Das Gold von Karthago
Meine Verantwortung.«
»Wie du meinst. Dies ist die Botschaft. Mein Herr nimmt an, daß gewisse Geschäftsleute versuchen werden, ihm den toten Römer aufzubürden. Er läßt dir sagen, daß ihm eine gründliche Klärung lieb und notfalls sogar teuer wäre.«
»Ah.« Bomilkars Gesicht mußte die Überraschung wohl sehr deutlich gezeigt haben, denn Daniel kicherte, und sogar der beherrschte Qadhir zeigte die Andeutung eines Lächelns.
»Das ist eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte Daniel. »Gut, weil es sicher angenehm ist, Gulussa nicht gegen sich zu haben. Schlecht, weil ich annehme, wenn Gulussa besorgt ist, gibt es auch für andere Grund zur Besorgnis. «
»Wie lange werden wir morgen früh zu tun haben?« sagte Bomilkar.
»In der Bank? Nicht lange.«
»Sagen wir, genau um Mittag, am Nordausgang der Sandbank. Ich würde gern mit deinem Herrn reden.«
Qadhir deutete eine geringfügige Verbeugung an. »Was sage ich ihm, abgesehen davon?«
»Sag ihm, trotz gewisser Behinderungen will Bomilkar den wahren Mörder finden.«
Qadhir nickte, drehte sich um und verließ den Hof.
Auf dem Weg zur rückwärtigen Terrasse der Schänke, wo er Aspasia und Laetilius vermutete, wurde Bomilkar von einem Mann mittleren Alters angehalten.
»Auf ein Wort, Herr der Büttel.«
Er trug einen teuren Goldring mit grünen Steinen an der Hand, die Bomilkars Unterarm umfaßte. Der kitun , inzwischen durchgeschwitzt und mit Wein- und Bratenflecken gesprenkelt, schien feines Leinen zu sein, mit Zierfäden und roten Säumen. Die Frau, mit der er vor der Auslage eines Bildhauers stand, streifte Bomilkar mit einem abschätzenden Blick und wandte sich dann wieder der Figur zu, die sie betrachtet hatte, einer Frau aus fleischfarbenem Stein, mit drei Brüsten und drei Beinen.
»Worum geht es?«
»Ich bin Hannibal, Mitarbeiter des Richters Budun. Er wägt eine Entscheidung ab, und als ich ihm sagte, daß ich heute abend vielleicht in deine Nähe käme …« Er sprach nicht weiter.
»Sprich. Ich werde hören und später schweigen.«
»Gut. Es ist unüblich, aber… Man hat angedeutet, daß es vorteilhaft sei, eine Ermittlung einzustellen, vor allem, da der Schuldige bereits gefaßt sei. Es gilt zu wägen, ob die Vorteilhaftigkeit – du verstehst? – in einem nützlichen Verhältnis steht zur Dringlichkeit des Ersuchens und zur Wahrung des Rechts.«
Bomilkar kratzte sich den Kopf. »Wenn ich dich richtig verstehe, hat jemand ihm etwas dafür versprochen, daß er die Sache einstellen läßt, und nun fragt er sich, warum jemand so etwas tut, wenn angeblich der Schuldige schon gefaßt ist, so daß die Sache ohnehin erledigt wäre. Ist es so? Das wäre« – er rümpfte die Nase – »die freundliche Deutung.«
»Freundlich oder unfreundlich, die Deutung liegt bei dir. Und natürlich habe ich nie mit dir gesprochen.«
»Ich kann mich schon nicht mehr an deinen Namen erinnern. Es wäre gut, wenn im Fall eines Mordes oder eines
ähnlich schweren Verbrechens saubere Arbeit geleistet werden könnte, nicht wahr? Vor allem, wenn Zweifel möglich sind, ob der gefaßte Täter wirklich der Täter ist.«
»Sind diese Zweifel möglich?«
»So, wie sich alles heute abend darstellt, ist es mir unmöglich, nicht zu zweifeln.«
»Dann wünsche ich eine ersprießliche Nacht, die über alle Zweifel erhaben sei.«
Aspasia, Laetilius und Tazirat saßen auf der Terrasse, an ihrem Tisch außerdem Amidi, ein Mann von der südarabischen Weihrauchküste, und der Perser Bagayash. Sie betrachteten scheinbar gefesselt den Silberteller vor Laetilius; der Römer kaute und hatte die Stirn gefurcht.
»Welche Sorte Spiel ist das?« Bomilkar zog einen Schemel heran. Schänke und Terrasse, ebenso wie der Innenhof, waren noch gefüllt, aber der Höhepunkt des Fests schien vorüber.
»Sei still.« Aspasia zwinkerte. »Er soll raten, was er ißt.«
Laetilius ächzte. »Es ist köstlich, und gleich kann ich nicht mehr. Muß ich raten? Kann ich nicht in Ruhe platzen?«
Bomilkar grinste leicht. »Lieber nicht; wer soll das wegwischen? Na, Römer, was ist es?«
Laetilius schob mit der zweizinkigen Gabel Lauchringe und ein halb abgenagtes Hühnerbein beiseite, griff zum Messer und schnitt ein weiteres Stück von dem Fleisch ab, um das es beim Raten ging. Nach gründlichem Kauen und Schlucken trank er aus seinem Lederbecher und knurrte wohlig.
»Der Wein«, sagte er, »ist mit Honig und Gewürzen befestigt, das Fleisch zart und köstlich, in einer Kruste
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