Das Gold des Gladiators
Würfel aus seiner Gürteltasche. Mit ihnen hockten sie sich an den Straßenrand und gaben sich den Anschein harmloser junger Spieler.
»Das ist der Weinhändler, der jetzt den Ludus betritt«, murmelte Khep, der den ersten der Männer erkannte. »Hilft uns wohl nicht weiter.«
Sie warfen weiter Würfel, bis Titus bemerkte: »Da kommt ein Schreiber. Uninteressant.«
Sie erkannten noch einen Notar, einen Sandalenverkäufer, eine verschleierte Frau, einen Pastetenbäcker und einen Aedilen. Dann aber hob Titus den Kopf und flüsterte: »Septimus! Er stellt Arztbestecke her. Mein Vater bezieht seine Skalpelle von ihm.«
»Dann hinterher!«
In einigem Abstand folgten die drei dem geschäftigen Mann, wobei sie sich immer vorsichtig umsahen, um ja keinem ungnädigen Gladiator zu begegnen. Septimus führte sie wie erwartet zu den Räumen, in denen der Medicus die Verwundeten zusammenflickte. Es stand den Gladiatoren ein kleines Hospital zur Verfügung. In luftigen Zimmern sah man einige Männer auf ihren Lagern ruhen. Einige trugen blutgetränkte Verbände, manche stöhnten in Fieberträumen, andere lagen stumm und möglicherweise bewusstlos auf den Polstern. Fuscus, der ebenholzschwarze Hüne, war leicht zu erkennen. Seine Liege stand unter einem Fenster, den Raum teilte er mit einem tief schlafenden Mann, dem ganz offensichtlich der Schwertarm fehlte. Als sie näher traten, hob Fuscus mühsam die Lider.
»Fortuna!«, sagte er heiser. »Fortuna sei Dank!«
»Fortuna ist blind, Fuscus. Und dich wird sie ab jetzt übersehen!«, fauchte Ingwar.
»Hat sie schon. Meine Schuld. War zu habgierig. Verzeiht!«
»Verzeihen sollen wir dir? Mörder, widerwärtiger, brutaler Mörder!«
»Nicht Mord.«
»Ach nein? Als was bezeichnest du es denn, wenn man dem Mann, der einen Freund nennt und vertraut, das Schwert ins Herz stößt.«
»Dummheit gemacht.«
Ingwar kochte vor Zorn und hätte dem liegenden Gladiator fast die Faust ins Gesicht geschlagen, aber Titus hielt ihn fest. »Er ist verletzt. Halte dich zurück.«
»Er hat Globulus getötet. Aus Habgier. Hast du doch gerade gehört.«
»Nicht Habgier. Freundschaft!«, stammelte Fuscus und versuchte, sich aufzurichten.
»Du wagst es, diese Tat Freund. . .«
»Ingwar, mach die Ohren auf und hör zu«, mischte sich Khep ein und trat näher an die Liege. »Worin bestand dein Freundschaftsdienst, Fuscus?«
»Vor Plautus gerettet. Wollte ihn für die Bestien.«
»Au Scheiße!«
Selbst Ingwar zuckte zusammen. Der Kampf gegen die Tiere war das Bestialischste, was einem Gladiator drohen konnte. Er lenkte ein und fragte nur noch einmal scharf: »Wir wollen das Amulett, Fuscus. Du hast es Globulus abgenommen. Wo ist es?«
Mühsam hob Fuscus seinen unverletzten Arm und deutete auf seinen Hals. »Nimm es. Gehört Fortuna.«
Khep mit seinen flinken Fingern löste das Band, dann hörten sie Fuscus nur noch leise flüstern: »Zweiter Kampf – Dummheit.« Dann schloss er die Augen, murmelte:
»Post amicitam credendum est!«, und versank wieder in Bewusstlosigkeit.
Betroffen sahen sich die Jungen an, und Ingwar starrte auf den hammerförmigen Anhänger in Kheps Hand.
Draußen auf dem Gang hörte man Stimmen näher kommen.
»Mist! Was machen wir jetzt?«, fragte Titus mit ängstlichem Blick, und Khep riet lapidar: »Beine in die Hand nehmen und verschwinden.«
Es gelang ihnen, ungesehen die Gladiatorenschule zu verlassen, und nachdenklich machten sie sich auf den Heimweg.
Didia und Caecilia erwarteten die Jungen ungeduldig auf der Säulenveranda, die den Innenhof der Therme umgab. Die Besucherinnen von Didias Mutter waren endlich gegangen, und sie hatte kurzerhand die piksenden Haarnadeln aus der Frisur gezogen und sich zwei Zöpfe geflochten. Es war wieder warm geworden, und sie hatten gekühlten Traubensaft und die Reste der Sesamküchlein mit hinausgenommen. Khep machte sich sofort mit hungrigem Blick darüber her. Die andern griffen ebenfalls zu.
»Mampft nicht so viel, erzählt«, drängte Didia.
»Wir haben das Amulett!«, erklärte Ingwar kauend und zeigte es vor.
»Nun, dann können wir wenigstens diesen Wunsch von Globulus erfüllen. Wir werden es in den nächsten Tagen zu seinem Grab bringen!« Caecilia goss ihrem Bruder einen Becher Saft ein, und Didia schimpfte ungeduldig: »Was ist mit Fuscus? Lasst euch doch nicht jeden Wurm aus der Nase ziehen.«
»Er hat eine Dummheit gemacht, sagt er. War ein bisschen komisch«, nuschelte Titus mit vollem Mund.
»Was war
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