mast und Segel rauben.
Mit solch fürchterlicher Wut gingen die Elemente gegen mich vor, dass wir alle glaubten, die Schiffe würden versinken. Dabei hörte es nicht auf, vom Himmel zu gießen, denn regnen konnte man das nicht nennen. Eine zweite Sintflut schien begonnen zu haben. Alle Männer waren so verzweifelt, dass sie den Tod herbeiwünschten, nur um diesen Qualen zu entgehen. Zwei Schiffe verloren ihre Boote, auch Anker und Taue. Ohne Segel und leck fuhren sie dahin. Schließlich kam ich in eine Bucht und versuchte, die Schäden zu beheben, so gut ich...«
Von draußen ertönten fürchterliche Schreie. Fernan ließ die Feder fallen. So schrie nur ein Mensch in Todesangst.
»Schau nach! Schnell!«, befahl der Vater.
Fernan stürzte an die Reling. Die Schreie brachen mit einem Gurgeln ab. Fernan sah gerade noch, wie zwei strampelnde Beine im Wasser des kleinen Flusses verschwanden, der in die Bucht mündete.
Auf dem Strand rannten die Männer der Vizcaina, die nach Frischwasser ausgeschickt worden waren, zu ihrer Schaluppe. Aber sie waren nicht die Einzigen, die rannten. Die zahllosen alten Baumstämme, die am Saum des Urwalds und im Schlamm des Flusses verrotteten, waren auf einmal lebendig geworden. Auf kleinen krummen Beinen wackelten sie hinter den Männern her. Das waren gar keine Baumstämme, erkannte Fernan, das waren schauerlich hässliche, borkige Tiere mit zwei oder sogar drei Ellen langen spitzen Schnauzen, in denen zwei lange Zahnreihen blitzten.
Mit vereinten Kräften schoben die Männer die Schaluppe ins Meer und sprangen hinein. Sie legten sich in die Riemen, dass das Wasser nur so spritzte. Aber die Tiere blieben nicht am Ufer zurück, sondern glitten in die Bucht und schwammen hinter dem Boot her.
Fernan stürzte in die Kajüte. »Da sind riesige Tiere, wie Baumstümpfe. Sie jagen die Schaluppe.«
»Das sind bestimmt Krokodile. Sag den Bordschützen, sie sollen auf die Augen zielen. Die Rücken sind gepanzert.«
Fernan rannte wieder zur Reling. Das erste Krokodil hatte das Boot fast erreicht, gefolgt von mindestens einem Dutzend. Der Bordschütze im Heck stieß mit seiner langen Lanze nach ihm, aber die Waffe glitt ab.
»In die Augen«, schrie Fernan. »Stich in die Augen!«
Der Bordschütze zielte und stieß zu. Die Lanze durchbohrte den Kopf des Tieres. Der Mann riss die Waffe zurück und attackierte das nächste.
»Schnell! Zu mir!«, schrie ein Matrose. »Das Biest hat mein Ruder gepackt.«
Der andere Bordschütze war mit zwei großen Schritten bei ihm, packte den Griff seines Schwertes mit beiden Händen und stieß es nach unten.
»In die Augen! Ihr müsst die Augen treffen!«, rief Fernan wieder.
Um die Schaluppe herum wimmelte es jetzt von braungrünen Körpern. Ich würde sie immer noch für Baumstämme halten, dachte der Junge schaudernd. Aber nein, wenn man genauer hinschaut, dann sieht man die spitzen Zähne, selbst bei geschlossenem Maul. Sie sehen aus wie Dolche, die aus der Panzerhaut herausragen.
»Das wollen wir doch mal sehen, ob die Biester unsere Pfeile aushalten. Du zielst rechts vom Boot, ich links.« Auf dem Oberdeck, direkt unter Fernan, spannten Pedro und Alejo ihre Armbrust.
Zwei Baumstämme verwandelten sich in zappelnde Riesenechsen mit aufgerissenen Mäulern und peitschenden Schwänzen.
»Na also! Zwei weniger. Und jetzt die nächsten zwei.«
Mittlerweile griffen auch die Bordschützen der anderen Schiffe in den Kampf ein. Bald war das Wasser der Bucht erfüllt von meterlangen, sich wälzenden Leibern. Plötzlich drehten die Krokodile, die immer noch die Schaluppe verfolgten, ab. Sie sperrten die riesigen Mäuler auf, packten ihre toten Artgenossen, schleppten sie ans Ufer und begannen, sie zu zerreißen. Von Abscheu erfüllt, wandte Fernan sich ab und dachte voller Mitleid an den schreienden Matrosen. Hoffentlich war er ertrunken,
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