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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Beschreibung für jeden vierten zwischen hier und Alexandreia.«
    »Beschreibung? Du hast mich also erwartet?«
    Der Massaliot wies auf einen Hocker. »Setz dich. Mein Herr Antigonos hat geschrieben, deshalb.«
    »Was hat er geschrieben?«
    »In der Eile sind Mängel. Warte.« Er kniete auf der anderen Seite seines Schreibtischs, der bemerkenswert aufgeräumt war oder von geringer Tätigkeit sprach. Aus einem Korb, in dem zahlreiche Rollen steckten, suchte er eine heraus, setzte sich, öffnete das Band, mit dem sie umwickelt war, las, nickte und reichte sie schließlich Bomilkar.
    »Da. Lies selbst.«
    Bomilkar überflog die Botschaft, in der Antigonos (offenbar eigenhändig) den edlen Nauplios bat, einem in Umrissen beschriebenen Menschen namens Bomilkar mitzuteilen, die Frauen seien in der Stadt, und er solle keinesfalls die Gastlichkeit eines gewissen Herren in Sikka suchen, sondern schnell heimkehren. Falls Antigonos nicht mehr anwesend sei, möge er sich an Bostar wenden.
    Bomilkar rollte den Papyros zusammen und gab ihn Nauplios zurück. »Ich danke dir; die Botschaft macht mein Herz leichter.«
    »Eigentlich bin ich kein Umschlagplatz für Nachrichten«, sagte der Massaliot. »Manchmal häuft es sich eben. Offenbar ist mein Herr Antigonos wieder einmal in etwas verwickelt.«
    Bomilkar starrte ihn ein paar Atemzüge lang an; dann schnipste er mit den Fingern. »Ah; auch eine für den Beauftragten des Strategen?«
    »Du sagst es.«
    »Hat er sie abgeholt?«
    »Gestern abend schon. Sie war aber versiegelt; ich weiß nicht, was darin stand.« Nauplios lächelte. »Und wenn ich es wüßte, dürfte ich es dir vermutlich nicht sagen.«

    Am nächsten Morgen verließen sie die Festung, mit einem numidischen Begleiter, der zwei oder drei Abkürzungen des Weges durch die Berge kannte. Tage später erreichten sie kurz vor Mitternacht die Festung außerhalb der Stadt Sikka. Dort erlebten sie eine Enttäuschung.
    »Es mag sein, daß ihr schnell wart, aber offenbar kannten Hannibals Leute die gleichen Abkürzungen. Oder bessere. «
    Der Stratege der Festung, der noch nicht geschlafen hatte, ließ ihnen Brot, Wein und kaltes Fleisch bringen. Während sie in seiner Schreibstube aßen, berichtete er.
    Hannibal war am späten Nachmittag des Vortags erschienen, mit seinen abgehetzten, aber gutgelaunten Reitern. Er hatte ein paar Auskünfte über die genaue Lage des Guts von Hiyarbal verlangt und sich »für alle Fälle, hat er gesagt« die drei Dutzend balliarischen Schleuderer ausgeliehen, die zur Besatzung der Festung gehörten.
    »Einfach so?« »Er hat mir ein Schreiben des Strategen Hamilkar gezeigt, das mich und jeden anderen anwies, ihm zu gehorchen. Ich bin mitgeritten; es gibt Dinge, die man selbst sehen muß.«
    Gegen Mitternacht (sie machten Rast in der Festung, ehe sie aufbrachen) kamen sie zum weitläufigen Gut des edlen und wohlhabenden Hiyarbal, das seit vielen Monden von fast tausend Mann gehütet wurde, die Hiyarbal angemietet hatte, und zu dem immer wieder Karawanen gekommen waren – Packtiere, beladen mit schweren Kisten.
    Schleuderer schalteten schnell und nahezu geräuschlos die wenigen Wächter aus; mitten in der Nacht rechnete niemand mit einem Überfall, schon gar nicht von richtigen Truppen. Man drang in die Gebäude ein, in die Zelte, überwältigte den größten Teil der Söldner; es sei zu mehreren kleinen Gefechten mit drei Dutzend Toten gekommen, sagte der Stratege, »aber Hannibals Männer waren schnell und tödlich wie Schlangen und ungreifbar wie Nachtgeister.«

    Fast sei alles vorbei gewesen, ehe es wirklich begann. Man habe, da nichts anderes sinnvoll war, Hiyarbals Söldner entwaffnet und laufen lassen; die ungeheure Beute, die sich in den Häusern fand, sei in die Festung verbracht worden.
    Bomilkar und Laetilius durften sie am Morgen bestaunen: zahllose Kisten voller Münzen. Silberne shiqlu und Doppel shiqlu aus der Hauptstadt, goldene Statere aus allen möglichen hellenischen Gegenden, Drachmen aller Größen bis hin zu Dekadrachmen aus dem Seleukidenreich.
    Und Tausende frisch geprägte shiqlu mit dem Antlitz des Melqart, der Hamilkar sehr ähnelte und eine Warze auf der Nase hatte: neue iberische Münzen, von Hasdrubal und Hamilkar noch gar nicht ausgegeben, alle mit einem mangelhaften Prägestock (oder mehreren nach dieser Vorlage angefertigten) hergestellt.
    In den Gebäuden des Guts, sagte der Herr der Festung, habe man außerdem viele Dinge gefunden, die gewöhnlich nicht zu einem

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