Das Gold des Gladiators
Schlüssel in seine Gürteltasche gesteckt. Doch ein Vermögen hatte er bisher noch nicht gefunden. Er war schon auf den Rückweg, kriechend und ziemlich staubig, als er den Kasten entdeckte. Er war recht groß und flach, und gebückt zerrte er ihn ans Licht, hob neugierig den Deckel und zog die Papyrii hervor, die sich darin befanden. Doch nicht die erwarteten Hinweise auf ein Versteck von Gold und Juwelen beleuchteten die flackernden Öllampen, sondern höchst anzügliche Darstellungen von nackten Männern und Frauen.
»Ups!«, murmelte Khep und klappte den Deckel wieder zu. Das musste einem der Heizer gehören, und er hatte keine Lust, die peinlichen Zeichnungen seinem Patron vorzulegen. Er schob die Kiste wieder an den Platz, an dem er sie gefunden hatte. Den Schmuck und die Münzen hingegen trug er getreulich zu Iustus.
Er traf ihn zusammen mit Didia, Caecilia, Ingwar und Titus, die mit gespannten Mienen um den Tisch saßen, auf dem ein schön geschnitztes Holzkästchen stand.
»Einen Schlüssel, der dazu passt, haben wir nicht«, erklärte Didia. »Ob wir es mit Gewalt aufmachen sollen?«
Khep leerte sein Sammelgut daneben auf dem Tisch aus. »Versucht’s mal damit. Schaut, ich habe in hypocaustum ein Schlüsselchen gefunden.«
Beeindruckt von den Dingen, die der kleine Sklavenjunge zusammengetragen hatte, meinte Iustus: »Ich muss dich wohl häufiger mal in die Unterwelt schicken, Khep. Das ist ja eine wahre Einnahmequelle.« Er legte den Ohrring und das Silberkettchen auf seine breite Handfläche. »Kostspieligen Flitterkram tragen die Damen beim Baden. Die Badewärterin wird sich umhören, wem dieser Schmuck gehört. Die Münzen darfst du als Finderlohn behalten.«
»Danke Patron!« Khep strahlte vor Freunde auf und steckte das Geld ein. »Aber nun wollen wir den Schlüssel probieren.«
Didia nahm ihn auf und steckte ihn in das Schloss des Kastens. Und tatsächlich, er bewegte sich darin.
»Fingerfertiger Mercurius, was für ein Zufall!«, sagte Titus und beugte sich über den Tisch. Atemlose Stille herrschte, als Didia langsam den Deckel hob.
»Tja, Fortuna ist blind!«, gluckste Caecilia und hob die Spielsteine heraus. In dem Kasten befand sich ein Brettspiel mit den geschnitzten Figuren und Würfeln.
»Wie es scheint, habt ihr euer eigentliches Ziel nicht erreicht!«, meinte Didias Vater, als die enttäuschten Seufzer verklungen waren.
»Nein, Patron. Offensichtlich war es eine falsche Spur.« Ingwar klappte den Kasten wieder zu.
»Nun ja, eure Überlegung war zumindest gut. Aber ich habe noch eine weitere Neuigkeit für euch. Titus, Ingwar und Khep, ihr solltet morgen noch einmal die Gladiatorenschule aufsuchen. Ich hörte, jener Fuscus, dem Globulus unterlegen war, ist wieder bei Bewusstsein. Möglicherweise erinnert er sich an etwas, das euch weiterhilft.«
»Das wird er müssen, denn sonst wird er sein Bewusstsein schnell genug wieder verlieren, wenn ich mit ihm fertig bin!«, stieß Ingwar zwischen den Zähnen hervor.
»Warum dürfen Caecilia und ich nicht mitgehen, Pater?«
»Weil ihr morgen deiner Mutter bei einer Einladung helfen werdet. Und du, Didia, wirst ihrem Wunsch nachkommen und dich schicklich frisieren und kleiden.«
Khep stülpte sich die goldblonde Perücke über und tänzelte mit schwingenden Hüften durch den Raum. Mit hoher Mädchenstimme quiekte er: »Den haaalben Tag hat meine griechische Kosmetikerin gebraucht, um meine Frisur zu richten. Ist sie nicht aaabsolut göttlich!«
»Dämonisch passt eher«, knurrte Didia. »Du bist voller Ruß und stinkst wie ein halb verkohlter Wischlappen. Aber mir wäre sogar das lieber, als mit dem gackernden Hühnerhof kandierte Datteln und Sesamküchlein zu naschen.«
»Nimm die Perücke ab, Khep, und geh dich waschen«, befahl Iustus mit strenger Stimme und wies seine Tochter ebenso bestimmt an: »Und du gehorchst deiner Mutter ohne Widerworte.«
Das war eine der Angelegenheiten, bei der sich Didia nie durchsetzen konnte.
Entsprechend war ihre Laune.
9. Plautus triumphiert
Plautus winkte dem mageren Sklaven zu, er solle ihm noch mal den Teller mit dem Seeaal in Korianderkruste füllen, rülpste zufrieden und leerte einen großen Becher Wein. Er konnte einen erfolgreichen Tag verzeichnen. Zum einen hatte er einen vielversprechenden Gallier gekauft, der Globulus, sowie er die harte Trainingsschule absolviert hatte, sicher hervorragend ersetzen würde. Zum Zweiten hatte er seine Beziehungen spielen lassen. Er kannte die
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