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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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schwieg; dann setzte er hinzu: »Darüber wird allerdings immer wieder beraten. Es gibt Männer, die ein Gesetz einbringen wollen, das es Senatoren verbietet, sich am Fernhandel zu beteiligen. Um dafür zu sorgen, daß der Senat Weltfragen beraten kann, ohne wirtschaftliche Belange einzelner Senatoren zu berücksichtigen.«
    »Also war Lavinius doch ein wichtiger Mann?«

    »Er nicht, aber Verwandte. Er ist mit mehreren Senatoren verwandt. Aber er war nur Händler. Soweit ich weiß.«
    »Und die unwesentliche Lüge?«
    Laetilius hob die Hand. »Hör mal.«
    Matte Hufschläge näherten sich, wurden lauter; sie kamen von Süden, von der Stadt her. Bomilkar stand auf und ging zur anderen Seite des Wegs, wo er nach Süden blicken konnte, ohne durch die Biegung und den Randbewuchs behindert zu werden.
    Der Reiter, der sich schnell näherte, trug den gelben dreieckigen Wimpel, der ihn als Boten des Rats auswies. Er schien Bomilkar sofort erkannt zu haben, denn er zügelte das Pferd, ließ es in Schritt fallen und hielt neben dem Brunnen an.
    »Bomilkar, Herr der Wächter?«
    »Der bin ich. Was willst du von mir?«
    Der Bote glitt vom Pferd, zog ein gerolltes Stück Papyros aus dem Gürtel und reichte es Bomilkar. »Eine Anweisung des edlen Fünf-Herren Arish.«
    Bomilkar entrollte die Botschaft, las und runzelte die Stirn. »Wann hat er dir das gegeben?«
    »Sein Schreiber hat es eben erst ausgefertigt.«
    »Woher wußtest du, wo ich zu finden bin?«
    Der Bote fuhr sich mit dem Finger über die fleischige Nase.
    »Der Schreiber hat gesagt, ich soll dich auf dem Weg zu Hamilkars Gut suchen, oder auf dem Gut selbst.«
    »Es ist recht. Ich danke dir.«
    Der Bote legte die geballte Faust auf die Brust, schwang sich aufs Pferd und trabte los, zurück zur Stadt.
    »Was ist los?« sagte Laetilius. »Was befiehlt Arish?«
    »Wir sollen die Ermittlungen einstellen und zum Ratsgebäude kommen. Sie haben den Mörder gefunden.«
    »Ah.«
    Bomilkar lächelte grimmig. »Deine zweite Lüge, Römer.«
    »Was meinst du?«

    »Bisher hast du unsere Sprache nicht verstanden. Woher weißt du, daß es ein Befehl ist?«
    Laetilius grinste. »Ach, drei oder vier Bröckchen verstehe ich eben doch.« Er stand auf und ging zum Pferd. »Also zurück.«
    »Nichts da.«
    Der Römer hatte die Arme um den Hals des Pferds gelegt und holte Schwung, um das rechte Bein über den Rücken des Tiers zu schwingen. Er bremste ab und wandte sich Bomilkar zu. »Was?«
    »Wir reiten nicht zurück.«
    »Ha.« Laetilius ließ das Pferd los und stellte sich mit gespreizten Beinen vor Bomilkar auf. »Was hast du vor?«
    »Weitermachen.«
    »Hast du deswegen nichts … eh, hättest du nicht den Fetzen unterschreiben müssen? So wäre es bei uns.«
    »Bei uns auch. Aber da der Bote nicht daran gedacht hat …«
    »Kriegt er den Ärger?«
    Bomilkar blinzelte zu dem stehenden Römer auf. »Ärger? Ah, den krieg ich schon; keine Sorgen um den Boten. Aber wenn ich unterschrieben hätte, wäre das so etwas wie ›Ich höre und gehorche‹. Ich will aber hören, ohne zu gehorchen. Außerdem ist Arish zuständig für Fremdlande, nicht für Ordnung.«
    »Und wenn Karthalo den Befehl erteilt hätte?« Bomilkar schloß die Augen; mit eintöniger Stimme, fast als Singsang, sagte er, die Anweisung habe vom für den Fall zuständigen Richter zu kommen; der Sprecher des Ausschusses, Qarthalo, müsse sich an den Richter wenden, und der Richter könne Bomilkar die Einstellung der Untersuchung befehlen.
    »Natürlich« – er öffnete die Augen wieder – »ist es unklug, einem Arish nicht zu folgen. Aber ich mag das alles nicht.«
    Laetilius setzte sich neben ihn. »Erklär mir das. Zuerst willst du nicht ermitteln, erst recht nicht mit einem Römer.

    Dann sollst du die Ermittlungen einstellen und willst nun auch das nicht?«
    Bomilkar lachte. »Du hast es verstanden, Römer. Nein, ich will nicht. Arish ist auch nicht zuständig für das Erfassen von Mördern. Deswegen denke ich mir, sie haben einen geschnappt, der nichts mit der Sache zu tun hat, dem sie aber alles anhängen können. Und nach dem Aufwand, den sie betrieben haben, um die Ermittlung in Gang zu bringen, frage ich mich, weshalb sie sie jetzt anhalten wollen. Das macht mich neugierig, und deshalb will ich zu Hamilkars Landgut reiten.«
     
    Sie hatten das eigentliche Gut noch nicht erreicht; die hellen Gebäude schimmerten jenseits mehrerer Hecken und Steinwälle durch eine Baumreihe. Dort, wo der Weg vor dem Gatter der

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