Das Gold des Gladiators
komisch?«
»Er sprach von Freundschaft.«
»Uh, Ingwar, du raubst mir die Geduld!«, fuhr Didia ihn an.
»Da gibt’s nichts zu rauben, du hast keine!«
»Er – sprach – von – Freundschaft!«, wiederholte sie akzentuiert. »Welcher Art Freundschaft. Nun los!«
Khep erbarmte sich endlich. Er spülte die Kekskrümel mit einem Schluck Saft hinunter und erzählte ausführlich von dem Gespräch. Als er geendet hatte, schüttelte Caecilia verständnislos den Kopf. »Dieser schleimige Plautus hat Globulus für die wilden Tiere vorgesehen? Ja, ist der denn wahnsinnig? Wieso wollte er seinen besten Schwertkämpfer umbringen lassen?«
»Weil er an Globulus’ Preisgelder will, nehme ich an. Flavius sagte so etwas bei der Bestattung«, erklärte ihr Didia. »Dieses Scheusal.«
»Und deshalb bringt Fuscus ihn gnädigerweise um.«
»Ein schnellerer und schmerzloserer Tod, als von den Bestien zerrissen und bei lebendigem Leib aufgefressen zu werden, Caecilia.«
»Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum Fuscus von Dummheit und Habgier spricht.«
Sie brüteten eine Weile vor sich hin, und Didia spielte mit den klingelnden Armreifen. »Der zweite Kampf«, entfuhr es ihr plötzlich.
»Was war mit dem zweiten Kampf?« Ingwar schreckte aus seinen Grübeleien hoch.
»Fuscus hat den zweiten Kampf aus Habgier ausgefochten. Er wollte auch dieses Preisgeld. Und das war seine Dummheit, denn er wurde verletzt. Wäre er nicht angetreten, hätte er uns vermutlich schon früher etwas sagen können. Er hat euch doch offensichtlich erwartet.«
»Das ist aber eine komplizierte Schlussfolgerung«, meinte Ingwar kopfschüttelnd. »Glaubst du, er wäre mit stolzgeschwellter Brust zu uns gekommen und hätte erklärt, dass er Globulus aus lauter Freundschaft umgebracht hat?«
»Du bist ein Trottel, Ingwar!«, schimpfte Caecilia, die plötzlich verstand, worauf Didia hinauswollte. »Was glaubst du wohl, warum er Globulus das Amulett entrissen hat?«
»Weil er ihn reizen und ärgern wollte.«
»Warum ärgert man seinen Freund? Und das auch noch vor allen Leuten?«
»Weil er eben kein echter Freund ist. Mädchen denken viel zu verdreht!«
»Und Jungen viel zu einseitig. Ihr kennt immer nur Freund oder Feind, Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß.«
»Ach ja, und du siehst alles rosig oder goldig, oder?«
Ingwar und Caecilia sahen sich mit funkelnden Augen an.
»Meine kleine Schwester sieht zwar gerne die rosigen Schattierungen, Ingwar, aber ich glaube, sie ist auf der richtigen Spur«, nahm Titus Caecilia in Schutz. »Denkt doch einmal nach – Globulus und Fuscus verwenden beide uns gegenüber dasselbe Zitat.«
»Zitat?«
»Von Seneca stammt es, du vergesslicher Hohlkopf. Sophus hat uns schon letztes Jahr seine Schriften lesen lassen – › Post amicitam credendum est‹.«
»Stimmt«, pflichtete ihm Didia bei, die ein besseres Gedächtnis für literarische Weisheiten hatte, als Ingwar. »Das muss etwas zu bedeuten haben.«
»Etwa, dass Globulus wollte, dass Fuscus ihn umbringt?«
»Wenn er gewusst hatte, dass sein Schicksal bei den Löwen lag?«
»So feige war er nicht!«, begehrte Ingwar auf.
»Nein«, sagte Titus ruhig. »So feige war er nicht.«
»Nein«, schloss sich auch Didia an. »Er hätte gekämpft, aber – Kampf war seine Erwerbstätigkeit, das hat er selbst gesagt. Ihm ging es nicht um Ehre und ruhmvollen Tod, sondern um eine Möglichkeit, genug Geld zusammenzubekommen, damit er sich freikaufen und nach Hause zurückkehren konnte. Daran sollten wir auch denken.«
Khep gluckste plötzlich vor Lachen auf. »Ein Schlitzohr erkennt schließlich das andere – ich verstehe! Es war so: Fuscus hat den Streit am Vorabend des Kampfes mit Absicht vom Zaun gebrochen. Zum einen, um seinen wütenden, tödlichen Hieb glaubhaft zu machen. Zum anderen, und das ist wohl viel wichtiger –, damit wir nach den Spielen das Amulett zurückfordern. Dann hätte er uns erklärt, was wirklich passiert ist. Dummerweise ist Fuscus aber bei seinem zweiten Kampf verwundet worden und war für uns nicht ansprechbar. Hätte alles so geklappt, wie Globulus und er es geplant hatten, hätte uns Fuscus eine interessante Nachricht zukommen lassen können.«
»Die hätte er uns ja auch heute mitteilen können«, schnaubte Ingwar.
»Hat er es nicht?«, fragte Titus.
Caecilia lächelte. »Er hat. Das, was sie getan haben, konnten nur zwei Freunde tun, die einander sehr tief vertrauen. Meine Lieben, ich habe den Verdacht, dass wir unsere Tränen
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