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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aus Teig, Honig, Sesam und vier bis sieben anderen Dingen. Kein Lamm und kein Vogel; ich glaube, es ist auch kein Fisch. Was ist es?«
    Aspasia beugte sich vor, reckte den Kopf über den Tisch und sagte: wuff.«

    Laetilius öffnete den Mund, schloß ihn wieder, schluckte, griff zum Becher und trank hastig.
    Durch das Gekicher der anderen sagte Tazirat: »Armer Junge. Ich fürchte, er wird nachher Trost brauchen.«
    »Als unser edler Großkönig Khshayarshaya, den die steifzüngigen Hellenen Xerxes nennen, das Reich auszudehnen beliebte, eroberte er eines Tages auch eure Mutterstadt Suru.« Der beleibte Perser Bagayash breitete die Arme aus und umarmte viel Luft, zum Zeichen des Eroberns und Erdrückens. Sein von Wein und Welt besudelter weiter Umhang ergoß sich wie ein Wasserfall über den Tisch und kippte den Becher um, den Laetilius eben wieder abgesetzt hatte.
    »Suru?« sagte der Römer. »Mutterstadt? Ah, du meinst Tyros.«
    Bomilkar sah das leichte Zwinkern; trotz all der Köstlichkeiten und der Menge des genossenen Weins war Laetilius offenbar fast nüchtern. Und neugierig – weniger auf die Geschichte, die der Perser erzählen wollte, als auf die Dinge, die Bomilkar zu berichten hatte. So jedenfalls deutete er Laetilius’ Blick.
    »Steifzüngig auch die Römer, ich ahnte es ja.« Bagayash ächzte furchterregend; sein Leib erbebte wie unter dem Aufprall brandenden Ungemachs. »Nun denn. Da Khshayarshaya nun Herr der Mutterstadt und der ganzen phönikischen Küste war, hielt er sich auch für den Herrn dieser unbedeutenden Tochterstadt im fernen Westen.« Er strahlte und schmatzte. »Dieser herrlichen Ortschaft, der es an erregenden Speisen ebensowenig mangelt wie an einschläfernden Frauen.«
    »Ich bin von Schmeichlern umgeben«, murrte Aspasia. »Wie sehr ich doch Bomilkars Grobheiten genießen werde.«
    »Wann, zum Beispiel?« Amidi reckte seine Hakennase weit vor, als wolle er mit ihr Auskünfte oder Speisen angeln.
    »Alsbald. Wieso?«
    »Magst du uns durch sofortige Ausführung erheitern?«

    Bagayash hob die Hände. »Entsetzlich. Warum müssen einen diese Araber immer so erschrecken?«
    »Was war mit Xerxes?« Laetilius lächelte, und wenn Bomilkar sich nicht irrte, galt es Tazirat. Die das Lächeln erwiderte.
    »Der himmelsgeborene Sohn des Feuers, Herr der Lande zwischen dem Indos-Strom und dem Meer, schickte eine Botschaft, die er von klugen Männern überbringen ließ. Sie sollten dem Rat von Qart Hadasht mitteilen, der Großkönig, als Herr über Suru auch Herr über Qart Hadasht, befehle und ordne an, daß die Bewohner der Stadt ablassen sollten von jener scheußlichen Gewohnheit, die den anderen Völkern der Welt zum Ekel gereiche – ich spreche vom Verzehr geduldig gemästeter Hunde. Und die edlen Herren des Rats beschlossen nach kurzer Beratung, ihm als Antwort ein Dutzend besonders fetter Tiere zu schicken, dazu Anregungen für die Zubereitung.«
     
    Tazirat war zweiundzwanzig und doppelt Waise. Ihr Vater, Steuermann eines Dreiruderers, war in der letzten Seeschlacht bei den Aigatischen Inseln gestorben, vor zwölf Jahren. Ihr älterer Bruder, Ernährer der Familie, war im Söldnerkrieg unter Hamilkar bei der Belagerung von Ityke gefallen. Damals hatte ihre Mutter sich im Tempel des Melqart das Leben genommen.
    »Ich mußte sie am Leichenzählen hindern«, sagte Aspasia. »Sie haben festgestellt, daß der Vater von Laetilius bei der Seeschlacht an Bord eines römischen Schiffs war, und er ist dann bei einem der letzten Aufräumgefechte auf Sizilien gefallen.«
    »Und ich dachte immer, Römer seien in Keuschheit treu.« Bomilkar drückte Aspasias Hand. Sie standen an einem der Tische, auf denen Marktbauern Früchte und Säfte feilboten. Der fette Perser saß noch immer auf der Terrasse, wo er neuen Zuhörern wirre Märchen aus seiner Heimat erzählte und dabei mit den Armen fuchtelte.

    Amidi war gegangen; er mußte in der Frühe einen reichen Kunden aufsuchen, dessen Speisesaal er mit vielfarbigen Ungeheuern ausmalen sollte. »Er hat wohl zu oft Gäste und will sie so verscheuchen«, hatte der Araber gesagt. Laetilius und Tazirat, Arm in Arm, näherten sich der Treppe an der Ostseite, die zur Wohnung der jungen Frau hinaufführte.
    »Aber sie hat wirklich schöne Hände«, sagte Aspasia; ihre rauhen Kuppen streichelten Bomilkars Handrücken. »Vielleicht sollte ich doch Lesen und Schreiben lernen.«
    Tazirat arbeitete in den Geschäftshallen eines Verwandten, eines Kaufherren, der

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