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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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offenbar die Anweisung bekommen, dem Römer die Warzenmünze nicht zu zeigen, ebenso wie Rushan beschlossen hatte (oder angewiesen worden war? von Hamilkar? warum?), den Prägestock, den Lavinius bei sich getragen hatte, als geheimzuhaltendes Wissen zu betrachten. Ohne den Grund dafür zu kennen, würde er sich daran halten, dem Römer nichts sagen. Und er fragte sich, was Laetilius seinerseits vor ihm verheimlichen mochte.
    »Wenn uns nicht bis morgen früh noch etwas einfällt, was wir Hamilkar oder seine Leute fragen können, sollten wir aufbrechen.« Der Römer ließ sich an einem der Tische nieder, die auf der Terrasse an der Straßenseite der Schänke standen. »Zehn Tage bis Malaka, oder? Es wird noch nicht knapp, aber …« Er sprach nicht weiter.
    »Nicht zu vergessen: Aspasia und Tazirat«, murmelte Bomilkar, als Qaraqa lächelnd zu ihnen kam und sich nach den Wünschen der »edlen weitgereisten Herren« erkundigte.
    »Eine Erfrischung«, sagte Bomilkar. »Wein, Wasser, Fruchtsäfte, ein wenig Brot, kaltes Fleisch – so etwa. Wie du siehst, gibt es kaum bescheidenere Männer als uns.«
    »Vielleicht Rat, was mit dem übrigen Tag begonnen oder beendet werden könnte.« Laetilius lächelte die junge Frau an.
    »Beginnen oder beenden? Das kommt darauf an. Kannst du dich für eines von beiden entscheiden?«
    »Beenden, eher. Wir müssen morgen aufbrechen.«
    »Ich werde es bedenken.« Qaraqa warf Bomilkar einen Blick zu. »Soll Rushan es auch bedenken?«
    »Das wäre entzückend.«
    Bald erschien Qaraqa mit einer Platte und einem Krug. »Wenn ihr fertig seid, übernimmt eine andere meinen
Dienst«, sagte sie, ehe sie weitere Speisen und Gefäße brachte.
    Sie aßen schweigend. Laetilius und Qaraqa verschwanden im Haus. Rushan räumte ab und setzte sich kurz zu Bomilkar.
    »Sie hat ihm nichts gesagt und schweigt weiter – bis auf gewisse Nebengeräusche.«
    »Gut. Und wir?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ein Spaziergang Richtung Festung? «
    »Guter Vorschlag.«
    »Gib mir ein wenig Zeit.«
    Bomilkar lehnte sich zurück, schaute auf die zu dieser frühen Nachmittagsstunde kaum belebte Straße und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er war damit noch nicht weit gediehen, als Qadhir von der Stadtmitte herbeigeschlendert kam.
    »Habt ihr etwas erreicht?« Er lehnte sich ans Geländer, verschränkte die Arme und blickte auf Bomilkar herab.
    »Nicht viel.«
    »Das verblüfft mich nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    Gulussas Leibwächter beugte sich vor und sprach sehr leise; es war kaum mehr als ein Flüstern. »Niemand wird dir etwas sagen, wenn der Römer dabei ist.«
    Bomilkar seufzte. »Ich weiß, aber wie werde ich ihn los?«
    »Jetzt ist er doch nicht hier.«
    »Ich werde das gleich dreist ausnutzen.«
    Qadhir pfiff leise, mißtönend, durch die Zähne. »Danke für den shiqlu . Es war gut und dringend.« Seine Miene blieb undurchdringlich. Er räusperte sich. »Soll ich ihn beobachten? «
    Bomilkar hob die Schultern. »Kann ich dir vertrauen?«
    »Niemand kann niemandem vertrauen, Herr. Das macht es ja so fesselnd.«
    »Wie wahr. Er wühlt gerade in angenehmen Furchen.«

    Etwas zuckte im ausdruckslosen Gesicht des Mannes. »Tut er nicht – oder noch nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben die Schänke nach hinten hinaus verlassen und sind in den Ort gegangen.«
    »Magst du ihnen folgen?«
    »Mögen? Nein. Du müßtest es mir schon befehlen.«
    Bomilkar nahm zwei Münzen aus der Gürteltasche. »Befehl erteilt und Sold gezahlt.« Er legte die shiqlu auf den Tisch.
    Qadhir steckte sie ein. »Ich höre und gehorche, Herr.«
     
    Ohne Qadhir, Qaraqa oder Laetilius zu sehen, erreichten sie die Festung; der Offizier, der Bomilkar die Münze gezeigt hatte, führte sie zu einem der Holzhäuser in der Mitte. Sie brauchten nicht lange zu warten; noch ehe sie Zeit gehabt hatten, sich im großen Erdgeschoßraum des Hauses richtig umzuschauen, ging eine Seitentür auf, und Hamilkar trat ein. Er nickte Bomilkar zu, lächelte Rushan an und wies auf einige Schemel, die in der Ecke um einen niedrigen Tisch standen.
    »Eile«, murrte er. »Immer muß alles bis vorgestern erledigt werden. Deshalb keine Umschweife jetzt. Hört zu, ihr zwei.«
    Während sie saßen und lauschten, ging er im Raum auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Er sprach schnell und gesammelt. Der Süden Iberiens, sagte er, sei einigermaßen gesichert, aber im Inneren gebe es Schwierigkeiten. Wobei römische Aufwiegler, als Händler getarnt, nur

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