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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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war.
    »Ich bin froh, dass er es geschafft hat.« Señor Méndez war neben ihn getreten. Er sprach im Flüsterton. »Je länger er bei uns geblieben wäre, desto schwieriger wäre es für ihn gewesen, seine Heimat wieder zu finden. Von hier aus kann er sie sicher noch erreichen. Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass er nicht zum ersten Mal auf dieser Insel war. Sieh nur, wie schnell sie kleiner wird, Pablo. Die Insel der tanzenden Krieger. Nie werden wir hierhin zurückkehren können. Der Traum vom Paradies hat nicht einmal zehn Tage gehalten.«
    Der Admiral bekam einen Wutanfall, als er von Yumbehs Flucht hörte, beruhigte sich aber erstaunlich schnell. »Ich glaube, der Kerl wollte mich hinters Licht führen. Ich habe schon früher die Erfahrung gemacht, dass man immer in die Richtung geschickt wird, die möglichst weit weg vom eigenen Land liegt.« Er breitete eine Karte auf dem Tisch aus. »Seht her, Señor Méndez, hier habe ich den Verlauf meiner dritten Reise gezeichnet. An dieser Stelle mündet ein Fluss 63 , der so riesig ist, dass das Meer vor seiner Mündung Süßwasser führt. Ich habe dieses Gebiet den Golf von Paria 64 genannt. Ich glaube, dahinter liegt ein sehr großes Land, das bisher unbekannt ist. Ich bin fast sicher, dass wir wieder dorthin kommen, wenn wir nach Osten segeln. Und auf dem Weg nach Paria werden wir die Durchfahrt nach Indien finden.«
    Aber mit Yumbeh schien die kleine Flotte auch das Glück verlassen zu haben.
    Zwei Matrosen auf der Gallega und einer auf der Vizcaina waren von Pfeilen getroffen worden. Sie mussten vergiftet gewesen sein, denn die Männer starben innerhalb von Stunden. Jetzt waren schon vierzehn Tote zu beklagen.
    Dann verdüsterte sich der Himmel, die Sonne verschwand, es regnete ohne Unterlass, als ob die Wassermassen die Schiffe auf den Grund des Meeres drücken wollten. Die Donner dröhnten so gewaltig, dass die Mannschaften an Kanonenschüsse von den anderen Schiffen glaubten, die um Hilfe riefen. Es gab kaum eine Wache lang Ruhe. Nach jedem Manöver sanken die Männer erschöpft zu Boden, dämmerten vor sich hin, dann kam ein neuer Befehl. Wer nicht an Segeln und Tauen schuftete, bediente die Pumpe, bis das Herz zum Zerspringen klopfte. Trotz der Schwielen wurden die Hände wund und bluteten, das Salz brannte wie Feuer.
    Einen Tag jagte der Sturm die Schiffe nach Osten, den nächsten Tag zurück nach Westen. Zweimal zwang er sie, bei Indianersiedlungen Zuflucht zu suchen, wo sie im strömenden Regen versuchten, die Schiffe notdürftig auszubessern und Nahrungsmittel zu kaufen. Die Wochen vergingen, drei, vier, fünf, es wurde immer noch schlimmer.
    Am 9. Dezember erhob sich eine riesige Wasserpyramide aus dem tobenden Meer, verdichtete sich zu einer himmelhohen, gewaltigen Säule aus Wasser, die in wahnsinniger Geschwindigkeit um sich selbst zu kreisen schien und dabei das Meer in sich hineinsog. Der Anblick war Grauen erregend. Die Wassersäule näherte sich langsam den Schiffen, umzuckt von Blitzen. Die Männer auf der Capitana starrten ihr gebannt entgegen, unfähig, sich zu rühren. Alle wussten, jetzt kam der Tod.
    Da erklang die vertraute Stimme vom Aufbaudeck, die stark genug war, eine Kathedrale zu füllen. »Fürchtet euch nicht, spricht der Herr. Ich bin bei euch.«
    Der Admiral stand vor der Kajüte, das gezogene Schwert in der Hand, das im grellen Schein der Blitze funkelte. Er zeichnete ein Kreuz in den Himmel und beschrieb dann einen Kreis, als ob er seine Flotte darin einschließen wollte.
    »Fürchtet euch nicht, spricht der Herr. Ich bin bei euch«, wiederholte er.
    Die Männer lagen auf den Knien und sahen zitternd, wie die Wassersäule die Richtung änderte und an den Schiffen vorbeizog. Der Admiral ließ das Schwert sinken.
    »O Gott, Du mein Herr und König. Du verlangst kein Gold von mir. Nur meinen Glauben an Dich.«
    Am nächsten Tag warf der Sturm die Flotte in eine kleine Bucht. Dann legte sich der Wind, der Himmel klarte auf. Die Männer schliefen wie die Toten, rappelten sich gerade zu ihrer Wache auf, flickten Segel und Taue, verstopften die Löcher der Schiffswürmer, die noch zahlreicher geworden waren.
    »Grumete Fernan zum Admiral!«
    Der Junge taumelte in die Kajüte . Der Vater lag im Bett, das Gesicht verzerrt vor Schmerzen.
    »Ich kann keine Hand rühren. Du musst für mich schreiben, solange die Eindrücke noch frisch sind. Nimm das offizielle Tagebuch und schreib:
    Jedes Element schien sich gegen mich verschworen zu

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