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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Pack. Sollen doch froh sein über einen richtigen Mann!« Dann stapfte Alejo vorbei, ohne die beiden zu bemerken.
    In Yumbehs Gesicht zuckte kein Muskel, als er hinter dem Bordschützen hersah.
    »Böser Mann«, sagte er schließlich. »Alle auf Schiff böse! Menschen hier bald...« Er machte die Gesten des Bogenspannens und Speerschleuderns.
    Pablo sprach mit Señor Méndez. Der informierte den Admiral. Sofort wurde auf allen Schiffen der Landgang verboten. Doch es war zu spät. Am nächsten Tag strömte eine unübersehbare Menge von Kriegern an den Strand, nackt, aber bewaffnet.
    »Alles klarmachen zum Aufbruch!«, befahl der Admiral. »Ich werde mit dem Kaziken reden. Pedro, du beobachtest mich genau. Wenn ich den rechten Arm hebe, zündest du die Kartaune 62 und schießt über die Köpfe hinweg. Meistens genügt schon der Lärm, um sie gefügig zu machen. Erst wenn ich den linken Arm hebe, zielst du in die Menge.«
    Pedro de Ledesmo salutierte und machte die Kartaune schießfertig. Der Admiral legte seinen roten Mantel um und bestieg mit Diego Méndez und Yumbeh die Schaluppe. Die Bordschützen Alejo und Rodrigo begleiteten ihn mit geschulterter Armbrust.
    »Schneid hat er, der Alte, das muss man ihm lassen. Alle Achtung!«, sagte einer, und die anderen nickten. »Da stehen mindestens tausend Wilde. Ich möchte jetzt nicht an seiner Stelle sein. Jeder andere Kapitän hätte einen Abgesandten geschickt und wäre nicht selbst gegangen.«
    Am Strand begann ein langes Palaver. Immer wieder legte der Admiral die Hand aufs Herz, deutete zu den Schiffen und auf die Schaluppe. Offensichtlich versicherte er dem Kaziken, dass die Missetäter bestraft würden und an Bord bleiben müssten. Aber der Kazike ließ sich nicht beruhigen und schien immer neue Verbrechen aufzuzählen. Schließlich verlor der Admiral die Geduld und hob den rechten Arm.
    Pedro zündete die Kartaune. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte.
    Einige Herzschläge lang war es totenstill. Sogar die Tiere im Urwald waren vor Schreck verstummt.
    Dann rief der Kazike einen Befehl. Die zahllosen Krieger stießen ein Geheul aus, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Lärm machen können wir auch, sollte das heißen. Wir sind sogar noch lauter.
    Gleichzeitig rückten die Krieger, die in einem weiten Halbkreis um den Admiral und den Kaziken gestanden hatten, langsam vor. Mehrere dutzend sprangen in Kanus und paddelten auf die Schiffe zu. Der Admiral hob den linken Arm.
    Wieder der ohrenbetäubende Knall. Die Kugel fegte übers Wasser und riss eine breite Lücke in die dicht gedrängt stehenden Krieger. Verstümmelte Körper und zerfetzte Gliedmaßen flogen durch die Luft. Verwundete stürzten übereinander. Der Strand färbte sich rot von Blut.
    Das Heulen brach jäh ab. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich die unübersehbare Schar der Krieger zu lautloser Flucht gewandt und war im Urwald verschwunden. Nur die Männer in den Kanus stießen weiter ihr Kriegsgeschrei aus. Sie drehten dem Strand den Rücken zu und hatten den zweiten Kanonenschuss wohl für einen weiteren Lärm gehalten.
    Plötzlich schwirrte eine Wolke von Pfeilen und Speeren gegen die Schiffe. Die meisten prallten an der hohen Bordwand ab.
    »Schieß die Hunde zusammen, Pedro!«, schrie der Kapitän.
    Pedro zielte auf das vorderste Kanu. Es zerbarst und versank. Die Druckwelle der Kanonenkugel ließ die nächsten Kanus umstürzen. Leichen und Holztrümmer trieben auf der Oberfläche. Verwundete versuchten, zum Strand zu schwimmen, und zogen rote Schleier hinter sich her. Das Wasser der Lagune verfärbte sich.
    Die Kanuten hatten inzwischen den verlassenen Strand mit den Toten und Verwundeten vor Augen und paddelten so schnell zurück, dass sie förmlich zum Ufer schossen, wobei sie den größtmöglichen Abstand zwischen sich und die Schaluppe des Admirals brachten, die zur Capitana fuhr.
    Yumbehs Gesicht war grünweiß unter der Bräune. Er zitterte am ganzen Körper. Pablo versuchte, ihm das Geschütz zu erklären, aber der Indianer wich vor ihm zurück und verkroch sich hinter dem Ofen. Als die Schiffe die Kanäle hinter sich gebracht und das offene Meer erreicht hatten, rannte er plötzlich zur Reling und tauchte mit einem Kopfsprung ins Meer. Vergebens suchte Pablo seinen Kopf in den Wellen. Nach einiger Zeit glaubte er, einen dunklen, kleinen Schatten auf dem weißen Strand der letzten Insel zu erkennen, aber die Capitana fuhr so schnell vor dem Wind, dass er nicht sicher

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