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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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deutete auf die leeren Korbsessel und ließ sich wieder nieder. »Gut zubereitet, zu deiner Zufriedenheit?«
    Daniel murmelte etwas auf Punisch; es klang wie »alter Ziegenschänder«. Bomilkar bemerkte das kurze Zucken um die Mundwinkel des Römers.
    »Sehr zufrieden bin ich nicht.« Er nahm den von Nederbal gefüllten Becher, trank einen Schluck köstlich kühlen Wassers und hüstelte. »Aber da gibt es keine Hilfe, fürchte ich. Deine Männer bringen den Toten mit einem Karren zur
Stadt; unterwegs werden sie wohl den Leuten von Artemidoros begegnen, den dein Bote erreicht haben müßte.«
    »Wasser oder Wein oder beides, Römer?« sagte Nederbal. »Bevor wir uns in feinsinnige Erörterungen über den Zustand gemeuchelter Personen stürzen.«
    »Beides, bitte.« Laetilius lehnte sich zurück. »Ist die Anwesenheit von Daniel Zufall?«
    »Mein ganzes Leben ist Zufall.« Daniel starrte wieder aufs Meer und auf den Park. »Zufällig gezeugt, zufällig Jude, zufällig Hamilkars Verwalter auf dem Gut, aus dem die Sippe zufällig seit ein paar Jahrhunderten Reichtum und zufällig auch Macht und Einfluß zieht. Zufällig zufrieden? «
    »Er hatte in der Stadt zu tun. Kommt hin und wieder vor.«
    »Zufällige Leichen machen den Aufenthalt aber viel spannender.« Der Jude setzte den Goldbecher ab und richtete sich so weit auf, daß er nun mehr saß als lag. »Man hat mich angewiesen, ein wenig mitzudenken. Deshalb. Reicht das?«
    »Wer ist ›man‹? Hamilkar?«
    Daniel nickte. »Hin und wieder schreibt er mir ein paar Wörter. Diesmal stand in dem Schreiben nicht zu lesen, daß ich meine empfindsame Haut nicht der Sonne preisgeben und die kostbaren Tage des Daseins nicht mit unnützen Arbeiten vergeuden soll. Nein; diesmal hat er geschrieben: ›Alter Ziegenschänder, wehre der weiteren Minderung Lebender auf meinem Boden.‹ Deshalb bin ich hier.«
    Nederbal runzelte die Stirn. »Zur Sache?«
    Bomilkar streifte den Römer mit einem Seitenblick. »Er soll ermitteln, nachdem er die Leiche übernommen hat. Der tote Römer ist auf dem Schiff, unterwegs nach Rom. Ich kann nichts gegen das Mitwirken tun; der Rat will es so. Und Arish hat mir vorhin einen Boten hinterhergeschickt: Sie hätten den Mörder gefunden, wir sollten die Ermittlung einstellen.«

    »Klingt so, als ob wir unter uns frei reden könnten.« Daniel schob die Unterlippe vor. »Seltsam, in Anwesenheit eines Römers … Aber bitte sehr.« Mit dem Kinn deutete er auf Bomilkar. »Du da.«
    »Ich etwa?«
    »Ein paar Gerüchte aus fernen Gefilden. Es heißt, ein Knabe namens Bomilkar habe gute Arbeit geleistet. Der Stratege soll zufrieden gewesen sein.«
    »Wie kommst du ins Spiel?« sagte Bomilkar.
    Laetilius seufzte. »In Rom ist das einfacher.« »Was?« Nederbal kratzte sich den Kopf. »Meinst du das Überwinden gegenseitigen Mißtrauens?«
    »Das meine ich.«
    »Die Schwierigkeiten nehmen zu mit der Zahl der Beteiligten. « Daniel stand auf, ging zum Geländer, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und blickte die anderen unter zusammengekniffenen Brauen an. »Rom ist ein Dorf, habe ich mir sagen lassen. Da kennt jeder jeden, oder? Jedenfalls jeder, der zählt.«
    »Armes kleines Dorf, das die große prächtige Stadt besiegt hat«, sagte Laetilius. »Aber es ist etwas daran. Jeder kennt irgendwen, der jemanden kennt.«
    »Das ist hier nicht anders, aber so weit waren wir noch nicht.« Bomilkar räusperte sich. »Halt dich bitte noch ein wenig zurück. Daniel – wir waren bei dir.«
    Der Jude trug einen hellen kitun mit kurzen Ärmeln, kräftige Schuhe und um den Hals eine feine Goldkette. Als er im Stehen die Hände hinter dem Kopf verschränkte, sah Bomilkar die Muskeln der Oberarme. Kein Fett am Leib, und scharfe Augen unter den dichten Brauen.
    »Ich? Ach, ich bin zufällig hier. Lauter Zufälle. In der Kindheit hatte ich ein paar gute Freunde; einer war der Sohn eines Mannes, dessen Sippe schon lange mit Hamilkars Leuten befreundet war. Ihm gehört heute eine gewisse Bank, die auch in Iberien Geschäfte tätigt. Irgendwann
brauchte Hamilkar einen zuverlässigen Mann für die Ländereien im Süden. Das ist alles.«
    »Ein Römer tot, einer lebendig«, sagte Bomilkar. »Zwei Punier, ein Jude, Hinweise auf hellenische Metöken. Der Arzt, der die Leichen mißmutig betrachtet, ist Halbägypter. Noch etwas?«
    »Ja; ein wenig Hilfe.« Laetilius schüttelte sanft den Kopf. »Was ist das für eine Metökengeschichte?«
    »Hamilkars Familie war sehr früh sehr offen

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