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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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von den eigenen Ältesten oder selbstgewählten Obleuten geleitet. Feinde werden besiegt und eingegliedert, nicht vernichtet; alle genießen den Schutz unserer Waffen und die Sicherheit unserer Straßen. Was Hamilkar mit dem Schwert gewinnt, festigt Hasdrubal durch Bündnisse, Vermählungen, Freundschaften.«
    Laetilius nickte; ein wenig bissig sagte er: »Man fragt sich wirklich, wieso nicht alle freiwillig zu euch kommen, in dieses wahrhaft goldene Zeitalter eines goldenen Reichs. Hast du eben gesagt, Hamilkar muß manchmal zum Schwert greifen?«
    Itubal breitete die Arme aus. »Überall gibt es Verfinsterte, die lieber ohne uns im Dreck als mit uns in sauberen Häusern wohnen möchten. Und, nicht zu vergessen, es
gibt immer wieder Männer, die für Rom reden und von Rom – die den Iberern sagen, daß die wirklich herrlichen Tage erst dann beginnen, wenn Qart Hadasht besiegt ist und die Iberer geehrte Bundesgenossen Roms sein werden. Was die ihnen nicht sagen, ist, daß dann alle Lateinisch reden müssen und nicht mehr ihren Dorfältesten, sondern einem römischen Provinzverwalter unterstehen.«
    Laetilius machte kollernde Geräusche in der Kehle.
    Bomilkar sagte: »Was nun das Schwert angeht, ist zu bedenken, daß es zweierlei Iberer gibt. Die an den Küsten bis hinauf zur Grenze Galliens leben, sagen, sie seien vor sehr langer Zeit aus dem Norden Libyens – also Afrika, für euch – ins Land gekommen. Tatsächlich sprechen sie Sprachen, die mit denen südlich der Meerenge gewisse Ähnlichkeiten haben. Die Iberer im Inneren dagegen sagen, sie seien von Norden her gekommen und mit den Galliern verwandt. « Er lachte plötzlich und legte eine Hand auf Laetilius’ Arm. »Seht euch vor, daß die im Inneren nie erfahren, wieviel Blut zwischen Rom und den Kelten im Norden Italiens geflossen ist. Das sind nämlich, wenn alles stimmt, Vettern der Berg-Iberer.«
    »Ich danke für vielerlei Belehrung.« Laetilius nickte heftig. »Mir ist nun klar, daß ihr hier eine große und für die ganze Oikumene wichtige Aufgabe erfüllt, zum Nutzen aller und unter Aufbietung all eurer Kräfte; und zweifellos leidet ihr unter den Entbehrungen, die derlei Verantwortung birgt.«
    Itubal lächelte; er warf einen Blick auf die Länge der Schatten im Hof. »Ich fürchte, ich werde eure ersprießliche Gesellschaft nicht länger genießen können. Die Mittagsrast ist vorüber; die Arbeit ist wieder erwacht.«
    Bomilkar stand auf. »Danke für die Gastfreundschaft und die Belehrungen. Wir werden morgen früh reiten. Ich nehme an, wir sollten uns nun zu Hasdrubal begeben.«
    »Damit wirst du warten müssen. Er ist nicht in der Stadt – frühestens wieder in drei Tagen.«

    »Ah. Das verschiebt natürlich unseren Aufbruch. Oder könntest du uns einen Reisebrief mitgeben? Ich kann ja nicht damit rechnen, jeden Offizier zu kennen.«
    Itubal hob die Schultern. »Kann ich, natürlich; der von Hasdrubal wäre besser, aber auch meine Empfehlungen sollten euch heil zu Hamilkar bringen.«
    »Wo steckt Hasdrubal denn? Nicht, daß es mich etwas anginge; es ist ohnehin bemerkenswert, wieviel Zeit er sich für zwei unwichtige Leute genommen hat.«
    »Er nimmt sich immer Zeit, wenn er etwas für wichtig hält. Tote Römer, zum Beispiel.« Er kicherte leise. »Er ist heute früh flußabwärts gefahren, um mit ein paar Leuten zu reden, die aus Ispali flußauf kommen. Es geht um den nächsten Schritt der Festigung.« Itubal sprach nicht weiter, blickte aber beinahe auffordernd, als ob er dringend etwas verraten wolle.
    »Du machst mich neugierig«, sagte Bomilkar höflich; eigentlich wollte er es gar nicht so genau wissen.
    »Bald wird es Münzen geben. Silbermünzen, mit Melqarts Kopf.«
    »Eigene Münzen? Man wird euch dafür nicht lieben, schätze ich. Ich höre schon die Reden im Rat – jetzt werden sie selbständig und machen Hamilkar zum König, oder so.«
    Itubal schnaubte. »Das ist nicht vorgesehen. Es gibt keinen treueren Punier als ihn.«

10. KAPITEL
    Q adhir hatte die letzten Tage genutzt, um auszuschlafen und mit den Kriegern zu trinken. Beim Trinken hatte man geredet, und beim Reden waren einige Dinge herausgekommen, die er auf dem Ritt an Bomilkar und Laetilius weitergab. Es waren Geschichten über iberische Könige des Hochlands, die in befestigten Städten wohnten und große Gebiete beherrschten; Geschichten über uralte Erzeugnisse feiner Goldschmiedekunst, über eine geheimnisvolle Tempelstadt in den Bergen östlich von Karduba, über

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