Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
haben.«
    Buduns rechte Braue hob und senkte sich kaum merklich.
    »Die Wirrnis, die mich umfängt, erleichtert die Arbeit keineswegs. Ich danke dir, daß du nicht die Einstellung der Untersuchung angeordnet hast. Neben diesem Dank bewegen mich zwei Anliegen. Die Bitte um eine Anweisung des Richters, daß der offenbar von Dienern des Arish verschleppte kleine Missetäter Zirdan dem Herren der Wächter übergeben werde.«

    »Dies ist billig; es muß wohl sein.« Budun blickte zu Hannibal hinüber, der schräg hinter Bomilkar stand und auf Anweisungen wartete. »Nimm Papyros und Stempel und fertige es aus. Das zweite Anliegen?«
    Bomilkar sprach langsam, mit Pausen, als ob er jedes einzelne Wort suchen müßte. »Es wäre dies ein weiterer Dank, für den Papyros, den der treffliche Hannibal soeben bereitet. Und die Frage, ob der edle Budun, mit allen Feinheiten und Unfeinheiten der Mächtigen vertraut, seinem Untergebenen etwas sagen kann oder mag, was dessen Verfinsterung zu erleuchten vermöchte – das Rätsel widerstreitender Befehle der Fünf-Herren betreffend.«
    Eigentlich war er gekommen in der Hoffnung, einen Verbündeten zu finden. Der Anblick des Richters und sein Mienenspiel hatten ihn zweifeln lassen. Er wußte nicht, wie sich das Gespräch entwickeln mochte; aus Gründen, die ihm nicht klar waren, zog er es vor, so langsam zu sprechen, daß Hannibal – auf dessen flüchtiges Lächeln und Zwinkern er baute – Zeit genug zum Ausfertigen des Papyros hatte. Als er seinen umwegigen Satz beendete, stand Buduns Mitarbeiter bereits neben ihm und blies auf den Papyros, den er in der Hand hielt.
    »Klug von dir, so langsam …« Budun würgte die Worte heraus; Zorn oder Ekel schien ihm die Kehle zuzuschnüren.
    »Was meinst du, Herr?«
    Budun richtete sich in seinem Scherenstuhl auf. »Das Gesetz«, sagte er rauh; es war eher ein Knirschen als ein Sprechen, »steht über allen und über allem. Wir haben ihm zu dienen, auch um den Preis einer alten Freundschaft. Diesen Preis hättest du mir ersparen können, durch kluges Nachgeben in einer unwichtigen Sache. Aber nun muß alles seinen Lauf nehmen. Geh; ich will dich nicht mehr sehen.«
    Hannibal begleitete ihn hinaus. Auf dem Gang, vor den Arbeitszimmern des Richters, sagte er leise: »Ich fürchte, er
wird dich in Ewigkeit hassen. Arish war sein bester Freund. Ehe er Richter wurde, hat Budun neben Hanno im Rat gesessen. «
    Bomilkar schob den zusammengerollten Papyros unter sein Brustgewand. Er legte die linke Hand auf Hannibals Schulter. »Ich danke dir für schnelles Schreiben. Und ich danke den Göttern für einen Richter, dem das Recht teurer ist als alles andere. Vielleicht kannst du Budun bei Gelegenheit von meiner Hochachtung berichten.«
     
    In dem Teil der Isthmosmauer, der südlich des Tynes-Tors lag, befanden sich vor allem Verwaltungseinheiten. Hier waren auch die Waffenkammern, Schlafräume und Schreibstuben der Ordnungshüter unter Bomilkars Befehl. Die Truppe der Büttel, Nachtwächter und sonstigen Mitarbeiter hatte lange Zeit aus Angehörigen der Fußkämpfer bestanden, die in der Mauer untergebracht waren; gegen Ende des Römischen Kriegs war man dazu übergegangen, Stadtbewohner hierfür anzuwerben – Männer, die sich in den Vierteln auskannten, in denen sie für Ordnung sorgen sollten. Die Vertrautheit war ein Vorteil, der die möglichen Nachteile überwog; für die Aufgabe, Zirdan abzuholen (wo immer er sich befinden mochte), wählte Bomilkar jedoch fünf Männer aus, die nicht aus der Stadt stammten. Den Befehl über die Gruppe gab er seinem ersten Stellvertreter, einem grauhaarigen kampanischen Hellenen namens Autolykos, auf den er sich bedingungslos verlassen konnte.
    »Vielleicht ist er in einem Verlies im Keller des Ratsgebäudes, vielleicht im Landhaus des Arish. Wo auch immer, bringt ihn her. Sollte dir jemand Silber anbieten …«
    Autolykos lächelte grimmig. »Der dauerhafte Sold, den ich für zuverlässigen Dienst beziehe, wiegt mehr.«
    Bomilkar musterte die Männer, die mit Lederschild, Speer und Kurzschwert bewaffnet waren. »Gutes Benehmen«, sagte er. »Aber hart bleiben.«

    »Hast du vor zu warten, bis wir zurückkommen?«
    »Bebend werde ich eurer Wiederkehr harren. Warum?«
    »Es liegt einiges auf deinem Tisch. Du könntest dich nützlich machen, statt bebende Daumen zu drehen.« Autolykos legte die rechte Faust auf den Brustpanzer; dann verschwand er mit den fünf anderen im Gewirr der Großen Straße.
    Beim ersten

Weitere Kostenlose Bücher