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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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eine Katze. Aspasia legte die Hand auf Bomilkars Bauch.
    »Wie sieht es dort aus?«
    »Magos Köstlichkeiten verwandeln sich in neue Kraft. Wenn es das ist, was du wissen willst.«
    »Hmm.« Sie begann, die Finger zielsicher zu nutzen. »Und dabei ist mir geschwätzig zumute. Laß uns ein paar neue Namen finden.«
    Bomilkars Hand wanderte zu Aspasias linker Brust. »Der Byrsahügel mit der Knospe des Eshmun-Tempels?«
    »Ah. Hatten wir aber schon mal, glaube ich.«

    »Lustfrucht mit Auswuchs?«
    Sie kicherte, sprach von einem beinlosen Markknochen, leugnete, daß ihre Achselhöhle eine Aphrodistel sei und der Nabel Abdruck einer Katzentatze, erwähnte nicht eßbares Beutelobst; und ehe das Reden zu mühsam wurde, billigte sie noch Bomilkars Absicht, den göttlichen Weinschlauch mit einem Sudpfriem zu verschließen.
    Morgens stellten sie fest, daß kein Nachttier sich durch nächtliches Kratzen ergötzt hatte; am Holzladen der Tür hing ein totes Kaninchen. Tazirats Wohnung wies keine solche Zier auf.
    Nachdem sie zu viert Kräuterbrühe, Brot und Früchte zu sich genommen hatten, brachen sie auf. Laetilius würde die Frauen zu Tazirats Handelslager begleiten; Aspasia wollte auch an diesem Tag (und vielleicht ein wenig länger) ihre Werkstatt meiden, vor allem, um Bomilkar zu beruhigen.
    Er begab sich zunächst zum Rat, um mit Arish über den auszuliefernden Zirdan zu sprechen. Aber Arish war nicht da, und Hamilkar, der Schreiber, behauptete, nichts zu wissen.
    »Es gibt ein Gerücht, daß gestern abend jemand den kleinen Schuft aus dem Verlies entführt hätte. Ich weiß aber nicht mal, wo Arish ihn hat unterbringen lassen.« Hamilkar kaute am Nagel seines linken kleinen Fingers. »Du wirst warten müssen, bis der edle Fünf-Herr wieder in der Stadt zu sein geruht.«
    »Wann wird das sein?«
    »Keine Ahnung.« Hamilkar blickte von seinem Nagel auf und grinste plötzlich. »Ah, und ich werde heute mittag schon gehen.«
    Bomilkar musterte das Gesicht, in dem er eine Mischung aus Vorfreude und Lauern zu sehen glaubte. »Feierst du wieder eines deiner schäbigen Feste?«
    »Genau. Ein paar Freunde, und mindestens genau so viele Frauen. Riech mal.« Aus einem Holzkästchen auf
dem Tisch nahm er ein Wachstuch, öffnete es und hielt es Bomilkar unter die Nase.
    Bomilkar schnüffelte, hustete, betrachtete die schwarzgraue Masse im Tuch und stöhnte leise. »Wenn es so schmeckt, wie es riecht …«
    »Kräuter«, sagte Hamilkar. »Hanf, Öl von Mohnsamen. Wir werden es in Tonröhren, die so was wie einen kleinen Becher am Ende haben, verbrennen, den Rauch durch die Röhren in den Mund ziehen und einatmen. Und dann…« Er verdrehte die Augen und schnalzte. »Hast du Lust mitzumachen? «
    Bomilkar schüttelte den Kopf. »Nett, danke, aber heute nicht. Zuviel zu tun.«
    In Wahrheit hatte er keinerlei Lust. Hamilkar besaß ein kleines Grundstück, völlig verwildert, mit einer Bretterhütte; es lag südlich der kleinen Schiffswerften und Fischerdörfer auf der Zunge , dem dünnen Landstreifen zwischen der Meeresbucht und dem Tynes-See. Ein Nachbar, Marktgärtner, wollte das Grundstück seit langem kaufen; Hamilkar brauchte zwar immer Geld, wollte sich aber nicht von der Wildnis trennen, die er seine Zuflucht nannte – »Wo sollte ich mich sonst entspannen?« Bomilkar war vor langer Zeit einmal dagewesen, zu einer der Feiern; seine Erinnerung war kränklich und lud nicht zu Wiederholungen ein.
    »Was tust du? Immer noch der Mord? Trotz allem?«
    »Das, und der übliche Kleinkram. Es ist sehr viel liegengeblieben in den letzten Tagen.« Er zögerte, dann sagte er, als wäre ihm dies jäh eingefallen: »Damit alles seine Ordnung hat, hätte ich von dir gern einen Schrieb, auf dem steht, daß Arish abwesend ist und die Anordnung von Richter Budun deswegen nicht ausgeführt werden kann. Du weißt doch, wie das ist.«
    Hamilkar nickte, beinahe traurig. »Drei Ausfertigungen von allem, besonders wenn es Unfug ist, nicht wahr?« Er griff zu Papyros und Halm, tunkte ihn in Tinte und schrieb schnell.

    Später, in den Diensträumen der Wächter, legte Bomilkar den Papyros auf den Tisch, holte aus der Tasche den Fetzen, der in Magos Schänke am Lederbeutel gehangen hatte, verglich die Schriften und runzelte die Stirn. Den Beutel verschloß er in einem sicheren Eisenkasten.
    Er erledigte einige dringende Schreibarbeiten, sprach mit vier Männern, die Wächter werden wollten, und stellte zwei von ihnen ein (beide Punier aus den ärmeren

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