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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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er sieben Jahre lang als Unterführer mitgekämpft hatte, die letzten vier Jahre unter Hamilkars Befehl. Das Ende, der Untergang der Flotte, die im Friedensvertrag geregelte Räumung der dreihundert Jahre alten punischen Städte auf Sizilien, die vom Senat noch einmal aufgestockten Kriegskosten, die Qart Hadasht zu zahlen hatte; dann, in der Zeit der größten Schwäche und Not der von den eigenen Söldnern belagerten Stadt, Roms Gesandtschaft, die von den Puniern die übrigen großen (Sardonien, Kyrnos – »Korsika, wie ihr sagt«) und kleinen Inseln sowie abermals tausend Talente Silber verlangte, andernfalls Krieg.
    Laetilius hatte bis hierhin geschwiegen, gelauscht, zuweilen genickt oder gelächelt, je nach den Erfordernissen des Vortrags. Nun hob er die Hand.
    »Ein kleiner Einwand, Herr der Festung – wenn Widerspruch nicht als Schändung der dargebotenen und mit Wonne angenommenen Gastfreundschaft gilt.«
    »Sprich.«
    »Wir wollen nun nicht die lange Geschichte der Beziehungen zwischen Rom und Karthago neu schreiben, nicht wahr? Es gab Verträge, seit wir uns von der Tyrannei der etruskischen Könige befreit haben. Zweifellos hattet auch ihr Verträge mit Tarshish, in denen nicht die Rede davon war, daß ihr zu einem für euch günstigen Zeitpunkt die Stadt und das Land Tartessos solltet zerstören können.«

    Itubal verzog das Gesicht, als ob er Zahnschmerzen hätte. »Wollen wir uns streiten? Wollen wir nicht. Der Friede zwischen deiner und meiner Stadt wird früh genug brechen, auch ohne unser kräftiges Mitwirken.«
    »Nicht streiten«, sagte Laetilius, »nur ein wenig zanken. Und was ich dazu noch bemerken wollte: Ich gebe zu, daß es jenseits von Nützlichkeit keinen ehrenhaften Grund gab, euch während eures Söldnerkriegs die übrigen Inseln und noch mehr Silber zu nehmen. Aber vergiß nicht, in die Lage, für jede… sagen wir Erpressung, offen zu sein, habt ihr euch selbst gebracht. Den Landkrieg auf Sizilien hattet ihr mit Söldnern geführt, und wenn eure geizigen Ratsherren auf Hamilkar und andere Führer gehört und den ausstehenden Sold bezahlt hätten, wären wir gar nicht imstande gewesen, euch zu drohen. Oder jedenfalls nicht so leicht. Wir haben eure Schwäche ausgenutzt, aber die Schwäche war euer eigenes Verschulden.«
    Itubal reckte die Arme zum gleißenden Himmel. »Wollen wir nun doch die letzten Jahrhunderte aufrechnen?«
    Bomilkar grinste leicht. »Du hast damit angefangen, Itubal. Er hat nur geantwortet.«
    Laetilius hob den Becher mit verdünntem Fruchtsaft. »Auf dein Wohl, den Ruhm deiner Ahnen und die Güte deiner Gastfreundschaft, o Itubal. Laß den erquicklichen Strom deines Redens wieder über mich rieseln, zur Belehrung und Erbauung.«
    Itubal lachte. »Gut, gut. So sei es. Wir waren beim Söldnerkrieg, nicht wahr, und der unfreundlichen Gesandtschaft von Senat und Volk, über die wir nicht weiter sprechen wollen.«
    Er lehnte sich zurück und schilderte den von Hasdrubal geleiteten Handstreich, mit dem die Partei der Barkiden es durchsetzte, daß Hamilkar zum einzigen Strategen für Libyen und Iberien gewählt wurde: um nie wieder in eine Lage zu geraten wie im Söldnerkrieg, als verfeindete Heerführer einander lähmten, statt den Gegner zu vernichten.

    Dann kam der von Hamilkar und Hasdrubal betriebene Übergang nach Iberien. Allen war klar, daß es früher oder später zu einem weiteren Krieg mit Rom kommen mußte, den Qart Hadasht nur bestehen konnte, wenn es wieder zu Kräften kam und stark wurde an Menschen, an Bodenschätzen, an Nahrungsmitteln und an Land. Die iberische Küste mit den uralten Handelsstützpunkten, die längst zu kleinen Metropolen für das Umland geworden waren, bot die besten Möglichkeiten.
    »Anders als ihr«, sagte Itubal, diesmal ohne jede Schärfe, »haben wir nie verlangt, daß alle Menschen unsere Sprache sprechen und ihre alten Gesetze und Gebräuche aufgeben. So war es auf Sizilien, wo vor Jahrhunderten die Elymer und andere, die nicht zwangsweise zu Hellenen werden wollten, unsere Hilfe erbeten und erhalten haben und bis zum Ende des Römischen Kriegs weiter Elymisch sprechen und sich nach alten Gepflogenheiten selbst verwalten konnten. Heute, habe ich gehört, müssen sie alle Lateinisch reden, wenn nicht gar denken, und ihre Städte so ordnen, wie es den Römern gefällt. Wir haben das hier in Iberien anders gemacht. Die alten Sprachen und Gebräuche bleiben erhalten, Dörfer und Städte werden nicht von punischen Herren, sondern

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