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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Neuigkeiten – geklärt waren, hatte Hannibal die Arbeit seinen Offizieren überlassen und sich auf einen schweren Stein gesetzt, der am Nordende der Mole lag und als Poller dienen mochte, wenn jemand so nahe an der Sandbank liegen wollte.
    »Was sind deine Absichten, Herr?« Laetilius stand neben seinem Gepäck; der Griff des langen Schwerts ragte heraus.
    Hannibal rieb sich die Nase. Das junge Gesicht sah ein wenig abgespannt aus. Ihn hatte auf der Überfahrt ein leichtes Fieber befallen, und angeblich neigte er zu Übelkeit bei starkem Seegang. Sie hatten einen Tag lang sehr starken Seegang gehabt. Aber die Augen waren weder fiebrig noch müde.

    »Wir werden schnell reiten«, sagte er. »Dabei Kenntnisse sammeln, rechts und links. In den Festungen wird man vielleicht wissen, ob sich seit eurem Aufbruch große Dinge in Qart Hadasht getan haben. Der Hafenmeister hier und der Stratege der Festung wissen noch nichts.«
    »Und dann? In Sikka?«
    Hannibal wandte sich an Bomilkar. »Mein Vater sagt, du hast vor deinem Aufbruch auch eine Anfrage aus Sikka erhalten, wo auf dem Landgut des edlen und wohlhabenden Hiyarbal Söldner gesehen worden sein sollen.« Er lächelte knapp. »Als Reiteroffizier des Strategen von Libyen und Iberien habe ich den Auftrag erhalten, mich darum zu kümmern. Der Stratege ist nicht erfreut von der Neigung gewisser Männer, in den Ländern, für die er zuständig ist, eigene Heere zu unterhalten.«
    Laetilius berührte sein Gepäck mit dem Fuß; ohne aufzublicken, sagte er: »Das ist die amtliche Fassung? Vergiß nicht, Herr – wenn ich mich recht entsinne, war die Rede von mehreren hundert Kriegern. Jedenfalls mehr, als du bei dir hast.«
    Hannibal nickte gleichmütig. »Und?«
    »Vergib, ich vergaß, mit wem ich rede.«
    »Später, in der Festung, möchte ich von dir ein paar Dinge über Rom hören.« Er stand auf und deutete mit dem Kopf zur Mitte der Mole, wo das Gedränge des Ausladens beendet war.
    »Jetzt habe ich mit Bomilkar zwei oder drei Sätze zu wechseln, die nur für punische Ohren bestimmt sind.«
    Laetilius deutete eine kleine Verbeugung an.
    Bomilkar folgte Hannibal, bis sie außer Hörweite des Römers waren. Dort blieb der Barkide stehen und sah ihn prüfend an.
    »Bist du den Dingen gewachsen?«
    Bomilkar hob die Schultern. »Bis jetzt, ja.«
    »Wieviel weiß er?«

    »Ich weiß es nicht. Ich habe mich bemüht, ihm gewisse Dinge nahezulegen und andere zu verschweigen – alles, was mir wichtig erschien. Münzen, zum Beispiel, und Prägestöcke. Sein Benehmen hat mich hier und da mißtrauisch gemacht; was wiederum heißt, daß ich nicht sicher sein kann, ob er mir nicht die wichtigsten Dinge verheimlicht.«
    Hannibal entblößte einen Atemzug lang die Zähne. »So ist das eben. Wir werden heute abend nicht viele Geheimnisse erörtern können, es gibt andere Dinge zu klären.« Er kniff die Augen zusammen. »Hasdrubal sagt, du bist gut; Hamilkar sagt, er hat nichts Schlechtes über dich gehört. Beim Tempel hast du gut gekämpft, und Rushan spricht gut von dir. Ich werde mich darauf verlassen, daß du keine Fehler machst. Ich hoffe, du hast hinten Augen.«
    Bomilkar blickte zu Laetilius, der sich auf einen Pollerstein gesetzt hatte und aufs Meer hinaussah. »Ich will sie wachsen lassen.«
    »Dann hör zu.« Hannibal sprach schnell, leise und sachlich ; er weihte ihn in seine Pläne ein, und Bomilkar, der bis dahin immer noch nicht gewußt hatte, was geschehen sein mochte und was zu geschehen habe, schnappte mehrmals nach Luft.
    »Ich hoffe, Antigonos hat zwei oder drei Klarheiten gefunden und kann uns eine Nachricht überbringen lassen«, sagte Hannibal. »Bis dahin ist alles nur Mutmaßung.«
    »Aber …« Bomilkar schüttelte den Kopf. »Wie kommst du darauf? Und was weißt du von solchen Geschäften?«
    »Nicht genug, um sicher zu sein, aber genug, um Hasdrubal zu glauben.«
    »Hasdrubal? Wie kommt jetzt Hasdrubal ins Spiel?«
    »Er hat die Dinge zusammengezählt, als ihr bei ihm wart. Und dann beschlossen, dir nichts zu sagen, weil er dem Römer mißtraut. Statt dessen hat er gehandelt. Er hat Hamilkar empfohlen, vorläufig keine Münzen auszugeben. Er hat Boten nach Kalpe geschickt, zur nördlichen Säule des Melqart, und von dort die beiden Schiffe nach
Malaka bringen lassen. Und er hat Anweisungen an einige zuverlässige Leute in den Häfen zwischen hier und dem westlichen Meer gesandt.«
    Nach kurzem Grübeln sagte Bomilkar: »Es ist ein gefährliches Spiel, nicht

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