Das Gold des Gladiators
Sklavenhändler der Stadt samt und sonders recht gut, denn er kaufte gerne in großen Mengen Löwenfutter von ihnen. Na gut, nicht nur Material für die Tierhatzen, sondern oft boten sie ihm auch kräftige Exemplare an, bei denen es sich lohnte, sie zu richtigen Gladiatoren zu erziehen. Auf diese Weise hatte er einst auch Globulus erworben. Der Händler, der sich auf Maurer und Steinmetze spezialisiert hatte, erinnerte sich an ihn und konnte sogar mit einer rührenden Geschichte aufwarten, in die der Germane verwickelt gewesen war. Dabei war Plautus auf den Namen Marcus Pompeijanus gestoßen, einen guten alten Freund des Verstorbenen, der betrüblicherweise sein Augenlicht verloren hatte. Ein Blinder, den man auch, wenn man so wollte, als Andabates bezeichnen könnte. Jetzt galt es nur noch, seinen Aufenthaltsort herauszufinden und ihn dann zu überreden, das Gold herauszurücken. Plautus verließ sich darauf, dass ein hilfloser Blinder nicht viele Möglichkeiten hatte, ihm seine berechtigte Bitte zu verweigern. Sollte er es doch tun, würden Taurus und Agnella sicher mit ihrer handgreiflichen Art der Überredungskünste behilflich sein. Er grinste vergnügt bei dieser Vorstellung. Agnella kämpfte gewöhnlich gegen die wilden Wölfe. Ein verdammt gefährliches Weib. Bisher hat sie noch jede Bestie erledigt. Sie fand ihren Namen »Lämmchen« witzig – das Lamm, das Wölfe reißt!
Plautus hatte gerade die zweite Portion von dem fetten Aal verzehrt und wandte sich jetzt dem süßen Käsekuchen zu, als Taurus an seiner Tür erschien und ihm meldete, die Rangen aus der Fortuna-Terme drückten sich vor dem Ludus herum. Er erhielt den knappen Befehl, sie sofort und nachhaltig zu entfernen.
10. Der Verwundete
»Suchen wir den Medicus auf!«, war Titus’ Vorschlag, als sie sich dem Gebäude der Gladiatorenschule näherten.
»Und wo sollen wir den finden?«
»Wir machen den Mund auf und fragen jemanden, Ingwar!«
»Und wen bitte, Titus? Den triefäugigen Bullen dort? Der sieht nicht aus, als ob er der menschlichen Sprache mächtig ist.« Ingwar deutete auf einen stiernackigen Gladiator, der mit einem schweren Übungsschwert in der Hand den Gang entlangstapfte. Doch als er an der Tür vorbeikam, in der die drei warteten, trat Titus vor und fragte höflich: »Entschuldige, kannst du uns sagen, wo wir die Räume des Medicus finden?«
Zwei eng stehende Augen unter vorspringenden Brauen musterten die Jungen verächtlich. »Was wollt ihr da?«, knurrte der Koloss.
»Wir suchen Fuscus, er soll verletzt sein!«
»Dann lasst ihn dort verrecken. Ihr habt hier nichts zu suchen.«
Titus blieb trotz der barschen Antworten unerschütterlich höflich. »Wir haben mit ihm etwas zu klären. Sei so gut, und sag uns, wo wir ihn finden.«
»Der lanista will nicht, dass sich kleine Jungs hier herumdrücken. Verschwindet!«
»Nicht, bevor wir Fuscus gesprochen haben!« Ingwar wurde allmählich ungehalten.
»Ich habe gesagt, verschwindet!« Drohend machte der Gladiator einen Schritt auf sie zu.
»Dann werden wir Plautus suchen! Der Ludus gehört nicht dir!« Mutig stellte sich Ingwar dem bulligen Mann entgegen. Der aber ließ sein Schwert mit einem lauten Knall fallen, packte mit groben Fäusten Ingwars Tunika und warf ihn mit Schwung aus der Tür. Dann drehte er sich zu Khep um, aber der war ihm schon entwischt, und Titus drückte sich möglichst unauffällig durch die Öffnung.
Ingwar war die drei Stufen des Eingangs hinuntergefallen und schaute sich benommen um. An seinem Arm zog sich ein langer Kratzer entlang, und seine Kehrseite würde wohl in Kürze in allen blauen Farbtönen schillern.
»Idiot, der!«, schimpfte er.
»Er handelt vermutlich nur auf Befehl seines Herrn«, sinnierte Titus. »Zum selbstständigen Denken reicht’s bei dem ja nicht. Könnte es sein, dass der wohledle lanista Plautus etwas gegen uns hat?«
»Er wird nicht wegen seiner Menschenfreundlichkeit gerühmt. Wir müssen uns einen anderen Weg suchen, um zu Fuscus zu kommen.«
»Und was schlägst du vor?«
»Da Mund-Aufmachen und Fragen nicht funktioniert, werden wir die Augen aufmachen und beobachten!«, erwiderte Ingwar, der sich aufgerappelt hatte. »Es gehen eine Menge Leute hier aus und ein. Schauen wir, ob ein Arzneihändler oder so jemand kommt, der zum Medicus will. Dem schließen wir uns einfach an.«
Die beiden anderen stimmten zu, und sie bezogen einen Posten gegenüber dem Eingang. Khep, nie um eine Beschäftigung verlegen, zog drei
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