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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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üppiger machen.«
    »Und was soll ich den ganzen Tag lang tun? Hierbleiben, mich langweilen? Auf Besucher warten, die Kaninchen bringen?«
    »Magst du mit zu mir kommen? Heute, morgen, ein paar Tage? Zur Zeit ist nicht sehr viel zu tun, nur ein paar gewöhnliche Dinge, die sich fast von selbst erledigen, ohne daß man hinschaut.« Tazirat nickte nachdrücklich. »Es wird auch niemand etwas dagegen sagen; da sind immer Leute, die nichts mit dem Geschäft zu tun haben.«
     
    Auf dem Weg zur Bank fragte Laetilius, welche Art Fest man gestern gefeiert habe; Bomilkar sagte, es sei eines der zahlreichen Frühsommerfeste, irgendeinem der Götter
oder mehreren gewidmet. »Vielleicht auch allen; sagen wir, für uns war es das Fest zu Ehren der blaßroten Göttin der Behaglichkeit.«
    »Sind alle punischen Feste so?«
    »Vor allem war es kein punisches Fest. Wie du bemerkt hast, waren allerlei Metöken dabei. Einfach ein Fest der Leute des Viertels; weder besonders arm noch besonders wohlhabend, aber imstande, für Braten und Wein zu zahlen.«
    »Und wie sehen punische Feste aus?«
    »Das kommt darauf an. Ein großes Fest, ein kleines, feierliches, für die Reichen, für alle… Ich nehme an, abgesehen von Kleinigkeiten dürften unsere Feste sein wie eure.«
    Die Große Straße war sehr belebt; Karren, Träger und Packtiere bewegten sich in undurchsichtigen Strömungen rund um die Hafengegend.
    Die Bank des Metöken Antigonos lag zwischen dem Handelshafen und der Großen Straße; sie war von Norden wie von Süden zu erreichen. Der mit Speer und Kurzschwert bewaffnete Hüter am Nordeingang nannte ihre Namen, fragend, und sagte, ein Mann namens Daniel sei bereits im Gebäude; er riet ihnen, gleich rechts in der Halle die Treppe hinaufzugehen, da Daniel ein alter Freund des Besitzers sei und sich zweifellos nicht mit kleinen Angestellten unterhalten wolle.
    Bomilkar war ein wenig verblüfft, weil Laetilius in der Halle stehenblieb und Laute der Bewunderung ausstieß. Ein Labyrinth bunter Säulen – dazwischen Tische, Bänke und Menschen – trug die Decke, die in etwa vier Mannshöhen jedoch eher zu schweben schien, auf vielfarbigem Licht, das durch große Öffnungen von oben herabgischtete. In der Halle war es hell, aber dennoch angenehm kühl; die Steinplatten des Bodens waren hier und da mit großen Teppichen belegt, an den Seitenwänden prangten Bilder, die Episoden der Odyssee darstellten, und die Geschäftigkeit der Mitarbeiter und Kunden ergab gedämpfte

    Töne, etwas wie ein fernes Rauschen und Murmeln, aber kein Stimmengewirr.
    »Hier also wohnt das Geld«, flüsterte Laetilius. »Ein Tempel.«
    »Du kannst laut reden. Habt ihr so etwas nicht?«
    »Geldwechsler und schäbige Schuppen – Niederlassungen hellenischer Banken. Richtige Münzen, die in der Fremde eingetauscht werden können, haben wir erst seit dem Krieg; abgesehen von dem kleinen Kupfer-As. Was macht eine große Bank?«
    »Geschäfte.«
    »Ach.«
    »Sie bringt Leute, die ihr Geld vermehren wollen, mit denen zusammen, denen zu einem Geschäft Geld fehlt. Sagen wir mal so: Die Bank nimmt Geld von einem an, um es einem anderen zu leihen. Aber laß uns hinaufgehen; vielleicht hast du ja die Gelegenheit, den Herrn der Bank danach zu fragen.«
    Die Treppe bestand aus rötlich glimmendem Holz, mit gedrechselten Geländerstäben. Auf halber Höhe berührte Bomilkar den Arm des Römers und wies auf eines der großen Wandgemälde. »Polyphems Blendung; angeblich hat dieser Polyphem Ähnlichkeit mit Hanno dem Großen.« Er kicherte. »Da ich Hanno nie gesehen habe, kann ich es nur fröhlich glauben.«
    Der Raum des Herren der Sandbank wirkte schlicht. Einige der Teppiche, die die dunklen Bohlen des Bodens bedeckten, waren zerschlissen; an den beiden Seitenwänden standen Gestelle, in denen sich Schriftrollen türmten. Daniel saß vor dem schweren, übervollen Schreibtisch; der Scherensessel dahinter war leer, denn Antigonos lehnte am Fenstersims.
    »Das sind die zwei Stück Lehmköpfe«, sagte Daniel, als sie eintraten. »Ihr braucht nicht lange auszuholen, ich habe ihm schon die wichtigen Dinge erzählt. Und Hamilkar hat ihm ja geschrieben.«

    Der Bankherr, einer der reichsten und mächtigsten Männer der Stadt, schien zu jung; ›kaum älter‹, dachte Bomilkar, ›als wir beide‹. Er war schlank und dunkelhaarig, trug einen einfachen kurzen kitun , und als er sich vom Sims löste, um sie zu begrüßen, wirkten seine Bewegungen kraftvoll.
    »Ave Titus

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