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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gefaltete Tuch öffnete, schnellte etwas heraus und verfehlte nur knapp Bomilkars Gesicht.
    »Eine Viper«, sagte der ehemalige Fischer. »Götter!«
    Die gelbliche Schlange wand sich auf den Platten des Hofs; Bomilkar hieb mit dem Schwert zu und trennte den Kopf ab.
    »Du bist weiß wie ein Fischbauch, Herr«, sagte der Jüngere.
    Bomilkar fühlte sich ein wenig schwindlig; nicht einmal eine Handbreite hatte gefehlt. Die Schlange war sehr giftig, und nach der Gefangenschaft im Tuch… »Mal sehen, was für eine Überraschung im anderen Tuch ist.« Die eigene Stimme klang fremd, unnatürlich beherrscht.

    Sie wiederholten das Verfahren; diesmal sprang nichts heraus, denn der Inhalt der zweiten Sendung war leblos: ein abgeschnittenes rechtes Männerohr, in dem ein silberner Ring steckte.
     
    Kurz vor Sonnenuntergang kehrte der Mann zurück, den Bomilkar zum Rat geschickt hatte. Offenbar gab es keine Möglichkeit, festzustellen, woher das Ohr stammte. Der Büttel berichtete, der Ratsbote habe ihm gesagt, die Rollen und das eingewickelte Päckchen hätten in dem Korb gelegen, in den man immer alles stecke, was für den Hüter der Wächter bestimmt sei. Wer es hineingelegt habe, lasse sich nicht sagen.
    Es war fast dunkel, als endlich Autolykos und seine Männer zurückkamen – ohne Zirdan. Irgendwie überraschte es Bomilkar nicht; er hatte kaum damit gerechnet, Gulussas kleinen Schuft zu sehen: den des Mordes an Lavinius bezichtigten Messerstecher, der zweifellos unschuldig war und dem vermutlich nun ein Ohr fehlte. Falls er noch lebte; falls ihm nicht neben dem Ohr andere Dinge abhanden gekommen waren.
    »Nicht im Rat, nicht im Verlies, nicht in Arishs Stadthaus. « Der Unterführer rieb sich die Augen. »Und Arishs Landhaus liegt nicht in der Megara, sondern an der Küste, auf dem Weg nach Ityke; das schaffen wir heute nicht mehr.«
    »Habt ihr Arish den Befehl des Richters gezeigt?«
    »Der edle Arish war nicht vorhanden. Wir mußten uns mit Schreibern und dem Verweser des Verlieses begnügen. « Autolykos reichte ihm Buduns Anweisung. »Sollen wir morgen …?«
    »Ich fürchte, ich werde mich selbst darum kümmern müssen. Danke; das reicht für heute.«
    Autolykos begleitete ihn in den Arbeitsraum, wo sie die nächsten Tage besprachen. Als es um das Gezeter des Ratsherren Itubal ging, sagte Autolykos:

    »Was machen wir damit? Die Nachtstreifen sind ausgelastet. Wenn wir zusätzliche Runden drehen sollen, müssen wir dafür eine eigene Gruppe losschicken.«
    »Wir werden die flehentliche Bitte des Ratsherren mißachten. Ich kann mich nicht erinnern, dieses Schreiben gelesen zu haben.« Bomilkar nahm den Papyros, zerriß ihn und warf ihn in einen Abfallbehälter.
    »Sehr vernünftig, aber sind die Schreiben nicht verzeichnet? «
    »Sie sind verzeichnet, aber bis Itubal auf den Gedanken kommt nachzufragen, werden wir nichts tun. Ist noch etwas zu besprechen?«
     
    Die Schänke, die dem sehr ehrenwerten Mago gehörte, lag ein wenig nördlich der Großen Straße und westlich des Ratsviertels: ein zweigeschossiges Haus, das um einen kühlen Innenhof gebaut schien. Als Bomilkar endlich ankam, fand er alle Tische des Hofs besetzt; an einem, dicht neben dem von Sträuchern und zwei Fackelständern umringten Wasserbecken, warteten Laetilius, Aspasia und Tazirat auf ihn. Sie hatten bisher nur Wein und Wasser bestellt.
    »Ich kenne mich nicht aus, da mein Silber selten für teures Essen reicht«, sagte Aspasia. »Tazirat kann sich nicht entschließen, und Laetilius hat keine Ahnung. Gut, daß du endlich kommst. Warum treffen wir uns eigentlich hier? Es gibt doch billigere Schänken mit gutem Essen.«
    »Hat Laetilius nicht geplaudert?« Bomilkar hauchte Aspasia einen Kuß auf die Wange, strich Tazirat über den Kopf und nickte Laetilius zu. »Später; laßt uns erst sehen, was es gibt.«
    Es gebe Lamm, sagte Mago, der sich selbst um die seltenen Gäste kümmerte – selten, da Römer ohnehin selten seien, wenn auch leider nicht in anderen Gegenden der Oikumene, und da er sich nicht erinnern könne, daß der Hüter der Ordnung ihn je beehrt habe. Außer (er blinzelte) vor
einiger Zeit, um nach einem anderen Römer zu fragen. Ferner gebe es neben dem Lamm ein wenig Gazelle, vielerlei Fische, Hund, frische Straußeneier, aus denen sich treffliche Gerichte rühren ließen, frischen Käse aus Stutenmilch, Datteln, Feigen, Silphion überbacken und mehrere andere Gemüse, alles natürlich frisch und köstlich

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